FREIHEIT FÜR DAS KUNST-SCHAFFEN.
Es geht nicht an, die Kunst in eine bestimmte Bahn
einzwängen zu wollen; will man sie wirklich för-
dern, muß man ihr auch volle Entwicklungsfreiheit
lassen und sie in keiner Weise knechten. Was zu be-
kämpfen ist, ist schlechte Kunst; und nicht Kunst-
werke, die andere geistige Strömungen wiederspiegeln,
als diejenigen, die man gerade auf den Schild erhebt
und die doch nur eine zeitlich und örtlich bestimmte
Geltung besitzen. Was uns an Kunstwerken besonders
schätzenswert erscheint, ist gerade die Art, wie sie
alle individuellen Besonderheiten und lokalen Eigen-
tümlichkeiten überwinden, daß allgemein menschliche
Werte durch sie zu überzeugendstem Ausdruck ge-
langen ; nur darum stehen heute noch die Meister-
leistungen der Antike frisch und leuchtend da, wie am
ersten Tage. Eine Kunst muß verkümmern, die sich
in irgend einer Weise einsperrt, und nur die ent-
wickelt kräftige Lebensmöglichkeiten, die von allen
Seiten her Anregungen empfängt und sie kräftig ver-
arbeitet. Man habe nur nicht immer die törichte und
unbegründete Angst, nationale Eigenart gehe verloren,
wenn ein Künstler seine Heimatsscholle verläßt und
den blühenden Reichtum der ganzen Welt zu erfassen
trachtet. Nein, die Nation wäre wahrlich wenig wert,
die so leicht ihren Charakter einbüßen würde. Viele
sehr bedeutende Künstler fanden erst in der Fremde
den ihnen gemäßen Stil, und ihre Schaffenskraft er-
starkte unter den Anregungen, die ihnen die Fremde bot.
Sagen wir, das Ausgehen von der heimatlichen Scholle
könne günstige Bedingungen für das künstlerische Schaffen
bieten, so ist dies jedenfalls nicht in der Art zu ver-
stehen, daß ein Künstler sich in seinen Kreis einspinnt,
alle fremden Einflüsse feindlich abwehrt und sich da-
mit der vielfachen Anregungen beraubt, die ihm die
Welt und die Kunst der anderen entgegentragen. Eine
derartige Abgeschlossenheit könnte höchstens einen reifen
Künstler fördern, indem sie ihn vor Ablenkungen bewahrt
und ihm die für sein Schaffen nötige Ruhe und Samm-
lung gewährt, aber niemals einen jungen Künstler, der
erst lernen und sich entwickeln muß. dr. utitz in d. k. u. d.
C. KUEBART. ■ HAUSTÜRE.
AUSFÜHRG.: VILLA IBACH.
Es geht nicht an, die Kunst in eine bestimmte Bahn
einzwängen zu wollen; will man sie wirklich för-
dern, muß man ihr auch volle Entwicklungsfreiheit
lassen und sie in keiner Weise knechten. Was zu be-
kämpfen ist, ist schlechte Kunst; und nicht Kunst-
werke, die andere geistige Strömungen wiederspiegeln,
als diejenigen, die man gerade auf den Schild erhebt
und die doch nur eine zeitlich und örtlich bestimmte
Geltung besitzen. Was uns an Kunstwerken besonders
schätzenswert erscheint, ist gerade die Art, wie sie
alle individuellen Besonderheiten und lokalen Eigen-
tümlichkeiten überwinden, daß allgemein menschliche
Werte durch sie zu überzeugendstem Ausdruck ge-
langen ; nur darum stehen heute noch die Meister-
leistungen der Antike frisch und leuchtend da, wie am
ersten Tage. Eine Kunst muß verkümmern, die sich
in irgend einer Weise einsperrt, und nur die ent-
wickelt kräftige Lebensmöglichkeiten, die von allen
Seiten her Anregungen empfängt und sie kräftig ver-
arbeitet. Man habe nur nicht immer die törichte und
unbegründete Angst, nationale Eigenart gehe verloren,
wenn ein Künstler seine Heimatsscholle verläßt und
den blühenden Reichtum der ganzen Welt zu erfassen
trachtet. Nein, die Nation wäre wahrlich wenig wert,
die so leicht ihren Charakter einbüßen würde. Viele
sehr bedeutende Künstler fanden erst in der Fremde
den ihnen gemäßen Stil, und ihre Schaffenskraft er-
starkte unter den Anregungen, die ihnen die Fremde bot.
Sagen wir, das Ausgehen von der heimatlichen Scholle
könne günstige Bedingungen für das künstlerische Schaffen
bieten, so ist dies jedenfalls nicht in der Art zu ver-
stehen, daß ein Künstler sich in seinen Kreis einspinnt,
alle fremden Einflüsse feindlich abwehrt und sich da-
mit der vielfachen Anregungen beraubt, die ihm die
Welt und die Kunst der anderen entgegentragen. Eine
derartige Abgeschlossenheit könnte höchstens einen reifen
Künstler fördern, indem sie ihn vor Ablenkungen bewahrt
und ihm die für sein Schaffen nötige Ruhe und Samm-
lung gewährt, aber niemals einen jungen Künstler, der
erst lernen und sich entwickeln muß. dr. utitz in d. k. u. d.
C. KUEBART. ■ HAUSTÜRE.
AUSFÜHRG.: VILLA IBACH.