Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 11.1911/1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.52948#0450
DOI issue:
Heft 32.
DOI article:Redaktioneller Teil
DOI article:Schmid, M.: Modellbörse in München
DOI article:Vermischter Nachrichtenteil
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Die Werkstatt der Kunst.
Heft 32.
§40
Grund einer einheitlicheren Tarifordnung festgelegt
wissen;
b) eine Kranken- und Invaliditätsversicherungspfiicht
an Händen der neuen Reichsversicherungsordnung
herbeiführen;
e) den Akademiemodellmarkt und sonstige Angebots-
gelegenheiten zu einer übersichtlicheren und zweck-
dienlicheren unabhängigen Zentralmodellbörse um-
gestalten.
Der Fachverein steht aus dem Standpunkte: Ls er-
scheint im Interesse beider Teile wünschenswert, die an-
gezogenen Fragen im Verein mit Vertretern der Künstler-
schaft in einer aus Künstlern und Modellen bestehenden,
unter dem Vorsitze eines rechtskundigen Unparteiischen
tagenden Kommission zu beraten und deren Ergebnis für
die praktische Verwertung zu normieren.
wir ersuchen Sie deshalb, innerhalb einer Frist von
H Wochen sich gütigst rückäußern zu wollen, ob Sie geneigt
wären, in Unterhandlung mit uns einzutreten?
Sollte seitens der Künstlerschaft eine Mitberatung nicht
zustande kommen können oder überhaupt ausgeschlagen
werden, würde der Verein aus eigenem an die Beratung
obiger Fragen herantreten und einer Beschlußfassung auf
dem Wege des Koalitionsrechtes Geltung verschaffen.
wir geben aber der Hoffnung Raum, daß sich das
allbekannte konziliante Wesen der Münchener bildenden
Künstlerschaft von der Berechtigung dieser durchaus zeit-
gemäßen und billigen Forderungen überzeugt hält und
jenen entgegenkommt.
vorausschicken möchten wir, um uns aus den Reihen
der Künstlerschaft bereits entgegengetretene Bedenken zu
zerstreuen: Ls liegt dem Fachverein völlig ferne, auf eine
begrenzte Anzahl von zu verwendenden Modellen hinzu-
wirken, noch die sogenannten Gelegenheitsmodelle zu be-
einträchtigen.
Ls zeichnet mit vorzüglicher Hochachtung und Ver-
ehrung Der Vorstand.
Lcllrniä.
Zu Punkt L schreibt uns der „Fachverein Münchener
Berufsmodelle", München, noch auf unsere besondere An-
frage:
„was unsere Tarifbewegung anbelangt, so ist die
jetzt übliche Entlohnung folgende:
Akt...... per Std. 70 Pf.
Halbakt ....„„ 60 „
Kostüm ....„„ 50 „
Kopf.„ „ so bezw. H5 Pf.
Dieser Tarif, als Mindestentlohnung, wurde vom pro-
sessorenkollegium mit Einführung der Reichswährung
für den Bereich der Akademieschulen festgelegt, und damals
so viel Stunden, als Lichtmöglichkeit vorhanden war, ge-
macht, so daß den damaligen Verhältnissen entsprechend
verwendbaren Modellen ein gutes Auskommen gesichert
war; um so mehr, als die selbständigen Künstler in der
Regel mehr zahlten, als an der Akademie bezw. in den
Schulen üblich war. Im Laufe der Zeit aber hat die
Akademie, desgleichen auch die privatschulen die Verwen-
dungsstunden immer weiter reduziert, so daß jetzt im Durch-
schnitt nur mehr 3 Stunden täglich an einem Modell ge-
arbeitet werden; zu gleicher Zeit haben sich auch die
selbständigen Künstler an die Schulbezahlung allgemein
angelehnt. Bei den hiesigen Angebotsverhältnissen ist die
Aussicht auf erwünschten Verwendungserfolg eine ziemlich
beschränkte. Die wenigsten Künstler kennen auch nur den
geringen Teil aller Modelle. Umgekehrt weiß auch das
einzelne Modell nicht seinen für seine offerierten Eigen-
schaften besonders interessierten Künstler. Unser Be-
streben ist nun darauf gerichtet, für Akt einen Verdienst
von 3 Mk. für den halben Tag zu erreichen, für Halb-
akt im gleichen Verhältnis, Kostüm gestellt 2.60—2.80 Mk.,
endlich für Kopf 2.H0—2.50 Mk., im Gegensätze zur
heutigen Lrwerbsmöglichkeit: Akt für den halben Tag
2.so Mk., nachmittags meistens nur t.HO Mk., Halbakt
t.8O Mk. (nachmittags t-20 Mk.), Kostüm H50 Mk. (nach-
mittags t Mk.), Kopf t-50 Mk. bezw. t-25 Mk. (nachmit-
tags t Ulk. bezw. 90 Pf.).
Zieht man hierzu die völlig unzulänglichen Lngage-
mentsmöglichkeiten in Betracht, so geht hieraus ganz klar
die Unmöglichkeit eines gesicherten Verdienstes, nur für
bescheidene Lebensverhältnisse angemessen, hervor. Mün-
chen ist ein sehr teures Pflaster geworden, sowohl in bezug
auf Lebensmittel als auch auf Wohnungsmieten. Ls
haben ja auch alle anderen Berufsarten und Erwerbs-
branchen Verbesserungen ihrer Lrwerbsverhältnisse herbei-
führen müssen und herbeigeführt, wir haben eigentlich
noch keine positiv umgrenzten Forderungen gestellt, weil
wir der Meinung sind, daß, wenn die Modellbörse eine
bessere und geeignetere Frequenz erfährt, da und dort
Garantien geboten werden können, eine feste Mindest-
tarifierung angelegt werden könnte, die die Durchschnitts-
erwerbsmöglichkeit schafft, wie ich sie angedeutet habe, wie
sie für die hiesigen lokalen Verhältnisse eine Lxistenznot-
wendigkeit darstellen, wir glauben aber, daß am ehesten in
einer Kommission, wie die von uns angeregte, eine gegen-
seitige Einigung erzielt werden könnte, die sich dann im
Grunde genommen doch nur als eine mäßige Erhöhung
gegen die heute übliche Mindestentlohnung darstellt, aber
unser Ziel annähernd erreicht."
Vermischter Nachrichtenteil.
Eröffnete Ausstellungen
Bambergs 27. Axril. Die Gemälde der Sendung Nr.
des Süddeutschen Turnus waren vom 3.—-2H. April im
Kun st verein ausgestellt.
Berlin. (Galerie Eduard Schulte.) Mai-Ausstellung:
„Neue Vereinigung Münchener Künstlerinnen" (40), Erich
Büttner-Berlin (9), Vskar Glatz-Budapest (HO), Prof. Hubert
v. Heyden fi-München (30), Ernst Isselmann-Rees (12), Fr.
Frhr. v. Khaynach-Berlin (H), Albert Reibmayr-Düsseldorf
(t5), George Spencer-Watson-London (t5), Gerda Wal-
lander-Stockholm (25).
Berlin. (Die NeuevereinigungMünchenerKünstle-
rinnen) eröffnete eine Ausstellung bei Schulte in Berlin.
Die Sammlung wird dann noch in Düsseldorf, Köln, Heidel-
berg und Karlsruhe ausgestellt. Gleichzeitig beteiligt sich
die Vereinigung an einigen Frühjahrs- und Sommeraus-
stellungen in österreichischen Städten.
Berlin, 26. April. (Die Ausstellung von Schülerzeich-
nungen im Lichthofe des Kunstgewerbemuseums)
hat in Schulkreisen und bei Künstlern so vielseitige Teil-
nahme gefunden, daß sie auf wiederholt ausgesprochenen
Wunsch noch um tH Tage, und zwar bis einschließlich
Sonntag, den t 2. Mai, verlängert wird. Sie ist
wochentags — außer Montags — von to—H, Sonntags
von t2—6 Uhr unentgeltlich geöffnet.
Breslau. (In der Gemäldeausstellung Arthur
Lichtenberg — Schlesischer Kunstverein) neu aus-
gestellt: Prof. Ernst Liebermann-München (37), Max Dppen-
Heimer-München (t6), Eugen Hamm-Paris (;o), H. Kuchen-
dorff-Breslau (5), Maria Schultze-Breslau (t3), H. Tüpke-
Breslau (5), Martha Riesenberger-Marburg (3), Emily
Lengnick-Dresden, Bleistiftzeichn. und 3 Bronzexlastiken von
Prof. A. Muschweck-Straßburg.
Düsseldorf. (Bei Eduard Schulte) neu ausgestellt: Samm-
lung von Ernst Heilemann-Berlin, plinio Lolombi-Bern
(20), Max Jos. Feldbauer-Dachau (30); Linzelwerke von
Frieda Menshausen-Labriola, L. plückebaum, Ed. Daelen,
Rich. Vogts, H. Kapxertz, Alice v. Mengershausen, Fred,
vezin, wilh. Hilgers.
Essen. Vom 25. April bis 49. Mai t9l2 findet im Kunst-
Heft 32.
§40
Grund einer einheitlicheren Tarifordnung festgelegt
wissen;
b) eine Kranken- und Invaliditätsversicherungspfiicht
an Händen der neuen Reichsversicherungsordnung
herbeiführen;
e) den Akademiemodellmarkt und sonstige Angebots-
gelegenheiten zu einer übersichtlicheren und zweck-
dienlicheren unabhängigen Zentralmodellbörse um-
gestalten.
Der Fachverein steht aus dem Standpunkte: Ls er-
scheint im Interesse beider Teile wünschenswert, die an-
gezogenen Fragen im Verein mit Vertretern der Künstler-
schaft in einer aus Künstlern und Modellen bestehenden,
unter dem Vorsitze eines rechtskundigen Unparteiischen
tagenden Kommission zu beraten und deren Ergebnis für
die praktische Verwertung zu normieren.
wir ersuchen Sie deshalb, innerhalb einer Frist von
H Wochen sich gütigst rückäußern zu wollen, ob Sie geneigt
wären, in Unterhandlung mit uns einzutreten?
Sollte seitens der Künstlerschaft eine Mitberatung nicht
zustande kommen können oder überhaupt ausgeschlagen
werden, würde der Verein aus eigenem an die Beratung
obiger Fragen herantreten und einer Beschlußfassung auf
dem Wege des Koalitionsrechtes Geltung verschaffen.
wir geben aber der Hoffnung Raum, daß sich das
allbekannte konziliante Wesen der Münchener bildenden
Künstlerschaft von der Berechtigung dieser durchaus zeit-
gemäßen und billigen Forderungen überzeugt hält und
jenen entgegenkommt.
vorausschicken möchten wir, um uns aus den Reihen
der Künstlerschaft bereits entgegengetretene Bedenken zu
zerstreuen: Ls liegt dem Fachverein völlig ferne, auf eine
begrenzte Anzahl von zu verwendenden Modellen hinzu-
wirken, noch die sogenannten Gelegenheitsmodelle zu be-
einträchtigen.
Ls zeichnet mit vorzüglicher Hochachtung und Ver-
ehrung Der Vorstand.
Lcllrniä.
Zu Punkt L schreibt uns der „Fachverein Münchener
Berufsmodelle", München, noch auf unsere besondere An-
frage:
„was unsere Tarifbewegung anbelangt, so ist die
jetzt übliche Entlohnung folgende:
Akt...... per Std. 70 Pf.
Halbakt ....„„ 60 „
Kostüm ....„„ 50 „
Kopf.„ „ so bezw. H5 Pf.
Dieser Tarif, als Mindestentlohnung, wurde vom pro-
sessorenkollegium mit Einführung der Reichswährung
für den Bereich der Akademieschulen festgelegt, und damals
so viel Stunden, als Lichtmöglichkeit vorhanden war, ge-
macht, so daß den damaligen Verhältnissen entsprechend
verwendbaren Modellen ein gutes Auskommen gesichert
war; um so mehr, als die selbständigen Künstler in der
Regel mehr zahlten, als an der Akademie bezw. in den
Schulen üblich war. Im Laufe der Zeit aber hat die
Akademie, desgleichen auch die privatschulen die Verwen-
dungsstunden immer weiter reduziert, so daß jetzt im Durch-
schnitt nur mehr 3 Stunden täglich an einem Modell ge-
arbeitet werden; zu gleicher Zeit haben sich auch die
selbständigen Künstler an die Schulbezahlung allgemein
angelehnt. Bei den hiesigen Angebotsverhältnissen ist die
Aussicht auf erwünschten Verwendungserfolg eine ziemlich
beschränkte. Die wenigsten Künstler kennen auch nur den
geringen Teil aller Modelle. Umgekehrt weiß auch das
einzelne Modell nicht seinen für seine offerierten Eigen-
schaften besonders interessierten Künstler. Unser Be-
streben ist nun darauf gerichtet, für Akt einen Verdienst
von 3 Mk. für den halben Tag zu erreichen, für Halb-
akt im gleichen Verhältnis, Kostüm gestellt 2.60—2.80 Mk.,
endlich für Kopf 2.H0—2.50 Mk., im Gegensätze zur
heutigen Lrwerbsmöglichkeit: Akt für den halben Tag
2.so Mk., nachmittags meistens nur t.HO Mk., Halbakt
t.8O Mk. (nachmittags t-20 Mk.), Kostüm H50 Mk. (nach-
mittags t Mk.), Kopf t-50 Mk. bezw. t-25 Mk. (nachmit-
tags t Ulk. bezw. 90 Pf.).
Zieht man hierzu die völlig unzulänglichen Lngage-
mentsmöglichkeiten in Betracht, so geht hieraus ganz klar
die Unmöglichkeit eines gesicherten Verdienstes, nur für
bescheidene Lebensverhältnisse angemessen, hervor. Mün-
chen ist ein sehr teures Pflaster geworden, sowohl in bezug
auf Lebensmittel als auch auf Wohnungsmieten. Ls
haben ja auch alle anderen Berufsarten und Erwerbs-
branchen Verbesserungen ihrer Lrwerbsverhältnisse herbei-
führen müssen und herbeigeführt, wir haben eigentlich
noch keine positiv umgrenzten Forderungen gestellt, weil
wir der Meinung sind, daß, wenn die Modellbörse eine
bessere und geeignetere Frequenz erfährt, da und dort
Garantien geboten werden können, eine feste Mindest-
tarifierung angelegt werden könnte, die die Durchschnitts-
erwerbsmöglichkeit schafft, wie ich sie angedeutet habe, wie
sie für die hiesigen lokalen Verhältnisse eine Lxistenznot-
wendigkeit darstellen, wir glauben aber, daß am ehesten in
einer Kommission, wie die von uns angeregte, eine gegen-
seitige Einigung erzielt werden könnte, die sich dann im
Grunde genommen doch nur als eine mäßige Erhöhung
gegen die heute übliche Mindestentlohnung darstellt, aber
unser Ziel annähernd erreicht."
Vermischter Nachrichtenteil.
Eröffnete Ausstellungen
Bambergs 27. Axril. Die Gemälde der Sendung Nr.
des Süddeutschen Turnus waren vom 3.—-2H. April im
Kun st verein ausgestellt.
Berlin. (Galerie Eduard Schulte.) Mai-Ausstellung:
„Neue Vereinigung Münchener Künstlerinnen" (40), Erich
Büttner-Berlin (9), Vskar Glatz-Budapest (HO), Prof. Hubert
v. Heyden fi-München (30), Ernst Isselmann-Rees (12), Fr.
Frhr. v. Khaynach-Berlin (H), Albert Reibmayr-Düsseldorf
(t5), George Spencer-Watson-London (t5), Gerda Wal-
lander-Stockholm (25).
Berlin. (Die NeuevereinigungMünchenerKünstle-
rinnen) eröffnete eine Ausstellung bei Schulte in Berlin.
Die Sammlung wird dann noch in Düsseldorf, Köln, Heidel-
berg und Karlsruhe ausgestellt. Gleichzeitig beteiligt sich
die Vereinigung an einigen Frühjahrs- und Sommeraus-
stellungen in österreichischen Städten.
Berlin, 26. April. (Die Ausstellung von Schülerzeich-
nungen im Lichthofe des Kunstgewerbemuseums)
hat in Schulkreisen und bei Künstlern so vielseitige Teil-
nahme gefunden, daß sie auf wiederholt ausgesprochenen
Wunsch noch um tH Tage, und zwar bis einschließlich
Sonntag, den t 2. Mai, verlängert wird. Sie ist
wochentags — außer Montags — von to—H, Sonntags
von t2—6 Uhr unentgeltlich geöffnet.
Breslau. (In der Gemäldeausstellung Arthur
Lichtenberg — Schlesischer Kunstverein) neu aus-
gestellt: Prof. Ernst Liebermann-München (37), Max Dppen-
Heimer-München (t6), Eugen Hamm-Paris (;o), H. Kuchen-
dorff-Breslau (5), Maria Schultze-Breslau (t3), H. Tüpke-
Breslau (5), Martha Riesenberger-Marburg (3), Emily
Lengnick-Dresden, Bleistiftzeichn. und 3 Bronzexlastiken von
Prof. A. Muschweck-Straßburg.
Düsseldorf. (Bei Eduard Schulte) neu ausgestellt: Samm-
lung von Ernst Heilemann-Berlin, plinio Lolombi-Bern
(20), Max Jos. Feldbauer-Dachau (30); Linzelwerke von
Frieda Menshausen-Labriola, L. plückebaum, Ed. Daelen,
Rich. Vogts, H. Kapxertz, Alice v. Mengershausen, Fred,
vezin, wilh. Hilgers.
Essen. Vom 25. April bis 49. Mai t9l2 findet im Kunst-