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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 11.1911/​1912

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Heft 14.
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Redaktioneller Teil
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Aerugo nobilis
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52948#0196

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Die Werkstatt der Kunst.

Heft

gußverfahren hergestellt ist, spielt größtenteils keine Rolle,
denn nur wenigen Bildhauern sind die Zwecke und Ziele
der beiden Gießarten geläufig. Ganz abweichend hiervon
stehen einige Bildhauer, die ihre Bronzen rein metallisch
behandelt haben wollen. Mancher unter ihnen versteht es,
sein Modell für die spätere Metallbearbeitung zuzuschneiden,
es gibt aber auch solche, die glauben, ihr Modell mag aus-
sehen, wie es will, der Ziseleur wird die Sache schon
machen. Das ist natürlich falsch. Soll eine Bronze glänzend
in die Erscheinung treten, so muß auch die Formgebung
im Modell entsprechend ausgeführt sein. Das Bildwerk
muß in sich vollkommen klar und fertig durchmodelliert,
jede Form bis auf die höchste Höhe gesteigert werden, so
daß es jede Beleuchtung aushalten kann, wenn dann
der Bronzegießer sein übriges tut, wenn er durch geschickte
Arbeiter die Bronze durchziselieren lassen kann, so werden
ihr Glanzlichter gegeben, die jede Form richtig erscheinen
laßen und den Metalleffekt des Bildwerkes erst recht zur
Geltung bringen.
Wir haben also zwei völlig voneinander abweichenden
Anforderungen gerecht zu werden, zwischen denen natürlich
einige Ueberläufer nach rechts und links vorkommen.
Außerdem darf ein Umstand nicht außer acht gelassen
werden, nämlich die Behandlung der Bronzen vor ihrer
Aufstellung im Freien. Da wünscht ein Bildhauer die
herrlichen Farbentöne stehen zu lassen, die eine Gußhaut
mit zur Welt bringen kann, während ein anderer seine
von der Gußhaut nicht befreite Bronze hellgrün oder tief-
schwarz färben läßt. Don denen, die ihre Bronzen metal-
lisch glänzend behandeln lassen, gibt es einige, die ganz
Helle Töne vorschreiben, andere dagegen lassen grün, schwarz-
braun oder oliv färben. Ls ist begreiflich, daß jeder Bild-
hauer sein Werk der Geffentlichkeit in einer Tönung über-
geben will, die seiner Ansicht im allgemeinen und den
örtlichen und sonstigen Nebenumständen im besonderen
entspricht. Lr weiß genau, daß die künstliche Färbung
nicht lange vorhält, trotzdem kann er sich von dem Ge-
danken nicht trennen, sein Werk in einer gewissen Farben-
stimmung zur Architektur und Umgebung zu sehen.
Zieht man nun diese wenigen Andeutungen in Be-
tracht, die ich bei dem mir zur Verfügung stehenden be-
schränkten Raum machen konnte, und vergißt nicht, wie
die Umgebung einer Bronze auf diese so sehr verschieden
wirken kann, so wird man einsehen, daß man mit einer
einseitigen, schematischen Behandlung der Patinafrage nicht
weit kommen kann. Gerade das verallgemeinern ist ge-
fährlich. wir wissen noch zuwenig, um nach bestimmten
Regeln gehen zu können. Ls ist uns ebensowenig bekannt,
was aus den Bronzen wird, die ihre Gußhaut behalten

haben, wie wir ergründen können, weshalb diese oder jene
tadellos ziselierte Bronze gut oder schlecht patiniert. wir
sehen nur, daß selbst die glänzendste Bronze schon nach
kurzer Zeit matt und stumpf wird, sobald sie den Ein-
wirkungen von Luft und Feuchtigkeit ausgesetzt wird.
Jeder Anslug einer Patinabildung ist matt und glanzlos,
je schneller sich Patina bildet, je stärker die Oberfläche des
Metalls sich mit einer Oxydschicht überzieht, desto stumpfer
und glanzloser wird das Aussehen der Bronze, wir müssen
also bei der Behandlung der Patinafrage alle Einzelheiten
gewissenhaft in Betracht ziehen und von Fall zu Fall ent-
scheiden, wie dieses oder jenes Bronzewerk zu behandeln
ist. Um aber einen Grund und Boden für die Behandlung
zu finden, sind Vorarbeiten erforderlich, die sehr viel Zeit
erfordern und daher baldigst begonnen werden müssen.
Wir können an den öffentlichen Denkmälern nicht herum-
probieren und müssen daher entsprechende Versuchsobjekte
schaffen, die unter streng wissenschaftlicher und technischer
Kontrolle und unter Berücksichtigung der geringsten Einzel-
heiten sowohl hergestellt als auch weiter zu behandeln sind.
Die Objekte müssen groß genug sein, damit die Beobach-
tungen und versuche ergiebig ausfallen. Ls ist dafür von
berufener Seite eine Anzahl mindestens lebensgroßer Büsten
vorgeschlagen, die in den verschiedenen Legierungen mit
Anwendung der vorhandenen Gießverfahren gegossen sind,
so daß die von mir angedeuteten voneinander abweichen-
den Anforderungen, die an ein Bronzewerk gestellt werden
können, gründlich auszuprobieren sind. Dann haben wir
wenigstens in absehbarer Zeit den Anfang einer Erkennt-
nis der Patinabildung unter den verschiedensten Gesichts-
punkteil und können den Städten sagen, wie sie ihre Denk-
mäler in Zukunft behandeln müssen.
wie eingangs erwähnt, halte ich es für wünschens-
wert, daß der Staat die Vorarbeiten einleitet. Damit zu-
nächst die Kostenfrage ausgeschaltet wird, stellt sich meine
Gesellschaft wie schon des öfteren in den Dienst der guten
Sache und erklärt sich bereit, die erforderlichen Versuchs-
objekte, etwa ein Dutzend lebensgroße Büsten oder auch
andere Bronzegegenstände, kostenlos zur Verfügung zu
stellen, wir hoffen damit den Beweis zu führen, daß es
uns Ernst mit der Sache ist, und daß wir gern mitarbeiten
wollen, wo es sich um das Wohl und wehe unserer
öffentlichen Denkmäler handelt. Außer der Beschaffung
der unerläßlichen Versuchsbronzen können vorderhand
kaum Kosten entstehen, denn die zur Mitarbeit heranzu-
ziehenden Herren werden ehrenamtlich tätig sein und eine
Bezahlung wenigstens für die nächsten Vorarbeiten und
Verhandlungen nicht erwarten.

vermischter Nachrichtenleil.
GeplLMtz Ausstellungen

Berlin, 22. Dezember. (Verkaufs- und Arbeitszeit
auf Ausstellungen.) In der Absicht, daran mitzu-
wirken, daß die von den beteiligten Kreisen als schwerer
Mißstand empfundene ungleiche Praxis in der Frage des
Verkaufes auf Ausstellungen an Sonn- und Feier-
tagen bezw. nach den ortsüblichen abendlichen Laden-
schlußzeiten und in der Frage der Schauarbeiten
auf Ausstellungen beseitigt und eine über ganz Deutsch-
land sich erstreckende gleichmäßige Praxis herbeigeführt
wird, hat der Vorstand der „Ständigen Ausstellungskom-
mission für die Deutsche Industrie" in seiner jüngsten
Plenarversammlung, an der die ständigen Vertreter der
Reichsregierung teilgenommen haben, einmütig der Auf-
fassung Ausdruck gegeben, l- daß für Verkäufe auf
deutschen Ausstellungen sowohl an Sonn- und Feiertagen
wie nach den ortsüblichen Ladenschlußzeiten Ausnahmen
von den allgemeingültigen gesetzlichen Bestimmungen nicht
zu gewähren sind, 2. daß dagegen für Schauarbeiten auf
deutschen Ausstellungen an Sonn- und Feiertagen Aus-

nahmen von den gesetzlichen Bestimmungen in Gemäß-
heit des tz tose der Gewerbeordnung zugelassen werden
sollten. Die Reichsregierung soll ersucht werden, bei den
Bundesregierungen den Erlaß entsprechender Vorschriften
an die Verwaltungsbehörden zu befürworten.
Karlsruhe. (Jubiläumsausstellung in Karlsruhe.)
Line Jubiläumsausstellung im Jahre tdl5 wird in Karls-
ruhe zur Erinnerung an die 200jährige Wieder-
kehr der Begründung der Stadt, die im Jahre t?t5
durch den Markgrafen Karl Wilhelm erfolgte, veranstaltet
werden. Die Ausstellung soll Industrie, Handwerk und
Kunst umfassen. Für die Kunst im gesamten Umfang
wird die seit Jahren geplante städtische Ausstellungshalle
zur Verfügung stehen. Auf dem Gelände des bisherigen
Hauptbahnhofes, das durch den Bahnhofsneubau frei wird
und von der Bahnverwaltung zur Verfügung gestellt ist,
sowie auf den anstoßenden Flächen des städtischen Fest-
platzes und des bisherigen Meßplatzes, unter Einbeziehung
der Stadthalle, des Stadtgartentheaters und des Stadt-
gartens selbst, erhält die Ausstellung eine so vorteilhafte
Lage zum neuen Bahnhof und zur Stadt, wie sie sich Ver-
anstaltungen dieser Art mit ihrem großen Raumbedürfnis
 
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