Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 11.1911/1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.52948#0587
DOI Heft:
Heft 42.
DOI Artikel:Redaktioneller Teil
DOI Artikel:Das Submissionswesen
DOI Artikel:Gemäldeankauf Günther Wagner
DOI Artikel:Künstlerurteile
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Heft H2.
Die Werkstatt der Kunst.
577
künftige Gedeihen des Handwerks und damit des Kunst-
gewerbes in erheblichem Maße von dieser Regelung ab-
hängen wird.
Der Delegiertentag betrachtet zu solchem Zwecke die
nachfolgenden Punkte als die wichtigsten:
t. daß Arbeiten, insbesondere kunstgewerbliche, zu deren
Ausführung es besonderer Befähigung oder Kunst-
fertigkeit bedarf oder die nur von einigen besonders
geeigneten herzustellen sind, nur der beschränkten
oder der freihändigen Vergebung unterliegen;
2. daß in der Ausschreibung, Uebertragung und Ab-
nahme von Arbeiten, die das Kunstgewerbe herstellt,
Sachverständige wirksam sind;
z. daß der Zuschlag in keinem Falle ausschließlich
zum niedrigsten Preise erfolgt, sondern derjenige
den Zuschlag erhält, dessen Angebot die größtmög-
lichste Gewähr sür preiswerte und gediegene Aus-
führung der Arbeit, Leistung oder Lieferung bietet;
ausgeschlossen sein sollen solche Angebote, die eine
offenbar zu dem zu Liefernden im Mißverhältnisse
stehende Preisforderung enthalten, so daß eine
tüchtige Leistung nicht erwartet werden kann;
daß die Regelung des öffentlichen Verdingungs-
wesens durch Reichsgesetz oder, wenn dies unaus-
führbar ist, durch Landesgesetz erfolgt;
5. sind Kostenanschläge, Projekte, zeichnerische Dar-
stellungen, Modelle usw. von den Bewerbern ge-
fordert, so sind die Selbstkosten hierfür nach beson-
deren Taxen von Sachverständigen zu erstatten,
wenn das Ausschreiben ein beschränktes war;
s. daß Ueberwachungsämter die richtige Handhabung
des verdingungswesens beaufsichtigen.
GemalÄsankauk Güntker Magner
Die erste Auswahl von Gemälden sür den Ankauf
hat jetzt stattgefunden, und zwar auf der „Großen Berliner
Kunstausstellung", der „Berliner Secession", der „Großen
Kunstausstellung Dresden" und auf der „Großen Ausstel-
lung der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschast in
Hannover". Die Auswahlkommissionen und die Namen
der Künstler der ausgewählten Gemälde sind nachstehend
bekanntgegeben.
„Große Berliner Kunstausstellung".
Vorschlagskommission die Herren: Prof. Gtto H.
Engel, Kunstmaler Lurt Agthe, Prof. Raffael Schuster-
Woldan-Berlin, Architekt L. w. Baule, G. Albers als
Vertreter der Firma Günther Wagner in Hannover.
Ausgewählt Gemälde von: Hugo Walser-Lharlotten-
burg, Hans Fritsch-Dresden, Karl Genike-Berlin, Larl
Haeser-Dresden, Rich. Albitz-Berlin, Philipp Panzer-
Lharlottenburg, M. Persson-Henning-Berlin, Hugo Noske-
Wien, Hans Hartig-Berlin, Ernst Kolbe-Steglitz, A.
Liedtke-Potsdam, Larl Langhammer-Berlin, Hans Licht-
Lharlottenburg, Gtto Lämmerhirt-Berlin, Gtto Marcus-
Schöneberg, Herm. Hartmann-Lharlottenburg.
„Berliner Secession".
Vorschlagskommission die Herren: Kunstmaler Rob.
Breyer, Prof. Lovis Lorinth-Berlin, Architekt L. w.
Baule, G. Albers als Vertreter der Firma Günther
Wagner in Hannover.
Ausgewählt Gemälde von: Emmi Pick-Breslau, Lugen
Hamm-Paris, Ernst Gppler-Berlin, Walter Klemm-
Dachau, Ulrich Hübner-Travemünde, L. R. Dietze-Dresden,
Th. v. Brockhusen-Berlin.
„Große Kunstausstellung Dresden".
Vorschlagskommission die Herren: Prof. Max Frey-
Dresden, Hofrat Walther Witting-Dresden, Architekt L.
w. Baule, G. Albers als Vertreter der Firma Günther
Wagner in Hannover.
Ausgewählt Gemälde von: Ferd. Brod-Dresden, Ferd.
Dorsch-Dresden, Hans Fritsch-Dresden, G. El. Schanze-
Dresden, Schmoll v. Lisenwerth-Stuttgart, Ulrich Hübner-
Travemünde, Ernst Gppler-Berlin.
„Große Ausstellung der Allgemeinen Deutschen
Kunstgenossenschaft in Hannover".
Vorschlagskommission die Herren: Kunstmaler Rud.
Hermanns-Hannover, Prof. L. p. Jordan, Kunstmaler
Gtto Rauth, Architekt E. w. Baule, G. Albers als Ver-
treter der Firma Günther Wagner, ferner als Ablösung
für Herrn Rud. Hermanns Herr Prof. A. Voigt-Fölger-
Hannover.
Ausgewählt Gemälde von: Hans Best-München, Hans
Klohß-Stargard, F. M. Lünstroth-Berlin, Karl Plinke-
Hannover, Gtto Hammel-Hannover, wilh. Hempfing-
Karlsruhe, Arthur Barth-Meißen, G. Dieckmann-Han-
nover, L. Grono-Hannover, H. Tillberg-München, Mar-
garethe Seeland-Eldagsen, Seiffert-Wattenberg-Hannover,
Rudolph Weber-Hannover, Voigt-Fölger-Hannover, Georg
Backhaus-Hannover, Larl Wahler-Stuttgart, wilh. Beck-
mann-Dahlem, H. Breling-Fischerhude, Lugen Segewitz-
Karlsruhe, Alexander Koester-Klausen in Tirol, Gtto
Pippel-Planegg.
MnstlerurteUe
Der erst kürzlich aus Wien an die Hochschule in
Weimar berufene Maler Prof. Albin Egger-Lienz
veröffentlichte am 8. Juli unter der Ueberschrift „Monu-
mentale Kunst" eine Kritik der „Dresdener Ausstel-
lung in der „wiener Sonn- und Montagszeitung",
der wir folgende Stellen entnehmen:
„wenn man vor Jahren von Lenbachscher Altmeister-
anempfindung und Virtuoseneleganz sich zu Leibl hin-
wandte, geschah es ja eben darum, weil man, verdurstet
in künstlicher Kunst, nicht anders Erfrischung finden konnte,
als bei denen, die an der Guelle saßen, was ist aber
Lenbach für ein Aermling neben Hodler, dem das ganze
technische Arsenal von Byzanz über Botticelli bis zur
Duncan zur Verfügung steht I ..."
„Damit, daß man die plump-theatralische Kulissenpose
der Makart-Munkacsy, die auch auf dieser Ausstellung
spukt (prell!), durch raffinierte Artistenaffektiertheil ersetzt,
kommt man dem Monumentalen um keinen Schritt näher.
Man merkt die Absicht — und sieht: das muß nicht sein."
Klimt: „. . . Das ist der Rätselreiz des Absurden.
Doch dieses Rätsels Kern löst sich in dem Zauberwort:
Sexualkabbalistik. Hier muß geistverlassene Geilheit das
leisten, was bei Hodler die artistische Finesse erreicht: die
Herstellung einer: ,als ob'."
Hodler: „. . . er ist eine Größe ersten Ranges, aber
eine negative Größe, nicht eine schaffende, sondern eine
zehrende Größe, die Technik mehrerer Jahrhunderte (frei-
lich ohne den Geist mehrerer Jahrhunderte) hat dieser Erz-
greis verschlungen; aber jeglicher Zeugungsgeist ist ihm
entschwunden ... Meine Kunst ist originell und seine
abstrakt, meine ist monumental und seine dekorativ. . .
Das Monumentale fängt mit der Natur an und muß
darum zur großen Form gelangen, wer aber mit der Kunst
anfängt, ist kein Besitzer der Kunst, sondern ein besessenes
passivum, in ihm hört sie auf."
Klinger: „Klingers Monumentalität besteht in xar-
venühaft dilettantischem Knallprotzentum. Hier herrscht
das Rezept: Leim ist ein ganz besonderer Saft, wo die
Liebe, der Sinn für organische Ergänzung fehlt, muß es
die Kuppelei tun. Der Dilettant kann immer nur durch
Verkuppelung des Materials wirken. Das ist weder Kunst
noch Artismus, sondern bunte Protzenbarbarei."
Die Werkstatt der Kunst.
577
künftige Gedeihen des Handwerks und damit des Kunst-
gewerbes in erheblichem Maße von dieser Regelung ab-
hängen wird.
Der Delegiertentag betrachtet zu solchem Zwecke die
nachfolgenden Punkte als die wichtigsten:
t. daß Arbeiten, insbesondere kunstgewerbliche, zu deren
Ausführung es besonderer Befähigung oder Kunst-
fertigkeit bedarf oder die nur von einigen besonders
geeigneten herzustellen sind, nur der beschränkten
oder der freihändigen Vergebung unterliegen;
2. daß in der Ausschreibung, Uebertragung und Ab-
nahme von Arbeiten, die das Kunstgewerbe herstellt,
Sachverständige wirksam sind;
z. daß der Zuschlag in keinem Falle ausschließlich
zum niedrigsten Preise erfolgt, sondern derjenige
den Zuschlag erhält, dessen Angebot die größtmög-
lichste Gewähr sür preiswerte und gediegene Aus-
führung der Arbeit, Leistung oder Lieferung bietet;
ausgeschlossen sein sollen solche Angebote, die eine
offenbar zu dem zu Liefernden im Mißverhältnisse
stehende Preisforderung enthalten, so daß eine
tüchtige Leistung nicht erwartet werden kann;
daß die Regelung des öffentlichen Verdingungs-
wesens durch Reichsgesetz oder, wenn dies unaus-
führbar ist, durch Landesgesetz erfolgt;
5. sind Kostenanschläge, Projekte, zeichnerische Dar-
stellungen, Modelle usw. von den Bewerbern ge-
fordert, so sind die Selbstkosten hierfür nach beson-
deren Taxen von Sachverständigen zu erstatten,
wenn das Ausschreiben ein beschränktes war;
s. daß Ueberwachungsämter die richtige Handhabung
des verdingungswesens beaufsichtigen.
GemalÄsankauk Güntker Magner
Die erste Auswahl von Gemälden sür den Ankauf
hat jetzt stattgefunden, und zwar auf der „Großen Berliner
Kunstausstellung", der „Berliner Secession", der „Großen
Kunstausstellung Dresden" und auf der „Großen Ausstel-
lung der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschast in
Hannover". Die Auswahlkommissionen und die Namen
der Künstler der ausgewählten Gemälde sind nachstehend
bekanntgegeben.
„Große Berliner Kunstausstellung".
Vorschlagskommission die Herren: Prof. Gtto H.
Engel, Kunstmaler Lurt Agthe, Prof. Raffael Schuster-
Woldan-Berlin, Architekt L. w. Baule, G. Albers als
Vertreter der Firma Günther Wagner in Hannover.
Ausgewählt Gemälde von: Hugo Walser-Lharlotten-
burg, Hans Fritsch-Dresden, Karl Genike-Berlin, Larl
Haeser-Dresden, Rich. Albitz-Berlin, Philipp Panzer-
Lharlottenburg, M. Persson-Henning-Berlin, Hugo Noske-
Wien, Hans Hartig-Berlin, Ernst Kolbe-Steglitz, A.
Liedtke-Potsdam, Larl Langhammer-Berlin, Hans Licht-
Lharlottenburg, Gtto Lämmerhirt-Berlin, Gtto Marcus-
Schöneberg, Herm. Hartmann-Lharlottenburg.
„Berliner Secession".
Vorschlagskommission die Herren: Kunstmaler Rob.
Breyer, Prof. Lovis Lorinth-Berlin, Architekt L. w.
Baule, G. Albers als Vertreter der Firma Günther
Wagner in Hannover.
Ausgewählt Gemälde von: Emmi Pick-Breslau, Lugen
Hamm-Paris, Ernst Gppler-Berlin, Walter Klemm-
Dachau, Ulrich Hübner-Travemünde, L. R. Dietze-Dresden,
Th. v. Brockhusen-Berlin.
„Große Kunstausstellung Dresden".
Vorschlagskommission die Herren: Prof. Max Frey-
Dresden, Hofrat Walther Witting-Dresden, Architekt L.
w. Baule, G. Albers als Vertreter der Firma Günther
Wagner in Hannover.
Ausgewählt Gemälde von: Ferd. Brod-Dresden, Ferd.
Dorsch-Dresden, Hans Fritsch-Dresden, G. El. Schanze-
Dresden, Schmoll v. Lisenwerth-Stuttgart, Ulrich Hübner-
Travemünde, Ernst Gppler-Berlin.
„Große Ausstellung der Allgemeinen Deutschen
Kunstgenossenschaft in Hannover".
Vorschlagskommission die Herren: Kunstmaler Rud.
Hermanns-Hannover, Prof. L. p. Jordan, Kunstmaler
Gtto Rauth, Architekt E. w. Baule, G. Albers als Ver-
treter der Firma Günther Wagner, ferner als Ablösung
für Herrn Rud. Hermanns Herr Prof. A. Voigt-Fölger-
Hannover.
Ausgewählt Gemälde von: Hans Best-München, Hans
Klohß-Stargard, F. M. Lünstroth-Berlin, Karl Plinke-
Hannover, Gtto Hammel-Hannover, wilh. Hempfing-
Karlsruhe, Arthur Barth-Meißen, G. Dieckmann-Han-
nover, L. Grono-Hannover, H. Tillberg-München, Mar-
garethe Seeland-Eldagsen, Seiffert-Wattenberg-Hannover,
Rudolph Weber-Hannover, Voigt-Fölger-Hannover, Georg
Backhaus-Hannover, Larl Wahler-Stuttgart, wilh. Beck-
mann-Dahlem, H. Breling-Fischerhude, Lugen Segewitz-
Karlsruhe, Alexander Koester-Klausen in Tirol, Gtto
Pippel-Planegg.
MnstlerurteUe
Der erst kürzlich aus Wien an die Hochschule in
Weimar berufene Maler Prof. Albin Egger-Lienz
veröffentlichte am 8. Juli unter der Ueberschrift „Monu-
mentale Kunst" eine Kritik der „Dresdener Ausstel-
lung in der „wiener Sonn- und Montagszeitung",
der wir folgende Stellen entnehmen:
„wenn man vor Jahren von Lenbachscher Altmeister-
anempfindung und Virtuoseneleganz sich zu Leibl hin-
wandte, geschah es ja eben darum, weil man, verdurstet
in künstlicher Kunst, nicht anders Erfrischung finden konnte,
als bei denen, die an der Guelle saßen, was ist aber
Lenbach für ein Aermling neben Hodler, dem das ganze
technische Arsenal von Byzanz über Botticelli bis zur
Duncan zur Verfügung steht I ..."
„Damit, daß man die plump-theatralische Kulissenpose
der Makart-Munkacsy, die auch auf dieser Ausstellung
spukt (prell!), durch raffinierte Artistenaffektiertheil ersetzt,
kommt man dem Monumentalen um keinen Schritt näher.
Man merkt die Absicht — und sieht: das muß nicht sein."
Klimt: „. . . Das ist der Rätselreiz des Absurden.
Doch dieses Rätsels Kern löst sich in dem Zauberwort:
Sexualkabbalistik. Hier muß geistverlassene Geilheit das
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Herstellung einer: ,als ob'."
Hodler: „. . . er ist eine Größe ersten Ranges, aber
eine negative Größe, nicht eine schaffende, sondern eine
zehrende Größe, die Technik mehrerer Jahrhunderte (frei-
lich ohne den Geist mehrerer Jahrhunderte) hat dieser Erz-
greis verschlungen; aber jeglicher Zeugungsgeist ist ihm
entschwunden ... Meine Kunst ist originell und seine
abstrakt, meine ist monumental und seine dekorativ. . .
Das Monumentale fängt mit der Natur an und muß
darum zur großen Form gelangen, wer aber mit der Kunst
anfängt, ist kein Besitzer der Kunst, sondern ein besessenes
passivum, in ihm hört sie auf."
Klinger: „Klingers Monumentalität besteht in xar-
venühaft dilettantischem Knallprotzentum. Hier herrscht
das Rezept: Leim ist ein ganz besonderer Saft, wo die
Liebe, der Sinn für organische Ergänzung fehlt, muß es
die Kuppelei tun. Der Dilettant kann immer nur durch
Verkuppelung des Materials wirken. Das ist weder Kunst
noch Artismus, sondern bunte Protzenbarbarei."