EINRICHTUNGS-NÖTE IN DER KLEINWOHNUNG.
Ist die Raumkunstidee auch in der kleinen Woh-
nung zu verwirklichen? Diese Frage erscheint Mi-
die Zukunft unseres Kunstgewerbes wohl bedeutsamer
als die meisten der Probleme, die zur Diskussion stehen.
Das Bürgertum und die Leute mit dem schmalen Ein-
kommen sind lange genug von den Wohnungsreformern
übersehen worden. Mit der Masse der kleinen Mieter
ist aber zu rechnen. Schon die ganz große Zahl
Menschen, um die es sich da handelt, wäre ein Faktor
von gar nicht geringer Bedeutung. Es gilt den Vielen,
Wohnungen zu beschaffen, die künstlerisch einwandfrei
und behaglich anheimelnd wären. Und diese AVohnungen
müßten mitsamt dem ganzen Hausrat zu einem er-
schwinglichen Preis zu beschaffen sein.
Wie weit sind solche Wünsche schon heute erfüllbar?
Welcher Nutzen ergibt sich bereits für den kleinen
Mieter aus der Eigenheim-Bewegung?
Es mag anerkannt werden, daß das Bauunter-
nehmertum mit seinem feinen Instinkt für Gewinn-
chancen dem kleinen Mieter recht weit entgegen-
zukommen trachtet. Wirkt auch als Hemmung noch
ein altes und schlechtes Schema, so zeigt sich doch
schon der Wille, auch die Wohnungen mit geringer
Zimmerzahl mit einiger Vernunft und einigem Komfort
herzurichten. Und wenn auch nicht jeder neue Bau
eine neue Verbesserung erbringt, so ist doch Aussicht
genug vorhanden, daß die Herrichtung der kleinen
Wohnung nicht lange mehr zurückstehen wird hinter
der großen Mietsetage — wenngleich auch nicht ver-
gessen werden soll, daß diese noch alles andere als
ein erstrebenswertes Ideal ist. — Wie steht es nun
aber mit der Einrichtung, mit dem Einkauf der
Möbel und all der erforderlichen Wirtschafts-
geräte? Der kleine Mann kann selbstverständlich nicht
sich jegliches Stück, für seine Zwecke passend, aufs
neue entwerfen lassen. Er muß vorlieb nehmen mit
dem vorhandenen Typ. Und er muß den Typ da
finden, wo er bequem und billig zu kaufen ge-
wohnt ist. Sehr gern würde er eine ganze Zimmer-
einrichtung, wie sie ihm in den Verkaufsräumen vor-
geführt wird, erstehen; aber diesem gesunden Gedanken,
die Einrichtung eines Raumes einheitlich aus einer
Hand zu beschaffen, stehen zumeist ganz gewichtige,
äußerliche Hemmnisse entgegen. Bald ist es der Preis,
der vielleicht gestattet, aus einem solchen Raum drei oder
vier besonders ansprechende Stücke zu erstehen, während
auf den Rest verzichtet werden muß. Bald sind es
bestimmte Bedürfnisse der Familie, bestimmte
Gewohnheiten oder andererseits Bedingungen, die
von der Wohnung gestellt werden. Läßt man einmal
außerhalb der Erwägung die Vielen, die auf das Abzah-
lungsgeschäft angewiesen sind, so muß auch Rechnung
getragen werden jenen sorgsamen Hausvätern, die
sich zunächst nur das Allerwichtigste anschaffen
ARCHITEKT HANS OFNER—WIEN. BÜFETTWAND BLUMENTISCH U. HEIZKÖRPER IM »SONNEN-ZIMMER« EINES LANDHAUSES.
19U. II. 4.
Ist die Raumkunstidee auch in der kleinen Woh-
nung zu verwirklichen? Diese Frage erscheint Mi-
die Zukunft unseres Kunstgewerbes wohl bedeutsamer
als die meisten der Probleme, die zur Diskussion stehen.
Das Bürgertum und die Leute mit dem schmalen Ein-
kommen sind lange genug von den Wohnungsreformern
übersehen worden. Mit der Masse der kleinen Mieter
ist aber zu rechnen. Schon die ganz große Zahl
Menschen, um die es sich da handelt, wäre ein Faktor
von gar nicht geringer Bedeutung. Es gilt den Vielen,
Wohnungen zu beschaffen, die künstlerisch einwandfrei
und behaglich anheimelnd wären. Und diese AVohnungen
müßten mitsamt dem ganzen Hausrat zu einem er-
schwinglichen Preis zu beschaffen sein.
Wie weit sind solche Wünsche schon heute erfüllbar?
Welcher Nutzen ergibt sich bereits für den kleinen
Mieter aus der Eigenheim-Bewegung?
Es mag anerkannt werden, daß das Bauunter-
nehmertum mit seinem feinen Instinkt für Gewinn-
chancen dem kleinen Mieter recht weit entgegen-
zukommen trachtet. Wirkt auch als Hemmung noch
ein altes und schlechtes Schema, so zeigt sich doch
schon der Wille, auch die Wohnungen mit geringer
Zimmerzahl mit einiger Vernunft und einigem Komfort
herzurichten. Und wenn auch nicht jeder neue Bau
eine neue Verbesserung erbringt, so ist doch Aussicht
genug vorhanden, daß die Herrichtung der kleinen
Wohnung nicht lange mehr zurückstehen wird hinter
der großen Mietsetage — wenngleich auch nicht ver-
gessen werden soll, daß diese noch alles andere als
ein erstrebenswertes Ideal ist. — Wie steht es nun
aber mit der Einrichtung, mit dem Einkauf der
Möbel und all der erforderlichen Wirtschafts-
geräte? Der kleine Mann kann selbstverständlich nicht
sich jegliches Stück, für seine Zwecke passend, aufs
neue entwerfen lassen. Er muß vorlieb nehmen mit
dem vorhandenen Typ. Und er muß den Typ da
finden, wo er bequem und billig zu kaufen ge-
wohnt ist. Sehr gern würde er eine ganze Zimmer-
einrichtung, wie sie ihm in den Verkaufsräumen vor-
geführt wird, erstehen; aber diesem gesunden Gedanken,
die Einrichtung eines Raumes einheitlich aus einer
Hand zu beschaffen, stehen zumeist ganz gewichtige,
äußerliche Hemmnisse entgegen. Bald ist es der Preis,
der vielleicht gestattet, aus einem solchen Raum drei oder
vier besonders ansprechende Stücke zu erstehen, während
auf den Rest verzichtet werden muß. Bald sind es
bestimmte Bedürfnisse der Familie, bestimmte
Gewohnheiten oder andererseits Bedingungen, die
von der Wohnung gestellt werden. Läßt man einmal
außerhalb der Erwägung die Vielen, die auf das Abzah-
lungsgeschäft angewiesen sind, so muß auch Rechnung
getragen werden jenen sorgsamen Hausvätern, die
sich zunächst nur das Allerwichtigste anschaffen
ARCHITEKT HANS OFNER—WIEN. BÜFETTWAND BLUMENTISCH U. HEIZKÖRPER IM »SONNEN-ZIMMER« EINES LANDHAUSES.
19U. II. 4.