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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 22.1911

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Segmiller, Ludwig: Die trennende Linie
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Mayr, Karl: Behaglichkeit im Wohnhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.11722#0160

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136

INN EN-DEKORATION

PROFESSOR DR. THEODOR FISCHER—MÜNCHEN. GROSSER FESTSAAL IM »CORNELlANUM«-WORMS. STIFTUNG DES FREIHERRN
CORNELIUS VON HEYL. VERTÄFELUNG UND DECKE IN NATURFARB. LÄRCHENHOLZ MIT INTARSIEN. AUSFÜHR.: A. BEMBE—MAINZ.

kund tun, wenn wir im Ausland Geschäfte machen
wollen, müssen wir in der Sprache des Auslands spre-
chen, obgleich wir beobachten, daß die Versuche neuer
stilistischer Ausdrucksweise in Nancy bestimmt andere
Bahnen gehen, trotz alledem hoffen wir auf den roma-
nischen Auslandsmarkt als Abnehmer für deutsche Kunst.
Weshalb sind die Münchner mit ihrer guten deutschen
Kunst nach Paris gegangen? Warum gingen sie nicht
zu jenen Völkern, die der Blutzusammensetzung nach
Verständnis und deshalb auch Kauflust besitzen?

Abel Faivre beantwortet die Rundfrage unter anderem
mit den Sätzen: »Der Geschmack ist an die Scholle
gebunden, er ist von den Lebensverhältnissen durchaus
abhängig. Was für München gut ist, ist es nicht für
Paris«. — Ob dieser Lektion ziemliche Erregung. Wir
Deutschen bleiben doch ewig Kinder. —

pforzheim-münchen. professor l. segmiller.

&

p\AS »CORNELTANUM« IN WORMS. Vor kurzem
wurde in Worms das neue Rathaus mit dem »Cor-
nelianum« eingeweiht, eine Schöpfung von Professor
Theodor Fischer—München. Den eigentlichen Inhalt
des Baues bildet der große Festsaal, der die beiden
Hauptgeschosse des Cornelianums einnimmt. Sein
dekoratives Gepräge erhält der großzügig gegliederte
Raum durch das schön maserierte Lärchenholz der kasset-
tierten Decke und der Vertäfelung mit Wappenintarsien
in Zitronen- auf Ebenholz und mit Schnitzerei. — -r.

BEHAGLICHKEIT IM WOHNHAUS.

TT ine Fabrik, die technischen Prozessen dient, wo
*~-" jede individuelle Laune ausgeschaltet ist und die
Arbeit einem einzigen Willen gehorcht, mag mit kühlen
Geraden und Vermeidung jeglicher Weichheit wohl
bestehen; da schadet nicht einmal eine ins Übermäßige
gesteigerte Konsequenz. Aber wehe dem Wohnhaus,
das ein solcher Geist errichtet. Der Mensch will ein-
mal zuerst nicht »logisch« noch weniger pädagogisch,
sondern behaglich und geschmackvoll wohnen; er
will sich bewegen können und nicht jeden Augenblick
gleichsam von einem Zaun unfreundlicher und eigen-
sinnig sich verdrängender Härten und Ecken eingeengt
werden. Selbst ein repräsentatives Wohnhaus kann
unmöglich jenes Tropfens Liebenswürdigkeit entbehren,
ohne die auf die Dauer auch der straffste Pflichtmensch
nicht zu leben vermag. Die »Sachlichkeitskunst« dort-
hin, wo sie hingehört; zu Hause ist man gemütlich
und seinen Gefühlen hingegeben; die berechnende
Atmosphäre des Bureaus bleibt vor der Schwelle zu-
rück. — Wenn die Architektur im richtigen Sinne von
der Malerei lernt, wie die Malerei von der Baukunst,
erst dann wird allmählich eine einheitliche Gesamt-
wirkung entstehen. — Professor karl mayr-München.

*

Die Kunst ist das einzige Ding, das den zivilisierten
Menschen mit der Natur in Fühlung hält, oscar wilde.
 
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