INNEN-DEKORATION
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ENTW.: ARCHITEKT THEODOR VE1L—MÜNCHEN. REPRÄSENTATIONSRAUM. AUSF-: A.PÖSSENBACHER.
MÜNCHNER KUNSTGEWERBE IN PARIS.
Das Wagnis der Münchner Künstler, einer Einladung den in nationalen und lokalen Geschmacksrichtungen
des Präsidenten des Pariser Herbst-Salons Frantz begründeten Urteilen, so ergibt sich doch aus der Gesamt-
Jourdain folgend, im Grand-Palais in Paris eine um- kritik eine wertvolle Anregung: Der fast immer wieder-
fassende Vorführung ihrer neuzeitlichen Raumkunst zu kehrende Refrain ist der Hinweis auf den zu schweren
veranstalten, hatte einen bemerkenswerten Effekt. Ob- und ernsten Grundton in unseren Räumen und Möbeln,
wohl die gleichzeitige Ausstellung des, der »deutschen In- »Mangelnde Grazie ist durch Geist zu ersetzen versucht•
vasion« entgegentretenden, französischen Kunsthand- man ist aber hierin zu weit gegangen«. Größere Leichtig-
werkes den dreifachen Umfang hatte, beschäftigte sich keit und Beweglichkeit in den Möbelformen, eine flüssige
doch die gesamte Presse nur mit den deutschen Objekten, und angenehm anregende, organische Ornamentik, Mil-
— Einerseits wurden interessante Vergleiche gezogen derung der farbigen Kontraste, Intimität in den Wohn-
zwischen den günstigen Bedingungen für Kunstgewerbe, räumen, das sind in der Tat Eigenschaften, die mit dem Be-
Raumkunst und Wohnhausbau in Deutschland infolge griff der Wohnlichkeit unzertrennlich verbunden sind. Gute
seiner starken Bevölkerungszunahme, und der absoluten Kunst war zu allen Zeiten in gewissem Sinne international
Passivität von Fabrikanten, Publikum und Behörde gegen- und wenn unsere deutsche Raumkunst einmal die domi-
über diesen Dingen in Frankreich. Die unverhohlene nierende Stellung einnehmen will, wie sie lange Zeit die
Bewunderung der Disziplin und der Organisation des französische innegehabt hat, so muß sie bei aller
deutschen Handwerks fand ihren Ausdruck gleichzeitig nationalen Eigenart gewisse Elemente romanischer sinn-
mit Vorschlägen zur schleunigen Reform des kunst- licher Lebensfreude und weltmännischer Eleganz in sich
gewerblichen Unterrichts im eignen Lande. Bezeichnend aufnehmen. Die Geschichte neuzeitlicher Kleidung
sind die Worte Plumets: »Es genügt nicht große bietet hier lehrreiche Parallelen. — Wem die Wohnung
Tradition zu besitzen, wenn man sie nicht hochzuhalten nicht genügend Komfort, stärkende Beruhigung und milde
und würdig weiterzuführen weiß. Wir werden die Lektion Erheiterung bietet, der sucht außerhalb »Sensationen«,
nicht vergessen, die man uns hier erteilt hat«. — Mit der Vorstellung der Wohnung und des Heims ange-
Nicht so positiv zustimmend äußerte sich die rein nehme und erfreuliche Empfindungen auszulösen,
künstlerische Kritik der ausgestellten Räume. Wenn wir muß darum die Hauptaufgabe unserer Wohnungskunst
absehen von all den erklärlichen rein oppositionellen und sein. — Zu den abgebildeten Räumen sind einige kurz
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ENTW.: ARCHITEKT THEODOR VE1L—MÜNCHEN. REPRÄSENTATIONSRAUM. AUSF-: A.PÖSSENBACHER.
MÜNCHNER KUNSTGEWERBE IN PARIS.
Das Wagnis der Münchner Künstler, einer Einladung den in nationalen und lokalen Geschmacksrichtungen
des Präsidenten des Pariser Herbst-Salons Frantz begründeten Urteilen, so ergibt sich doch aus der Gesamt-
Jourdain folgend, im Grand-Palais in Paris eine um- kritik eine wertvolle Anregung: Der fast immer wieder-
fassende Vorführung ihrer neuzeitlichen Raumkunst zu kehrende Refrain ist der Hinweis auf den zu schweren
veranstalten, hatte einen bemerkenswerten Effekt. Ob- und ernsten Grundton in unseren Räumen und Möbeln,
wohl die gleichzeitige Ausstellung des, der »deutschen In- »Mangelnde Grazie ist durch Geist zu ersetzen versucht•
vasion« entgegentretenden, französischen Kunsthand- man ist aber hierin zu weit gegangen«. Größere Leichtig-
werkes den dreifachen Umfang hatte, beschäftigte sich keit und Beweglichkeit in den Möbelformen, eine flüssige
doch die gesamte Presse nur mit den deutschen Objekten, und angenehm anregende, organische Ornamentik, Mil-
— Einerseits wurden interessante Vergleiche gezogen derung der farbigen Kontraste, Intimität in den Wohn-
zwischen den günstigen Bedingungen für Kunstgewerbe, räumen, das sind in der Tat Eigenschaften, die mit dem Be-
Raumkunst und Wohnhausbau in Deutschland infolge griff der Wohnlichkeit unzertrennlich verbunden sind. Gute
seiner starken Bevölkerungszunahme, und der absoluten Kunst war zu allen Zeiten in gewissem Sinne international
Passivität von Fabrikanten, Publikum und Behörde gegen- und wenn unsere deutsche Raumkunst einmal die domi-
über diesen Dingen in Frankreich. Die unverhohlene nierende Stellung einnehmen will, wie sie lange Zeit die
Bewunderung der Disziplin und der Organisation des französische innegehabt hat, so muß sie bei aller
deutschen Handwerks fand ihren Ausdruck gleichzeitig nationalen Eigenart gewisse Elemente romanischer sinn-
mit Vorschlägen zur schleunigen Reform des kunst- licher Lebensfreude und weltmännischer Eleganz in sich
gewerblichen Unterrichts im eignen Lande. Bezeichnend aufnehmen. Die Geschichte neuzeitlicher Kleidung
sind die Worte Plumets: »Es genügt nicht große bietet hier lehrreiche Parallelen. — Wem die Wohnung
Tradition zu besitzen, wenn man sie nicht hochzuhalten nicht genügend Komfort, stärkende Beruhigung und milde
und würdig weiterzuführen weiß. Wir werden die Lektion Erheiterung bietet, der sucht außerhalb »Sensationen«,
nicht vergessen, die man uns hier erteilt hat«. — Mit der Vorstellung der Wohnung und des Heims ange-
Nicht so positiv zustimmend äußerte sich die rein nehme und erfreuliche Empfindungen auszulösen,
künstlerische Kritik der ausgestellten Räume. Wenn wir muß darum die Hauptaufgabe unserer Wohnungskunst
absehen von all den erklärlichen rein oppositionellen und sein. — Zu den abgebildeten Räumen sind einige kurz