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INNEN-DEKORATION
ARCH1T. FRITZ NAGEL—WIEN. WOHNZIMMER EIN. MIETWOHNUNG. KACHELOFEN U. MÖBEL WEISSGRAU. WAND BLAU.
DIE NEUZEITIGE TEKTONIK.
i.
Dank der Entwicklung des technischen Versuchs- reiche Hilfsmaschinen auf, die anfangs die Handarbeit
wesens und der technischen Museen beginnt nun- plump und ungelenk nachäfften. Alsbald erhoben nun
mehr die »Tektonik« aus der Welt der Kunst in das Sozialreformer und Ästbeten ihre warnende Stimme
Gebiet der Technik vorzudringen.—Bei der Verschieden- gegen die Fabrikware, die allgemein als Schundware
heit der Definitionen des Begriffes »Tektonik« ist es not- galt. Namentlich in der Heimat der Dampfmaschine
wendig, zunächst ihre Grenzgebiete: Kunst und Technik, selbst rüstete Ruskin zum Kampf gegen die geschmack-
kurz zu erörtern, um dann auf dieser Grundlage zu zerstörende Maschinenarbeit. Von anderen Voraus-
einer klaren Begriffsbestimmung der Tektonik zu gelangen. Setzungen ging dagegen der deutsche Techniker Reuleaux
Kunst und Technik der Vorzeit beruhten vor- aus, der erkannte, daß die Minderwertigkeit der Fabrik-
wiegend auf der Handgeschicklichkeit des Meisters. waren durchaus nicht ausschließlich auf der Maschinen-
Daher kommt es auch, daß diese beiden Gebiete da- arbeit beruhte, sondern sich vielmehr aus dem Miß-
mals so innig mit einander vereint waren. Ein tiefer brauch der Maschine zur Schundproduktion ergab.
Zwiespalt trennte jedoch zu Ende des achtzehnten Jahr- Der wirtschaftliche Aufschwung der Industriestaaten,
hunderts dieses harmonische Verhältnis, als James Watt ferner die zahlreichen Welt- und Fachausstellungen und
durch seine Dampfmaschine der Technik ein neues nicht zuletzt unsere trefflichen technischen und kunst-
Werkzeug von ungeahnter Kraft und Leistungsfähigkeit gewerblichen Zeitschriften ließen in den breiten Volks-
verlieh. Im Gefolge der Dampfmaschine tauchten zahl- schichten allmählich ein erhöhtes Begehren nach ge-
INNEN-DEKORATION
ARCH1T. FRITZ NAGEL—WIEN. WOHNZIMMER EIN. MIETWOHNUNG. KACHELOFEN U. MÖBEL WEISSGRAU. WAND BLAU.
DIE NEUZEITIGE TEKTONIK.
i.
Dank der Entwicklung des technischen Versuchs- reiche Hilfsmaschinen auf, die anfangs die Handarbeit
wesens und der technischen Museen beginnt nun- plump und ungelenk nachäfften. Alsbald erhoben nun
mehr die »Tektonik« aus der Welt der Kunst in das Sozialreformer und Ästbeten ihre warnende Stimme
Gebiet der Technik vorzudringen.—Bei der Verschieden- gegen die Fabrikware, die allgemein als Schundware
heit der Definitionen des Begriffes »Tektonik« ist es not- galt. Namentlich in der Heimat der Dampfmaschine
wendig, zunächst ihre Grenzgebiete: Kunst und Technik, selbst rüstete Ruskin zum Kampf gegen die geschmack-
kurz zu erörtern, um dann auf dieser Grundlage zu zerstörende Maschinenarbeit. Von anderen Voraus-
einer klaren Begriffsbestimmung der Tektonik zu gelangen. Setzungen ging dagegen der deutsche Techniker Reuleaux
Kunst und Technik der Vorzeit beruhten vor- aus, der erkannte, daß die Minderwertigkeit der Fabrik-
wiegend auf der Handgeschicklichkeit des Meisters. waren durchaus nicht ausschließlich auf der Maschinen-
Daher kommt es auch, daß diese beiden Gebiete da- arbeit beruhte, sondern sich vielmehr aus dem Miß-
mals so innig mit einander vereint waren. Ein tiefer brauch der Maschine zur Schundproduktion ergab.
Zwiespalt trennte jedoch zu Ende des achtzehnten Jahr- Der wirtschaftliche Aufschwung der Industriestaaten,
hunderts dieses harmonische Verhältnis, als James Watt ferner die zahlreichen Welt- und Fachausstellungen und
durch seine Dampfmaschine der Technik ein neues nicht zuletzt unsere trefflichen technischen und kunst-
Werkzeug von ungeahnter Kraft und Leistungsfähigkeit gewerblichen Zeitschriften ließen in den breiten Volks-
verlieh. Im Gefolge der Dampfmaschine tauchten zahl- schichten allmählich ein erhöhtes Begehren nach ge-