Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 11.1911/1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.52948#0395
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Heft 28.
DOI article:Redaktioneller Teil
DOI article:Braunschweiger Künstlerfreuden, 3
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Heft 28.
Die Werkstatt der Kunst.
385
Redaktioneller Teil.
krrunsckweiger liüultlersreucien. III
(vgl. die Artikel in den Heften 25 und 2?)
Auf die Beschwerden, die unter dem Titel „Braun-
schweiger Künstlerfreuden" gegen den Vorstand des
„Braunschweigischen Kunstvereins" gerichtet sind, er-
widert dieser folgendes:
„Die diesjährige Jury war unvollständig, da zwei
Mitglieder zum eigenen Bedauern des Kunstvereins durch
verschiedene Umstände behindert waren, an der entscheiden-
den Sitzung sich zu beteiligen. Der Kunstverein wünscht
selbst die Beteiligung von Berufskünstlern, obgleich ihm
die Erfüllung dieses Wunsches durch die Künstler selbst
sehr erschwert wird.
von einer Gespanntheit der Braunschweiger Künstler-
schaft als solcher und dem Kunstverein ist uns bisher nichts
bekannt geworden. Daß einzelne wegen der Ablehnung
eines Werkes sich gekränkt fühlen, dürste wohl überall
vorkommen.
Dem Kunstverein wird .längst auffallender Mangel an
Interesse für Braunschweiger Künstler' vorgeworfen. Den
verdacht, als ob solch mangelndes Interesse in persönlichen
Beziehungen begründet sein könnte, weisen wir als un-
würdig zurück. Tatsächlich bemerken wir, daß, seit der
Kunstverein sein eigenes Heim verloren hat, das Herzog-
liche und das Städtische Museum für ihn Sonderausstel-
lungen veranstalten. Seit t9vs kamen von Braun-
schweiger Künstlern durch Kollektivausstellungen
im Herzoglichen Museum Anna Löhr, Georg Wolters,
Gust. Lehmann, v. Lschwege, Fr. Heyser, H. Leitzen, Marg.
v. Heinemann, Heinr. Königsdorf, Hel. Dankworth — im
Städtischen Museum L. Tacke, G. Tunica, H. Dahl-
mann, A. Nickol, H. Huisken, L. Heel (Gedächtnisausstel-
lung), G. Bohnsack, G. Elster, A. pricelius, R. Sievers,
H. Lisfeldt, V. Krone, G. Llausen, H. Herse, H. Leitzen,
V. Philipps, A. Scheffer, w. willgerodt zu Worte.
Der Vorwurf, die Braunschweiger Künstler hätten
unberechtigt schlechte Plätze den Fremden gegenüber er-
halten, ist uns umgekehrt von diesen in bezug aus jene
gemacht worden.
Daß man bisher die eingesandten Werke anerkannter
Braunschweiger Künstler ohne weiteres ausgenommen hätte,
ist nicht zutreffend. Die Jury hat stets ihres Amtes ge-
waltet.
Das verlangen, die Jury solle Gründe für die Ab-
lehnung der einzelnen Werke angeben, ist eine Zumutung,
die davon zeugt, daß der Linsender wohl noch nie sonst
mit großen Ausstellungen zu tun hatte.
Ebenso harmlos ist der Satz: .Man hat Werke von
Künstlern zurückgesandt, deren nachweisbarer künstle-
rischer wert unbestreitbar ist.' Die Angelegenheit
ist ja höchst einfach zu entscheiden: mögen doch die Herren
ihre unsererseits abgelehnten Bilder zu irgendeiner großen
Kunstausstellung, Berlin, Dresden, München z. B., wo sie
doch sicher persönliche Beziehungen nicht zu fürchten brauchen,
und wo Künstler über sie zu Gericht sitzen, einsenden, wenn
sie tatsächlich von dem .unbestreitbar nachweisbaren künstle-
rischen werte' überzeugt sind. Der Vorstand des Kunst-
vereins hat diese Probe nicht zu fürchten.
Den Kunstvereinen wird sonst gern von Künstlern der
Vorwurf der Rückständigkeit gemacht. Hier erleben wir
es, daß uns von Künstlern eine Bevorzugung moderner
Richtungen vorgeworfen wird, wir führen unsere Galerie-
ankäufe aus den letzten Jahren an, aus denen jeder
Unbefangene sich ein Urteil über unsere Stellung zur Kunst
bilden kann: H. v. Bartels, .Holländische Mutter'; Ludw.
Dettmann, .Heimfahrt vom Kirchdorf'; H. Hermann, .Fähre
bei Dortrecht'; Fritz Mackensen, .Die Dämmerung'; Karl
Vinnen, .Erster Frühlingstag'; M. v. Heinemann, .Eapri';
Ernst Litner, .winterstille'; L>ans-Peter Feddersen, .März-
tauwetter'; w. Schmarje, .Junger Satyr' (Bronze).
Der .Vereinigung Nordwestdeutscher Künstler' ist auf
ihren Antrag ausnahmsweise gestattet, mit eigener Jury
und Hängekommission zu arbeiten. Derartige Rechte pflegen
häufig besonderen Künstlergrupxen bei Ausstellungen ein-
geräumt zu werden. Für die Braunschweiger Künstler
hatten wir aber ausdrücklich vorher Räume im Ver-
hältnis zur Zahl der Anmeldungen reserviert.
Freien Eintritt sehen unsere Satzungen nur für die
Mitglieder des Kunstvereins vor. wir setzen voraus, daß
alle Braunschweiger Künstler, die pekuniär in der Lage
sind, so viel Interesse an der Kunst haben, um ihm beizu-
treten. wir haben aber nie die Bitte um eine Freikarte
abgelehnt.
Der Teil der braunschweigischen Künstler, der unsere
Kunstausstellungen nicht mehr beschickt, muß wohl sehr ge-
ring sein. Wir haben noch nie eine so große Zahl von An-
meldern zu verzeichnen gehabt wie gerade in diesem Jahre.
Nun noch ein Wort zum Schlußsätze:
»Der Grtsverein Braunschweig der Allgemeinen
Deutschen Kunstgenossenschaft hat schon seinerseits
seine rechtlichen Ansprüche zu wahren gewußt.'
Unterm 9. Februar ging uns ein Schreiben zu, unter-
zeichnet: .Grtsverein der A. D. K. G., Ludwig Probst,
Vorsitzender', das in Stil und Gedankengang mit dem
.Braunschweiger Künstlerfreuden' überschriebenen Artikel in
Heft 25 sich deckt und mit dem Anträge .den Braunschweiger
Künstlern für die Folge dieselben Rechte einzuräumen wie
den auswärtigen Künstlern' schließt. Da dieses Schreiben
in einem Tone gehalten war, wie er im allgemeinen im
gesellschaftlichen Leben nicht üblich ist, da wir ferner durch
ein im Vorstande des Kunstvereins sitzendes Mitglied ge-
nannten Grtsvereins erfuhren, daß jenes Schreiben nicht
auf Grund eines Beschlusses des Grtsvereins der A. D.K. G.
erlassen war, so haben wir es zu den Akten gelegt und
werden keine weitere Notiz davon nehmen.
Braunschweig, den 25. März t9l2.
Der Vorstand
des Braunschweigischen Kunstvereins."
von Mitgliedern des Grtsvereins Braun-
schweig der A. D. K. G. wird uns geschrieben:
„In Heft 25 Ihrer Zeitschrift vom t8- März l9l2
bringen Sie einen Aufsatz über .Braunschweiger Künstler-
freuden', welcher heftige Angriffe gegen den hiesigen Kunst-
verein und dessen Jury enthält, und in dessen Schlußsatz
es heißt:
.Der Grtsverein Braunschweig der Allgemeinen
Deutschen Kunstgenossenschaft hat schon seinerseits
seine rechtlichen Ansprüche zu wahren gewußt.'
Dies veranlaßt mehrere Mitglieder des Grtsvereins
zu folgender Berichtigung:
Der Vorsitzende des Grtsvereins hat an die Mit-
glieder des Grtsvereins gleichlautende Postkarten gesandt, in
welchen er erklärt, .gegen das unhaltbare Iurywesen des
Braunschweiger Kunstvereins Stellung genommen zu haben',
und nachträglich um die Erklärung des Einverständnisses
hierzu bittet. Diese Erklärung haben wir ab lehnen
müssen, da eine Stellungnahme des Vorsitzenden ohne vor-
herigen Beschluß des Grtsvereins unzulässig ist. Auch
nachträglich ist solcher Beschluß nicht erfolgt.
Die Werkstatt der Kunst.
385
Redaktioneller Teil.
krrunsckweiger liüultlersreucien. III
(vgl. die Artikel in den Heften 25 und 2?)
Auf die Beschwerden, die unter dem Titel „Braun-
schweiger Künstlerfreuden" gegen den Vorstand des
„Braunschweigischen Kunstvereins" gerichtet sind, er-
widert dieser folgendes:
„Die diesjährige Jury war unvollständig, da zwei
Mitglieder zum eigenen Bedauern des Kunstvereins durch
verschiedene Umstände behindert waren, an der entscheiden-
den Sitzung sich zu beteiligen. Der Kunstverein wünscht
selbst die Beteiligung von Berufskünstlern, obgleich ihm
die Erfüllung dieses Wunsches durch die Künstler selbst
sehr erschwert wird.
von einer Gespanntheit der Braunschweiger Künstler-
schaft als solcher und dem Kunstverein ist uns bisher nichts
bekannt geworden. Daß einzelne wegen der Ablehnung
eines Werkes sich gekränkt fühlen, dürste wohl überall
vorkommen.
Dem Kunstverein wird .längst auffallender Mangel an
Interesse für Braunschweiger Künstler' vorgeworfen. Den
verdacht, als ob solch mangelndes Interesse in persönlichen
Beziehungen begründet sein könnte, weisen wir als un-
würdig zurück. Tatsächlich bemerken wir, daß, seit der
Kunstverein sein eigenes Heim verloren hat, das Herzog-
liche und das Städtische Museum für ihn Sonderausstel-
lungen veranstalten. Seit t9vs kamen von Braun-
schweiger Künstlern durch Kollektivausstellungen
im Herzoglichen Museum Anna Löhr, Georg Wolters,
Gust. Lehmann, v. Lschwege, Fr. Heyser, H. Leitzen, Marg.
v. Heinemann, Heinr. Königsdorf, Hel. Dankworth — im
Städtischen Museum L. Tacke, G. Tunica, H. Dahl-
mann, A. Nickol, H. Huisken, L. Heel (Gedächtnisausstel-
lung), G. Bohnsack, G. Elster, A. pricelius, R. Sievers,
H. Lisfeldt, V. Krone, G. Llausen, H. Herse, H. Leitzen,
V. Philipps, A. Scheffer, w. willgerodt zu Worte.
Der Vorwurf, die Braunschweiger Künstler hätten
unberechtigt schlechte Plätze den Fremden gegenüber er-
halten, ist uns umgekehrt von diesen in bezug aus jene
gemacht worden.
Daß man bisher die eingesandten Werke anerkannter
Braunschweiger Künstler ohne weiteres ausgenommen hätte,
ist nicht zutreffend. Die Jury hat stets ihres Amtes ge-
waltet.
Das verlangen, die Jury solle Gründe für die Ab-
lehnung der einzelnen Werke angeben, ist eine Zumutung,
die davon zeugt, daß der Linsender wohl noch nie sonst
mit großen Ausstellungen zu tun hatte.
Ebenso harmlos ist der Satz: .Man hat Werke von
Künstlern zurückgesandt, deren nachweisbarer künstle-
rischer wert unbestreitbar ist.' Die Angelegenheit
ist ja höchst einfach zu entscheiden: mögen doch die Herren
ihre unsererseits abgelehnten Bilder zu irgendeiner großen
Kunstausstellung, Berlin, Dresden, München z. B., wo sie
doch sicher persönliche Beziehungen nicht zu fürchten brauchen,
und wo Künstler über sie zu Gericht sitzen, einsenden, wenn
sie tatsächlich von dem .unbestreitbar nachweisbaren künstle-
rischen werte' überzeugt sind. Der Vorstand des Kunst-
vereins hat diese Probe nicht zu fürchten.
Den Kunstvereinen wird sonst gern von Künstlern der
Vorwurf der Rückständigkeit gemacht. Hier erleben wir
es, daß uns von Künstlern eine Bevorzugung moderner
Richtungen vorgeworfen wird, wir führen unsere Galerie-
ankäufe aus den letzten Jahren an, aus denen jeder
Unbefangene sich ein Urteil über unsere Stellung zur Kunst
bilden kann: H. v. Bartels, .Holländische Mutter'; Ludw.
Dettmann, .Heimfahrt vom Kirchdorf'; H. Hermann, .Fähre
bei Dortrecht'; Fritz Mackensen, .Die Dämmerung'; Karl
Vinnen, .Erster Frühlingstag'; M. v. Heinemann, .Eapri';
Ernst Litner, .winterstille'; L>ans-Peter Feddersen, .März-
tauwetter'; w. Schmarje, .Junger Satyr' (Bronze).
Der .Vereinigung Nordwestdeutscher Künstler' ist auf
ihren Antrag ausnahmsweise gestattet, mit eigener Jury
und Hängekommission zu arbeiten. Derartige Rechte pflegen
häufig besonderen Künstlergrupxen bei Ausstellungen ein-
geräumt zu werden. Für die Braunschweiger Künstler
hatten wir aber ausdrücklich vorher Räume im Ver-
hältnis zur Zahl der Anmeldungen reserviert.
Freien Eintritt sehen unsere Satzungen nur für die
Mitglieder des Kunstvereins vor. wir setzen voraus, daß
alle Braunschweiger Künstler, die pekuniär in der Lage
sind, so viel Interesse an der Kunst haben, um ihm beizu-
treten. wir haben aber nie die Bitte um eine Freikarte
abgelehnt.
Der Teil der braunschweigischen Künstler, der unsere
Kunstausstellungen nicht mehr beschickt, muß wohl sehr ge-
ring sein. Wir haben noch nie eine so große Zahl von An-
meldern zu verzeichnen gehabt wie gerade in diesem Jahre.
Nun noch ein Wort zum Schlußsätze:
»Der Grtsverein Braunschweig der Allgemeinen
Deutschen Kunstgenossenschaft hat schon seinerseits
seine rechtlichen Ansprüche zu wahren gewußt.'
Unterm 9. Februar ging uns ein Schreiben zu, unter-
zeichnet: .Grtsverein der A. D. K. G., Ludwig Probst,
Vorsitzender', das in Stil und Gedankengang mit dem
.Braunschweiger Künstlerfreuden' überschriebenen Artikel in
Heft 25 sich deckt und mit dem Anträge .den Braunschweiger
Künstlern für die Folge dieselben Rechte einzuräumen wie
den auswärtigen Künstlern' schließt. Da dieses Schreiben
in einem Tone gehalten war, wie er im allgemeinen im
gesellschaftlichen Leben nicht üblich ist, da wir ferner durch
ein im Vorstande des Kunstvereins sitzendes Mitglied ge-
nannten Grtsvereins erfuhren, daß jenes Schreiben nicht
auf Grund eines Beschlusses des Grtsvereins der A. D.K. G.
erlassen war, so haben wir es zu den Akten gelegt und
werden keine weitere Notiz davon nehmen.
Braunschweig, den 25. März t9l2.
Der Vorstand
des Braunschweigischen Kunstvereins."
von Mitgliedern des Grtsvereins Braun-
schweig der A. D. K. G. wird uns geschrieben:
„In Heft 25 Ihrer Zeitschrift vom t8- März l9l2
bringen Sie einen Aufsatz über .Braunschweiger Künstler-
freuden', welcher heftige Angriffe gegen den hiesigen Kunst-
verein und dessen Jury enthält, und in dessen Schlußsatz
es heißt:
.Der Grtsverein Braunschweig der Allgemeinen
Deutschen Kunstgenossenschaft hat schon seinerseits
seine rechtlichen Ansprüche zu wahren gewußt.'
Dies veranlaßt mehrere Mitglieder des Grtsvereins
zu folgender Berichtigung:
Der Vorsitzende des Grtsvereins hat an die Mit-
glieder des Grtsvereins gleichlautende Postkarten gesandt, in
welchen er erklärt, .gegen das unhaltbare Iurywesen des
Braunschweiger Kunstvereins Stellung genommen zu haben',
und nachträglich um die Erklärung des Einverständnisses
hierzu bittet. Diese Erklärung haben wir ab lehnen
müssen, da eine Stellungnahme des Vorsitzenden ohne vor-
herigen Beschluß des Grtsvereins unzulässig ist. Auch
nachträglich ist solcher Beschluß nicht erfolgt.