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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 11.1911/​1912

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Heft 10.
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Redaktioneller Teil
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Katsch, Hermann: Aerugo nobilis
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Verhaftung eines betrügerischen Kunsthändlers
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Ausstellungsschmerzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52948#0139

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heft 10.

Die Werkstatt der Kunst.

„Wenn der Metall Irund hat" — diese
Worte waren mir geradezu eine Erleuchtung in der
Patinafrage; es liegt darin eine vom Handwerker,
der täglich mit Metallen umging, herrührende Be-
stätigung von Toberentz' Auffassung, daß das me-
chanische Reinigen des Metalls eben „den Grund"
schafft — der blank bleibt. Mir war jetzt ganz
klar und ich denke, man wird mir zustimmen, wenn
ich aus dem Vorkommnis ableite: patiniert nennt
man eine metallische Oberfläche, wenn sie eine von
der Gußfarbe verschiedene, definitive, unveränder-
liche Farbe annimmt — unter Beibehaltung -es
metallischen Glanzes. Das ist meiner Meinung
nach das Wesentliche, die Beibehaltung des metal-
lischen Glanzes; denn nur diese Eigenschaft unter-
scheidet das Aussehen eines Bronzedenkmals von
Gußeisen oder Pappe, nur diese Eigenschaft, die die
spiegelnden Luftlichter und die Reflexe von allen
Seiten aufnimmt und der Figur das Lastende, das
das Gewicht Betonende nimmt, ist der Grund für
die Herstellung von Bronzedenkmälern überhaupt
gewesen. Die Vorbedingung für die natürliche
Patina ist das Herstellen des „Irundes", die durch
mechanische Reinigung erzielte definitive Gußober-
fläche an Stelle der provisorischen Gußhaut.
Der Kostenanschlag, den Toberentz für die vor-
geschlagene Arbeit macht, ist wahrlich gering. Er
berechnete seine eigene Arbeit gar nicht, die ein-
malige Einrichtung der Versuchsanstalt inkl. einer
jährlichen Miete von 500 Mark sollte 3500 Mark
kosten, ein Assistent 2^00, und für laufende La-
boratoriumsspesen sollten s50 Mark monatlich aus-
geworfen werden, so daß die jährlichen laufenden
Ausgaben H700 Mark betragen hätten, wer
diese methodische und energische Art, mit der To-
berentz eine derartige Aufgabe in Angriff nahm,
kennt, der weiß, daß schon in einem Jahr ein recht
wertvolles Resultat erzielt worden wäre. Es wurde
ihm aber alles verweigert. Ich möchte wohl
wissen, ob alle Ausgaben des Kunstetats so nützlich
und fördernd gewesen sind wie die vorgeschlagenen,
die ein Handbuch ergeben hätten, das heute noch
nicht vorhanden ist, und das in keinem künstlerischen
oder gewerblichen Atelier fehlen dürfte. Einen An-
fang hat der verstorbene Meister noch selbst gemacht,
indem er sich ein Verzeichnis der ihm zugäng-
lichen Quellenschriften zur Kunsttechnik, Rezepte
von Gußerden, Rezepte zum vergolden, Mitteilungen
über Bronzelegierungen, von heraklius angefangen,
anlegte, aber nicht zu Ende führte, weil er keine
Unterstützung fand und weil ihn der Tod abrief,
gerade als er pekuniär in die Lage gekommen wäre,
seine Lieblingsstudien auf eigene Hand fortzusetzen.
Vielleicht macht sich in unserer Zeit, die sich so vor-
teilhaft von der vergangenen auszeichnet, durch die
liebevolle Behandlung aller Materialien, irgend je-
mand daran, die Ideen des verstorbenen Toberentz
aufzunehmen; er würde viel Segen stiften und große
Freude an dem Werk erleben.


Verhaftung eines betrügerischen Kunst-
händlers
In Kunstkreisen erregt die Verhaftung des Kunst-
händlers Wilhelm Franke großes Aufsehen, der unter
der Firma Wilhelm Franke öc Eo., Berlin, in dem
Laden Unter den Linden einen Gemäldehandel betrieb.
Er hat zahlreiche Maler um zum Teil erhebliche Summen
betrogen. Der „Berliner Lokalanzeiger" erfährt darüber
folgende Einzelheiten:
„Bis zum Jahre betrieb Franke im Hause Frei-
singer Straße 7 ein kleines, aber gutgehendes Geschäft.
Nach einigem Erfolg siedelte er nach der Offenbacher Straße
über, wo er das Geschäft in ausgedehnterem Maßstabe
fortsetzte, und wenig später mietete er einen Laden im
Hotel Kaiferhof, machte hier aber schlechte Geschäfte und
blieb mit der Mietezahlung im Rückstand, so daß er den
Laden räumen mußte. Danach mietete er den Laden
Unter den Linden to für zooo Mk. im Jahre. Anfangs
entwickelte sich das Geschäft hier recht gut; dann kam aber
wieder eine Zeit geschäftlichen Stillstandes, und nun geriet
F. auf die schiefe Ebene, indem er ihm zum kommissions-
weisen verkauf oder auch nur zur Ansicht über-
gebene Bilder zu Spottpreisen verschleuderte und wieder
andere Bilder sofort nach Empfang aufs Versatzamt
brachte. Abrechnungen vermochten die Künstler nicht zu
erlangen; auch ihre Bilder bekamen sie nie zurück. Einige
der Geschädigten erstatteten schließlich Anzeige bei der
Kriminalpolizei, und diese leitete eine Untersuchung ein,
wobei sich ergab, daß Franke die für die verkauften Bilder
eingegangenen Gelder unterschlagen, teils die Bilder
versetzt und das Geld für sich verbraucht hat. Lr wurde
deshalb verhaftet. Line Haussuchung förderte Pfand-
scheine zutage, und zwar 45 über versetzte Bilder, zwei
über versetzte Brillantringe, die F. gleichfalls zum kom-
missionsweisen verkauf übernommen hatte. Geschädigt sind
viele Maler, deren Mehrzahl der Polizei zur Stunde noch
nicht bekannt ist; sie werden deshalb ersucht, sich auf
dem Polizeipräsidium (N> Kriminalbezirk) zu
melden. Die F.schen Geschäftsräume wurden polizeilich
geschloffen."
HussteUlMgslckm-rzen
Man schreibt uns aus Wien:
Geehrte Redaktion!
würden Sie die Güte haben, vorliegende Zuschrift in
Ihrem Blatte zum Abdruck zu bringen und damit einen
neuen Beitrag zu dem Kapitel „Ausstellerschmerzen" zu
liefern? vielleicht tun sich doch einige Kollegen zusammen
und finden einen Modus, um der Gedankenlosigkeit der
Kunstoereinspersonale und der Willkür der Herren Spedi-
teure Zügel anzulegen. — Binnen einer Woche hatte ich
folgende Schwierigkeiten:
Gemälde, die in Klagenfurt zur Ausstellung ge-
wesen waren, wurden trotz aller vorschriftsmäßig ange-
brachten Zettel an einen hiesigen Maler geschickt (der seine
nicht bekam); auch ich habe meine feit vier Wochen noch
nicht.
2. von der „Großen Berliner Kunstausstellung" kam
mir ein Holzschnitt in einem deutlich die Spuren seiner
 
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