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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 22.1911

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Lang-Danoli, Hugo: Grundregeln für das Klein-Wohnhaus
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Jaumann, Anton: Natürlichkeit, nicht Künstlichkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.11722#0121

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INNEN-DEKORATION

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Decken der Räume niedrig zu halten. Zwei Stockwerke
genügen den meisten Anforderungen. Für die Schlaf-
zimmer, die immer isoliert stehen sollen, eignet sich
am besten das Dachgeschoß, in dem überdies der Ein-
bau der Wandschränke am leichtesten durchzuführen
ist. Ein Hauptaugenmerk ist darauf zu richten, daß
das Bett vom Fenster abgewendet, an einem zugfreien
Platze steht. Die Anlage der Küche muß von dem
Gesichtspunkt geleitet werden, ein Minimum der Arbeit
für die Dienstboten und möglichste Behaglichkeit und
Hygiene zu ermöglichen.

Die Linienführung der Architektur des Hauses soll
möglichst einfach sein; die Grundverhältnisse bedingen
zwar oft eine gewisse Kompliziertheit der Anlage, die
ihren Ausdruck in Unregelmäßigkeiten des Baues findet;
der pittoreske Charakter, der sich daraus ergibt, darf
aber immer nur der unvermeidliche Ausdruck
einer Notwendigkeit sein. Ein gutangelegtes Haus
benötigt nur wenig Schmuck, dieser ergibt sich aus der
Struktur; auch an Gebrauchsmobiliar soll nur das Not-
wendige vorhanden sein: bequeme gepolsterte Sessel mit
abnehmbaren Cretonneüberzügen, Tische und Stühle in
guter handwerklicher Arbeit, und noch eine Anzahl guter
und schöner Dinge. So läßt sich ein kleines Heim
schaffen, bescheiden, zweckmäßig und voll Reiz. — l.-d.

NATÜRLICHKEIT, NICHT KÜNSTLICHKEIT.

rAas Einfache und Natürliche zu wollen, ist eine Tat,
der lange kritische Kämpfe des Architekten mit
sich selbst vorausgehen müssen; denn der Architekt,
der sich auf diesen Weg begibt, muß sich auch sagen,
daß er mit solchem unpersönlichen Stil, der nichts von
Reklame an sich hat, für sein persönliches Renommee
nicht viel gewinnen wird. — Wir müssen aber wieder
mehr die schlichte »eingeborene« Form der Dinge
aufsuchen, nicht die öde, nüchterne Nutzform, die uns
nichts bietet, die das Haus zur Scheune, den Schrank
zur Kiste macht, sondern die Form, in der sich die
Stimmung, die »Seele« der Dinge schlicht, rein, un-
verkünstelt ausspricht. Es scheint, als ob gewisse Dinge
ihre Form ein für allemal gefunden hätten, (die,
in der wir ihre Seele zuerst vernahmen) und man scheut
sich, sie in neue kalte Reißbrettformen zu kleiden. So
existiert auch bei den Engländern für viele Gegenstände
der Wohnung und des täglichen Gebrauchs ein stereo-
typer Ausdruck. Aber das ist Nebensache. Wir sind
doch wohl in der Lage, die Seele der Dinge unserer
Umgebung noch einmal mit eigenen Worten auszu-
drücken. Wenn es auch hundertmal schwerer ist als alles
moderne Ornamentieren und Konstruieren, a. jaumann.

MARGARETE VON BRAUCHITSCH—MÜNCHEN. STICKEREIEN. AUSF-: VEREINIGTE WERKSTATT. FÜR KUNST IM HANDW.—MÜNCHEN.
 
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