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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

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Hagen, L.: Gobelins und Gobelin-Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0058

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Zu beziehen nur durch den Buchhandel.

Preis vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
Desterr.-Ungarn u. das gesammte Ausland Mk. 5.50.
^elegramm-Adresse: Aach Verlag, Darmstadt.

Sämmtliche Vriginal-Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.

Dir Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten.
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Nur Sonder-Hefte sind einzeln a Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Srlzmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

VH. Iahrg. 1896.

Leipzig Darmstadt ^ Wien.

März-Heft.

Evbelins und

von L. ksagen.

-M^och immer bleibt das Gobelin
der kostbarste Wandschmuck, den
die Kulturwelt besitzt. Kein anderer
ist so schwierig herzustellen, keiner aber
verfügt auch über einen so eigenen
Farbenreiz wie dieser. Schon die Lage
des Fadens, seine Feinheit, seine scharfe
Drehung und die kräftige Härte des
Erzeugnisses müssen als karakteristische
Vorzüge bezeichnet werden; mehr noch
kommt die Fähigkeit in Betracht, die
feinsten Uebergänge in den Schatti-
rungen zu berücksichtigen. Vor Allem
aber kommt die tiefe Sättigung
mit Farbenpigmenten in Anschlag,
der gerade dieser Wollfaden fähig ist.
Endlich wird durch die Verbindung
mit Goldfäden diesen Farben eine
Leuchtkraft verliehen, wie sie kein an-
deres Erzeugniß der Textilkraft zu
bieten vermag. Da inan aber weiß,
daß an einem Auadratzoll guterGobelin-
Arbeit ein geübter Wirker acht Stunden
zu thun hat, ist es nicht zu verwun-
dern, daß der Besitz von Gobelins nur
den Reichen Vorbehalten worden ist.
Vielleicht ist es eine Folge dieses Um-

vignette von y. Denker, Karlsruhe, standeS, daß sich im Publikum der

Glaube einwurzeln konnte, ein Gobelin müßte unter allen Um-
ständen so staubdurchsetzt, wie nur irgend möglich aussehen. Zum
Theil mag auch der allgemein verbreitete Museumsbegriff von
heutzutage hierzu beitragen. Wir haben mit der „stilvollen"
Tradition noch immer nicht genug gebrochen. Man hat im
Gegentheil noch Beweise in hülle und Fülle dafür, daß das
große Publikum sich noch immer von gewissen Modebegriffen
abhängig macht und durch seine „Stilwuth" eben jene Stillosigkeit
fördert, die es zu bekämpfen vorgibt. Eine Folge dieser Stilwuth
ist die, daß man nach billigem Ersatz für diejenigen Gegenstände
sucht, die für unerläßlich zur Herstellung des „Stils" gehalten werden.

Auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege hat denn auch
die Gobelin-Malerei das Licht der Welt erblickt. Seit einigen
Jahren spukt sie abwechselnd als „Kunst im Hause" und als
„Frauenerwerb" in den Spalten der Frauenzeitungen. Noch kürzlich
theilte ein „Fachmann", natürlich unter dem behaglichen Mantel
des alphabetischen Ehiffresystems mit, daß für den Quadratmeter
eines gemalten Gobelins 60 Mark bezahlt werden. Wohlweislich
hütete er sich, zu sagen, wo diese kalifornische Goldgrube für
Schleier- und Schleifengelder zu finden wäre. Er kannte das
Taschengeldstreberthum seines Vaterlandes zu gut, um den liebens-
würdigen Preisdrückerinnen, die in kunstgewerblichen Kreisen
ohnehin schon genügend gefürchtet werden, mehr als die Aussicht
auf goldene Berge zu zeigen. Sicher ist, daß namhafte Berliner
Exportfirmen auf diesem Gebiete keine 60 Mark für den Quadrat-
meter der Arbeit zahlen, die sie dem Handelsverkehr übergeben.
Sollten sie es ausnahmsweise thun, so wäre das für ein Unglück
anzusehen. Die Arbeit in ihrer durchschnittlichen Beschaffenheit
würde damit viel zu gut bezahlt sein. Man sieht es diesen
Malereien nämlich sehr unverkennbar an, daß der gute Rath
einer Vorkämpferin des Dilettantismus befolgt wurde, beliebige
 
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