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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 22.1911

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Merksätze über das Hängen der Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.11722#0248

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224

INNEN-DEKORATION

ARCHIT. PROF.
WILL. LOSSOW
U. M. H.KÜHNE
IN DRESDEN.

VILLA MERLÄN-
DER-DRESDEN.
HAUPTANSICHT
DES HAUSES
N. D. STRASSE.

MERKSÄTZE ÜBER DAS HÄNGEN DER BILDER.

Bilder hängen ist eine große Kunst. Sie ver-
stehen, heißt wissen, was man aufhängen kann und
was nicht, wissen, was man hoch und was man niedrig
hängen soll, genau wissen, in welchen Raum ein Bild
zu hängen ist. Verstehen, zusammenpassende Bilder
in schöner Harmonie zu vereinigen, aber auch Nicht-
zusammenpassendes in eine gefällige Ordnung zu lenken.
Wissen, in welchem Farbenton sich Freunde am besten
geben, mit welchem Licht entfernter stehende noch zu-
frieden sind. Endlich gehört dazu, den Wert der Ab-
wechslung zu kennen und der Besitz einer geheimen
Bodenkammer, in der Störenfriede sowie alle Lang-
weiligen als Kapitalverbrecher Dunkelarrest auf längere
Zeit oder für immer erleiden müssen.

Das richtige Aufhängen von Bildern ist eine Haupt-
quelle des häuslichen Behagens, falsches und gefühlloses
Aulhängen wirkt peinlich. Wünscht man seine Bilder
gut zu hängen und unterzubringen, so gibt es mancherlei
Erwägungen zu berücksichtigen. Vor allem prüfe man
den Bestand seiner Bilder, Stiche usw. genau darauf
hin, ob sie ein rein persönliches oder ein allgemeines
Interesse haben und bedenke, daß persönliche Erinne-

rungen wie die Konterfeie von irgend welchen Ange-
hörigen nicht in Räume passen, die dem Verkehr von
Fremden ausgesetzt sind. Der Platz für diese sind die
eigentlichen Familienräume, wo sie Achtung verlangen
können und Anspruch auf Laren- und Manenkult haben.
Würdige und schöne Familienbilder sind die beste Zierde
für eine »Hall«, für das Gemach des Herrn, das Familien-
zimmer, wo ihre guten Geister die Atmosphäre mit freund-
licher Wärme und mildem Gedenken erfüllen. Auch
ihre Größe verlangt meist nach solcher Unterbringung.

Die Zimmer der Damen verlangen nach eng-
lischer Sitte Aquarelle, leichte Handzeichnungen in
Röthel, allenfalls noch Pastelle, wenn sie sehr locker
gemacht sind — japanische Holzschnitte guter Meister
werden erst neuerdings geduldet, früher waren sie sogar
verpönt. Solche leichte Kunstwerke, in Leinenfassung
oder duftigen weißen Leisten, erzeugen den keuschen
Zauber, von dem wir so gerne unsere Frauen und Mädchen
umgeben sehen, und sind hier weit besser am Platze, als
schwere Ölgemälde oder schwarze Radierungen und Kupfer.
Obwohl dem strengen Wohnkünstler diese letzteren,
Radierung und Kupfer, eigentlich in Mappe und Schrank
 
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