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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

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Schumann, Paul: Das Opalescent-Glas
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Im Zeichen der Eiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0264

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Seite 200.

November-Heft.

Glasgemälde selbst auf Glas auszuführen.) So theilen sich die
Hersteller von Glasgemälden in Aünstler und Techniker, letztere
wiederum in malende und lediglich handwerklich vorbereitende.
Die Verhältnisse sind ganz anders, wenn Bilder aus Gpalescent-
glas hergestellt werden sollen. Der Aünstler, der den Entwurf
macht, muß die verschiedenen vorhandenen Farbenglasscheiben
kennen und sich bei seinem Entwurf darnach richten. Er darf
nicht Farben und Nüancen in sein Bild aufnehmen, die nicht
vorhanden sind. Dabei ist zu bemerken, daß die amerikanischen
Fabriken eine Fülle von verschiedenen Farbenscheiben liefern.
Aus den Scheiben immer gerade
diejenigen Stücke auszuwählen
und auszuschneiden, die für den
jeweiligen Zweck geeignet sind,
ist die weitere Aufgabe des
ausführenden Künstlers. Wün-
schen muß man dabei nur,
daß Entwurf und Ausführung
fortan gemeinhin in einer Hand
liegen mögen, daß also Aunst
und Handwerk auf diesem Ge-
biete wieder eins werden mögen,
wie es einst zu Zeiten Theo-
philus Presbyter war, der im
s 2. Jahrhundert in seiner Schrift
Divsrsarum artlum sobs-
äulas II berichtet, der Glas-
maler sei zu gleicher Zeit sein
eigener Glasmacher, Glas-
farbenbereiter, Aartonzeichner
und Glaser.

Daß die neue Art der Glas-
malerei — oder sagen wir viel-
leicht besser der Aunstverglasung
— eine Zukunft hat, erscheint
uns unzweifelhaft. Alles Neue
hat im Zeitalter der Nouveautss
Aussicht Mode zu werden. Mit
der Zeit werden sich aber wohl
die Gebiete der alten echten
Glasmalerei und der Aunst-
verglasung mit Gpalescentglas
gegeneinander abgrenzen. Der
Glasmalerei wird wohl im
Wesentlichen die Figurenmalerei
verbleiben, während dem
Gpalescentglas die Darstellung
von Landschaften, Pflanzen,

Himmel, farbenprächtigen Vö-
geln, fantastischen Grnamen-
ten usw. anheimfallen wird.

Auch erscheint es uns nicht
ausgeschlossen, daß man Gpalescentglasmosaik mit echter Glas-
malerei verbinde, wie schon jetzt jenes mit dem Aathedralglas
verbunden wird. Alles in Allem genommen, hat die Aunst-
verglasung durch das Gpalescentglas ein neues Hülfsmittel
gewonnen, das in weiser und stilistisch richtiger Verwendung
durchaus willkommen geheißen werden muß. —

Neues Verfahren zur Darstellung von Bleiweist.
Zunächst werden Bleispäne mit einer Schicht basischer Bleimilch
überzogen und sodann der Einwirkung von sauren, mit Wasser-
dampf und Luft gemischten Dämpfen ausgesetzt, wobei behufs
Erneuerung oder Vervollständigung des Ueberzuges in passenden
Zeitabständen basische Bleimilch auf die Bleitheile aufgespritzt wird.

eichen deij Miche.

enn wir die verschiedenen Holzarten bezüglich ihrer Verwend-
barkeit für alle möglichen Zwecke miteinander vergleichen
und uns dabei der Erkenntniß nicht verschließen können, daß für
den einen oder anderen Zweck eine ganz bestimmte Holzart oben
ansteht, so erscheint es, nach der „Deutschen Industrie", auf den
ersten Blick wunderbar, daß die Mode bei der Auswahl des Holzes
eine so bedeutende Rolle spielen kann, wie es thatsächlich der Fall
ist. Nun ist es sehr erklärlich, daß man, wenn Möbel irgend

welcher Art abgenutzt sind und
eine Neuanschaffung nothwen-
dig wird, mit Vorliebe Ab-
wechselung halber ein von dem
bisher benutzten verschiedenes
Holz wählt, anderseits wieder
übt der Wunsch, ein harmo-
nisches Ensemble herzustellen,
einen bedeutenden Einfluß auf
die Wahl der Holzsorte aus,
und so kommt denn die eine
oder andere gar leicht aus der
Mode. So macht sich seit zwei
oder drei Jahren das Bestreben
geltend, eichene Möbel in den
Hintergrund zu drängen, und
wird von verschiedenen Seiten
behauptet, daß weiß emaillirtes
oder gemaltes Holz für Zimmer-
bekleidung sowohl wie für Mö-
bel dem eichenen bald den Rang
ablaufen werde und die Eiche
der Birke Platz machen müsse.
Dieser Ansicht und den Bemüh-
ungen, sie zur Thatsache werden
zu lassen, zum Trotz aber hat
sich das Eichenholz siegreich be-
hauptet und die Nachfrage da-
nach ist eher gestiegen als zurück-
gegangen; man wundert sich ja
stellenweise darüber, aber es ist
so, und dem Ahorn ergeht es
nicht anders. Es darf dies am
Ende auch kaum Wunder neh-
men, ist doch das Eichenholz
wie kaum ein anderes für runde
Gberflächen geeignet und für die
feinste wie die gröbste Arbeit
kaum zu übertreffen. Der Ar-
beiter schätzt seine Zuverlässig-
keit und weiß, was er erwarten
darf; Eichenholz ist ihm das
liebste, er empfiehlt es und das Publikum folgt ihm.

Als Airschholz anfing populär zu werden, war Nußbaumholz
das beliebteste und man muß zugeben, daß es in allen feinen
Tischlerarbeiten vielleicht nur durch Mahagoni übertroffen werden
kann. Aber der Vorrath war in verhältnißmäßig kurzer Zeit
verbraucht und die Möbelfabrikanten sahen sich nach etwas An-
derem um. Seit indessen die Rotheiche zu Anfang der achtziger
Jahre zu Ansehen gelangte, hat sie sich aller Anfechtungen unge-
achtet behauptet, wogegen die Steineiche und andere ihre Popularität
bald wieder einbüßten, während Airsch- und Nußbaum immer noch
mannigfaltige Verwendung finden und solche stets finden werden.
— Das Eichenholz wird aber zweifellos das dominirende bleiben;
seinen hohen Rang kann ihm kein anderes Holz streitig machen. —

Abbildung Nr. H70. Thür-Detail im Vestibül der Präsidenten-lvohiiung.

Lntw.: Baurath Hoffmann. — Mod.: Gieseke, Berlin. — Schmiedearb.: Langer L Methling, Berlin.
 
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