Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 11.1911/1912
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Heft 28.
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388
Die Werkstatt der Kunst.
Heft 28.
arbeiten und können sich Teilnehmer am Kursus in der
Geschäftsstelle, Lharlottenburg, Kantstr. t59, auch für einen
späteren Termin melden.
Dresden. (Dresdne r Kunstschule, ietzt noch: Lüttichau-
straße 26, vom t- Mkt. 19 ;2 an: Eckhaus Georgxlatz t-)
Jahresausstellung von Schülerarbeiten am Sonn-
tag, den 3;. März, bis mit Sonntag, den 7. April. Freier
Eintritt von 9—6, Sonntags ;;—5 Uhr. Beginn des
Sommersemesters Dienstag, den 9. April.
Slipenäien uncl Stiftungen
Dresden. (Das Vermögen der Tiedge-Stiftung) be-
trug am Schluffe des Jahres 19 n 66t 34-6.85 Mk. Von
der Zinseneinnahme des Jahres t9N an 25 625.37 Mk.
wurden bestritten: 883.80 Mk. Verwaltungsaufwand und
verschiedene andere Ausgaben. Die hiernach verbleibenden
2H7Ht-57 Mk. sowie der am Schluffe des Jahres t9to ver-
bliebene Kassenbestand von 33 327.83 Mk., mithin zusammen
58 069.HO Mk., standen für Stiftungszwecke zur Verfügung.
Hiervon sind verausgabt worden: 6702.89 Mk. für das
Gtto-Ludwig-Denkmal einschließlich der Kosten der bei der
Denkmalsaufstellung stattgefundenen Festfeier, 750 Mk. für
künstlerische Erwerbungen, 5H Mk. für Instandhaltung des
Denkmals und der Grabstätte Tiedges und ^6 500 Mk. zu
Ehrengeschenken und Unterstützungen, 2H006.89 Mk. zu-
sammen. Der hiernach verbleibende Bestand von 5H 062.5 t Mk.
ist zur Deckung weiteren Bedarfs für Stiftungszwecke ver-
fügbar geblieben. Von obenerwähnten >6 5Oo Mk. wurden
gewährt: ;7oo Mk. an Naler, 5300 Mk. an Hinterlassene
von solchen, 800 Mk. an Bildhauer, ;;oo Mk. an Hinter-
lassene von solchen, 600 Nk. an Hinterlassene von Kupfer-
stechern.
Personalien
Magdeburg. Prof. Ferdinand Nigg, bisher Lehrer an
der Kunstgewerbeschule in Magdeburg, hat zum t- April
d. I. eine Berufung an die Kunstgewerbeschule der
Stadt Köln erhalten.
Literatur
Im Februarheft der „Zeitschrift für Bücherfreunde" bringt
der Kunsthistoriker vr. August Griesebach eine umfassende
Würdigung des als künstlerischer Leiter des Verlages
Georg Müller aufs beste bekannten Malers Paul
Renner. Der Aufsatz ist reich an instruktiven Beispielen
und Abbildungen und bildet einen wertvollen Beitrag zur
Entwicklung der deutschen Buchkunst, in welcher Renner
ein hervorragender Platz angewiesen wird.
Meisterminiaturen aus fünf Jahrhunderten. Heraus-
gegeben von Ernst Lemberger. Mit einem Abriß
der Geschichte der Bildnisminiatur in Europa, 75 far-
bigen Faksimiletafeln und einem Künstlerlexikon der
Miniaturmalerei mit den biographischen Daten von über
6000 Miniaturisten. Geb. 30 Mk. Deutsche Verlags-
anstalt Stuttgart.
Mit diesem Werke ist eine Sammlung von Meisterwerken
der Miniaturmalerei, verbunden mit einem Künstlerlexikon,
erschienen, das in bezug auf umfassende Kenntnis dieses
liebenswürdigen Kunstzweiges und Vollständigkeit wohl
einzig dasteht und sowohl für den Künstler als auch für
den Kunstverständigen und Sammler gleich wertvoll, vor-
bildlich und führend ist. Der das Werk einleitende Abriß
der Geschichte der Bildnisminiatur ist von erschöpfender
Gründlichkeit. In stufenweiser Weiterentwicklung der Buch-
miniaturen, die bereits im to. Jahrhundert auftreten, be-
ginnt erst mit dem t5. Jahrhundert die eigentliche Porträt-
miniatur, die im t6. Jahrhundert zu hoher Blüte kommt.
Wir begegnen dabei einer Reihe hervorragendster deutscher
Künstler, u. a. auch Lukas Lranach, bis endlich Hans Hol-
bein d. I. als erster Meister auftritt, der durch seine
miniaturistische Eigenart einen bestimmenden Einfluß auf
die Miniaturmalerei auf mehrere Generationen hinaus
ausübi. In der zweiten Hälfte des t9- Jahrhunderts ging
die Kunst der Miniaturmalerei gänzlich verloren und erst
seit ganz kurzer Zeit beginnt diese feine und graziöse
Kunst wieder aufzublühen. Line ansehnliche Reihe äußerst
geschickter Künstler und Künstlerinnen haben sich heute der
Miniaturmalerei ausschließlich zugewendet. So kommt das
Werk Lembergers zur rechten Zeit. Ls wirkt anregend
auf den Künstler und, was noch wichtiger ist, es macht ihn
auch mit den verschiedensten Techniken und der technischen
Behandlung der Miniatur durch Wort und Bild bekannt,
von der anderen Seite aber wird es werbend dem Minia-
turisten ein größeres Feld des Schaffens vorbereiten helfen,
dem Historienmaler ein reiches vorbildliches Trachtenmate-
rial liefern. Unter den farbig wiedergegebenen Miniaturen
des vorliegenden Werkes sind die hervorragendsten Meister
aller europäischen Kulturländer mit den besten ihrer Schöp-
fungen vertreten. Die Originale befinden sich zumeist in
hervorragenden Sammlungen, z. B. im Besitz des Königs
von Württemberg, des Großherzogs von Hessen, des Groß-
herzogs von Sachsen-Weimar sowie auch in der bekannten
wiener Sammlung. Ernst Lemberger ist als bester Kenner
der Miniaturmalerei bekannt. Sein neuestes Werk hat
wissenschaftliche Bedeutung. Ls bringt vieles und Gutes
und wird somit jedem etwas bringen, dem Künstler und
dem, der Freude an den schönen Künsten hat. k. O.
wörndle, Heinrich v.: Joseph Ritter v. Lührich, sein
Leben und seine Kunst. Mit 6H Abbildungen. München
I9tt, Allgemeine Vereinigung für christliche Kunst. (Die
Kunst dem Volke, Nr. 6. HO Seiten Ouart.)
Die ersten Nummern dieser für weite Volkskreise be-
stimmten Reihe hatten wir in Jahrg. X, Heft 5 und H2
besprochen. Nachdem wir uns einmal über das ganze
Unternehmen charakterisierend ausgesprochen, können wir
seine neueste Gabe kürzer behandeln; wir können dies auch
um so eher tun, als das ganze vorliegende Werk bei seiner
vorwiegend erzählenden und illustrativen weise wenig Ge-
legenheit zur Beurteilung gibt. — Der österreichische Naza-
rener I. v. Führich lebt in dem Interesse der Kunstfreunde
am ehesten durch seine Holzschnitte und durch seinen (auch
hier wieder reproduzierten) „Gang Mariens über das Ge-
birge" weiter. Am wenigsten bekannt dürfte seine be-
deutendste Leistung sein: die Leitung des malerischen Innen-
schmuckes der Altlerchenfelder Kirche zu Wien sowie sein
direkter Anteil daran. Selbst hier ist nur eine einzige
Probe daraus gegeben, das Bild vom ungläubigen Thomas.
Voraussichtlich werden wir von dem Verfasser auch die seit
längerem erwartete größere biographische Publikation über
den Künstler bekommen, die im Ministerialauftrage zu
Wien erscheinen soll. — Am interessantesten ist vorläufig
wohl der Einblick, der uns hier in die Anfänge der national-
romantischen Gegenbewegung gegen die frühere Verkennung
der altdeutschen Kunst gewährt wird (S. 6—8). Nun kommt
allerdings auch die Frage nach Führichs eigenem künstle-
rischem wert, wenn es im Geleitwort heißt: „er malte
mehr mit dem Herzen als mit der Hand", so mag dies
noch richtiger sein, als daß er (S. 22) unter den Roman-
tikern und Neudeutschen „das stärkste Talent dieser ernsten
Richtung" genannt wird. Man scheint sich doch schon
seinerzeit klar gewesen zu sein, daß er auch innerhalb dieser
Schicht nicht die größte künstlerische Kraft besessen hat,
deren Ruhm vielmehr wohl L. v. Stein le zufällt; und
die jetzt vorgeführten Bilder enthalten doch manches, das
wirklich mehr mit dem „Herzen als mit der Hand" gemalt
ist. Am ehesten aber könnten wir uns darauf freuen, daß
es gelänge, dem Appell an die soziale Frage gerecht zu
werden, mit welchem hier die Darstellung dieses Künstlers
geschlossen wird. — Or. Hans Schmidkunz-Berlin-
Halensee.
Die Werkstatt der Kunst.
Heft 28.
arbeiten und können sich Teilnehmer am Kursus in der
Geschäftsstelle, Lharlottenburg, Kantstr. t59, auch für einen
späteren Termin melden.
Dresden. (Dresdne r Kunstschule, ietzt noch: Lüttichau-
straße 26, vom t- Mkt. 19 ;2 an: Eckhaus Georgxlatz t-)
Jahresausstellung von Schülerarbeiten am Sonn-
tag, den 3;. März, bis mit Sonntag, den 7. April. Freier
Eintritt von 9—6, Sonntags ;;—5 Uhr. Beginn des
Sommersemesters Dienstag, den 9. April.
Slipenäien uncl Stiftungen
Dresden. (Das Vermögen der Tiedge-Stiftung) be-
trug am Schluffe des Jahres 19 n 66t 34-6.85 Mk. Von
der Zinseneinnahme des Jahres t9N an 25 625.37 Mk.
wurden bestritten: 883.80 Mk. Verwaltungsaufwand und
verschiedene andere Ausgaben. Die hiernach verbleibenden
2H7Ht-57 Mk. sowie der am Schluffe des Jahres t9to ver-
bliebene Kassenbestand von 33 327.83 Mk., mithin zusammen
58 069.HO Mk., standen für Stiftungszwecke zur Verfügung.
Hiervon sind verausgabt worden: 6702.89 Mk. für das
Gtto-Ludwig-Denkmal einschließlich der Kosten der bei der
Denkmalsaufstellung stattgefundenen Festfeier, 750 Mk. für
künstlerische Erwerbungen, 5H Mk. für Instandhaltung des
Denkmals und der Grabstätte Tiedges und ^6 500 Mk. zu
Ehrengeschenken und Unterstützungen, 2H006.89 Mk. zu-
sammen. Der hiernach verbleibende Bestand von 5H 062.5 t Mk.
ist zur Deckung weiteren Bedarfs für Stiftungszwecke ver-
fügbar geblieben. Von obenerwähnten >6 5Oo Mk. wurden
gewährt: ;7oo Mk. an Naler, 5300 Mk. an Hinterlassene
von solchen, 800 Mk. an Bildhauer, ;;oo Mk. an Hinter-
lassene von solchen, 600 Nk. an Hinterlassene von Kupfer-
stechern.
Personalien
Magdeburg. Prof. Ferdinand Nigg, bisher Lehrer an
der Kunstgewerbeschule in Magdeburg, hat zum t- April
d. I. eine Berufung an die Kunstgewerbeschule der
Stadt Köln erhalten.
Literatur
Im Februarheft der „Zeitschrift für Bücherfreunde" bringt
der Kunsthistoriker vr. August Griesebach eine umfassende
Würdigung des als künstlerischer Leiter des Verlages
Georg Müller aufs beste bekannten Malers Paul
Renner. Der Aufsatz ist reich an instruktiven Beispielen
und Abbildungen und bildet einen wertvollen Beitrag zur
Entwicklung der deutschen Buchkunst, in welcher Renner
ein hervorragender Platz angewiesen wird.
Meisterminiaturen aus fünf Jahrhunderten. Heraus-
gegeben von Ernst Lemberger. Mit einem Abriß
der Geschichte der Bildnisminiatur in Europa, 75 far-
bigen Faksimiletafeln und einem Künstlerlexikon der
Miniaturmalerei mit den biographischen Daten von über
6000 Miniaturisten. Geb. 30 Mk. Deutsche Verlags-
anstalt Stuttgart.
Mit diesem Werke ist eine Sammlung von Meisterwerken
der Miniaturmalerei, verbunden mit einem Künstlerlexikon,
erschienen, das in bezug auf umfassende Kenntnis dieses
liebenswürdigen Kunstzweiges und Vollständigkeit wohl
einzig dasteht und sowohl für den Künstler als auch für
den Kunstverständigen und Sammler gleich wertvoll, vor-
bildlich und führend ist. Der das Werk einleitende Abriß
der Geschichte der Bildnisminiatur ist von erschöpfender
Gründlichkeit. In stufenweiser Weiterentwicklung der Buch-
miniaturen, die bereits im to. Jahrhundert auftreten, be-
ginnt erst mit dem t5. Jahrhundert die eigentliche Porträt-
miniatur, die im t6. Jahrhundert zu hoher Blüte kommt.
Wir begegnen dabei einer Reihe hervorragendster deutscher
Künstler, u. a. auch Lukas Lranach, bis endlich Hans Hol-
bein d. I. als erster Meister auftritt, der durch seine
miniaturistische Eigenart einen bestimmenden Einfluß auf
die Miniaturmalerei auf mehrere Generationen hinaus
ausübi. In der zweiten Hälfte des t9- Jahrhunderts ging
die Kunst der Miniaturmalerei gänzlich verloren und erst
seit ganz kurzer Zeit beginnt diese feine und graziöse
Kunst wieder aufzublühen. Line ansehnliche Reihe äußerst
geschickter Künstler und Künstlerinnen haben sich heute der
Miniaturmalerei ausschließlich zugewendet. So kommt das
Werk Lembergers zur rechten Zeit. Ls wirkt anregend
auf den Künstler und, was noch wichtiger ist, es macht ihn
auch mit den verschiedensten Techniken und der technischen
Behandlung der Miniatur durch Wort und Bild bekannt,
von der anderen Seite aber wird es werbend dem Minia-
turisten ein größeres Feld des Schaffens vorbereiten helfen,
dem Historienmaler ein reiches vorbildliches Trachtenmate-
rial liefern. Unter den farbig wiedergegebenen Miniaturen
des vorliegenden Werkes sind die hervorragendsten Meister
aller europäischen Kulturländer mit den besten ihrer Schöp-
fungen vertreten. Die Originale befinden sich zumeist in
hervorragenden Sammlungen, z. B. im Besitz des Königs
von Württemberg, des Großherzogs von Hessen, des Groß-
herzogs von Sachsen-Weimar sowie auch in der bekannten
wiener Sammlung. Ernst Lemberger ist als bester Kenner
der Miniaturmalerei bekannt. Sein neuestes Werk hat
wissenschaftliche Bedeutung. Ls bringt vieles und Gutes
und wird somit jedem etwas bringen, dem Künstler und
dem, der Freude an den schönen Künsten hat. k. O.
wörndle, Heinrich v.: Joseph Ritter v. Lührich, sein
Leben und seine Kunst. Mit 6H Abbildungen. München
I9tt, Allgemeine Vereinigung für christliche Kunst. (Die
Kunst dem Volke, Nr. 6. HO Seiten Ouart.)
Die ersten Nummern dieser für weite Volkskreise be-
stimmten Reihe hatten wir in Jahrg. X, Heft 5 und H2
besprochen. Nachdem wir uns einmal über das ganze
Unternehmen charakterisierend ausgesprochen, können wir
seine neueste Gabe kürzer behandeln; wir können dies auch
um so eher tun, als das ganze vorliegende Werk bei seiner
vorwiegend erzählenden und illustrativen weise wenig Ge-
legenheit zur Beurteilung gibt. — Der österreichische Naza-
rener I. v. Führich lebt in dem Interesse der Kunstfreunde
am ehesten durch seine Holzschnitte und durch seinen (auch
hier wieder reproduzierten) „Gang Mariens über das Ge-
birge" weiter. Am wenigsten bekannt dürfte seine be-
deutendste Leistung sein: die Leitung des malerischen Innen-
schmuckes der Altlerchenfelder Kirche zu Wien sowie sein
direkter Anteil daran. Selbst hier ist nur eine einzige
Probe daraus gegeben, das Bild vom ungläubigen Thomas.
Voraussichtlich werden wir von dem Verfasser auch die seit
längerem erwartete größere biographische Publikation über
den Künstler bekommen, die im Ministerialauftrage zu
Wien erscheinen soll. — Am interessantesten ist vorläufig
wohl der Einblick, der uns hier in die Anfänge der national-
romantischen Gegenbewegung gegen die frühere Verkennung
der altdeutschen Kunst gewährt wird (S. 6—8). Nun kommt
allerdings auch die Frage nach Führichs eigenem künstle-
rischem wert, wenn es im Geleitwort heißt: „er malte
mehr mit dem Herzen als mit der Hand", so mag dies
noch richtiger sein, als daß er (S. 22) unter den Roman-
tikern und Neudeutschen „das stärkste Talent dieser ernsten
Richtung" genannt wird. Man scheint sich doch schon
seinerzeit klar gewesen zu sein, daß er auch innerhalb dieser
Schicht nicht die größte künstlerische Kraft besessen hat,
deren Ruhm vielmehr wohl L. v. Stein le zufällt; und
die jetzt vorgeführten Bilder enthalten doch manches, das
wirklich mehr mit dem „Herzen als mit der Hand" gemalt
ist. Am ehesten aber könnten wir uns darauf freuen, daß
es gelänge, dem Appell an die soziale Frage gerecht zu
werden, mit welchem hier die Darstellung dieses Künstlers
geschlossen wird. — Or. Hans Schmidkunz-Berlin-
Halensee.