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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 22.1911

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Zimmermann, Ernst: Über Kunst und Kultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.11722#0177

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XXII. JAHRGANG.

DARMSTADT.

APRIL 1911.

UEBER KUNST UND KULTUR.

EIN RÜCK- UND AUSBLICK VON PROFESSOR DR. ERNST ZIMMERMANN—DRESDEN.

Seltsam! als man uns jetzt eine neue Kunst hat
schaffen wollen, wie wenig hat man da bedacht,
daß Kunst auch Kultur ist, daß die Kunst einer
jeden Zeit auch immer der Ausdruck der Kultur
und Gesittung dieser Zeit gewesen, daß sie
gänzlich Hand in Hand ging mit der gesamten
Lebens Verfeinerung derselben, und daß sie dies auch
weiter tun mußte, wofern sie sich wirklich in die
Lebensgewohnheiten der Menschen einnisten, ja
mit ihnen ganz verwachsen wollte. Wer die Ge-
schichte der Entwicklung der Kunst mit der der
Menschheit zugleich verfolgt, der wird beständig
in ihr die wunderbarsten Übereinstimmungen, die
vollkommensten Harmonien in dieser Beziehung
erblicken, der wird erkennen, wie beide stets
genau dieselben Entwicklungen durchgemacht
haben, genau zu denselben Zielen gelangt sind.

Wo sich ein Anfang einer Kultur darbietet, wo
alles noch in einfacheren, derberen, ungekünstelten
Lebensgewohnheiten sich bewegt, da wird auch die
Kunst noch einfach, herb oder derb und unge-
künstelt erscheinen: sie wird noch das Zunächst-
liegende, das, worauf die menschliche Phantasie in
ihrem Schaffensdrang zuerst verfallen muß, zeigen;
dies alles aber in voller Schlichtheit, noch ohne

Raffinement, aber dafür voller Kraft und Größe,
als ein wuchtiger, geschlossener Effekt. Eine solche
Zeit war z. B. bei uns die der Romanik, bei den
Chinesen die vor Christi Geburt, im Altertum die
vor dem Aufkommen der Griechen: überall damals
noch einfache, ungebrochene Lebensverhältnisse,
ohne Verweichlichung und Verzärtelung und dem-
nach auch überall eine Kunst, die uns heute so
einfach und schlicht und groß erscheint, daß wir
sie garnicht anders denn als Monumentalkunst be-
zeichnen können, und die wir darum immer ge-
treulich nachzuahmen pflegen, sobald wir späten
Epigonen auch einmal bei Bedarf wieder so recht
»monumental« werden wollen.

Und dann vergleiche man im Gegensatz dazu,
nach so und so viel Zwischenstufen, in denen durch
die fortgesetzte Arbeit von Generationen über
Generationen sich ständig Kultur auf Kultur häuft
und sich zu immer größerer Verfeinerung und Kom-
pliziertheit ausbildet, was schließlich aus der Kultur
im Zeitalter des Rokokos, dem in jeder Beziehung
raffiniertesten, das wir bisher gehabt haben, ge-
worden und mit ihm aus der Kunst, die dieses
hervorgebracht. Denn dies ist die Zeit, da die
Gesittung, die Kultur bereits soweit gerückt ist,

19U. xv. 1.
 
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