INNEN-DEKORATION
331
VON STOFFEN, SPITZEN, KRISTALL.
Wir werden einmal lächeln über die Zeit, da eine
Rose auf Stoffen oder Porzellan keine Rose sein
durfte, sondern steifflächig stilisiert »ungefähr« wie eine
Rose aussah und nichts von der ihr wesentlichen, sinn-
lichen, plastisch-üppigen Schönheit zeigte. Wir werden
lächeln über die Idee: technische Kurven, den Rhyth-
mus der Fabrik und der Maschine dem Ornament
aufzuhüpfen, — da doch die kleinste Blume siebenmal
siebzigmal reichere und schönere Formen aufweist, als
jede technisch knappe Werkform —, da doch das Or-
nament Lust geben soll, wie sie die schöne Natur
bietet. Für die schmückende Kunst gilt ein oberstes
Gesetz: sie muß mit Freude schaffen, — so weit als
irgendwie möglich in edler Handarbeit —, und diese
Freude in jeder Linie ausstrahlen. Für die schmük-
kende Kunst und die Wohnkultur gilt nicht das gedank-
liche »Problem«, sondern die Kultur des Empfindens,
die jeweils jene organisch-schöne Form findet, die ein Ding
seinen speziellen Funktionen, die es ausüben muß, anpaßt.
So ist auch die Frage, ob die Wand eines Wohn-
raumes einfach getüncht, reich bemalt, tapeziert, mit Holz
verkleidet oder mit Seidenstoff bespannt wird, Sache des
persönlichen Geschmackes, keine »geschmackliche« Frage.
Alle Ausführungsarten haben ihre speziellen Vorzüge,
über die Wahl hat im einzelnen Fall ein kultiviertes
Empfinden zu entscheiden. Im allgemeinen zeigt sich
neuerdings eine Neigung, in Luxusräumen Spannstoffe
zur Verwendung zu bringen, Damaste, Seiden- und
merzerisierte Baumwollstoffe, sowie besonders Verdüre-
Tapestry-Stoffe. Es besteht somit Hoffnung, daß mit
ARCHITEKT
BRUNO
HE1SIG IN
GMUNDEN.
DAMEN-
ZIMMER IM
SCHLOSS
OBERWEIS.
NÄHTISCH U. MÖBEL IN HELL KIRSCHBAUMHOLZ POLIERT. BUNTE BEZÜGE. WAND LILA. WEISSE MULLGARDINEN,
1911. VIII. 3.
331
VON STOFFEN, SPITZEN, KRISTALL.
Wir werden einmal lächeln über die Zeit, da eine
Rose auf Stoffen oder Porzellan keine Rose sein
durfte, sondern steifflächig stilisiert »ungefähr« wie eine
Rose aussah und nichts von der ihr wesentlichen, sinn-
lichen, plastisch-üppigen Schönheit zeigte. Wir werden
lächeln über die Idee: technische Kurven, den Rhyth-
mus der Fabrik und der Maschine dem Ornament
aufzuhüpfen, — da doch die kleinste Blume siebenmal
siebzigmal reichere und schönere Formen aufweist, als
jede technisch knappe Werkform —, da doch das Or-
nament Lust geben soll, wie sie die schöne Natur
bietet. Für die schmückende Kunst gilt ein oberstes
Gesetz: sie muß mit Freude schaffen, — so weit als
irgendwie möglich in edler Handarbeit —, und diese
Freude in jeder Linie ausstrahlen. Für die schmük-
kende Kunst und die Wohnkultur gilt nicht das gedank-
liche »Problem«, sondern die Kultur des Empfindens,
die jeweils jene organisch-schöne Form findet, die ein Ding
seinen speziellen Funktionen, die es ausüben muß, anpaßt.
So ist auch die Frage, ob die Wand eines Wohn-
raumes einfach getüncht, reich bemalt, tapeziert, mit Holz
verkleidet oder mit Seidenstoff bespannt wird, Sache des
persönlichen Geschmackes, keine »geschmackliche« Frage.
Alle Ausführungsarten haben ihre speziellen Vorzüge,
über die Wahl hat im einzelnen Fall ein kultiviertes
Empfinden zu entscheiden. Im allgemeinen zeigt sich
neuerdings eine Neigung, in Luxusräumen Spannstoffe
zur Verwendung zu bringen, Damaste, Seiden- und
merzerisierte Baumwollstoffe, sowie besonders Verdüre-
Tapestry-Stoffe. Es besteht somit Hoffnung, daß mit
ARCHITEKT
BRUNO
HE1SIG IN
GMUNDEN.
DAMEN-
ZIMMER IM
SCHLOSS
OBERWEIS.
NÄHTISCH U. MÖBEL IN HELL KIRSCHBAUMHOLZ POLIERT. BUNTE BEZÜGE. WAND LILA. WEISSE MULLGARDINEN,
1911. VIII. 3.