Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

DOI Artikel:
T. W. B.: Ein Englischer Musterzeichner
DOI Artikel:
Staatsmann, Karl: Ueber Holzbrand-Verzierung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0049

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Teile 30.

Februar-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

stücken nichts zu sehen und statt des nüchternen Anblicks sonstiger
Schablonirungen, zeigen seine Friese durchgehends Wechsel und
Abstufung in den Farben über das ganze Stück und machen voll-
kommen den Eindruck, als wenn der Fries von Anfang bis Ende
wie ein Bild mit der Hand gemalt worden sei. Das tritt so
recht nach der Tapezirung seiner Friese zu Tage, und die Sorg-
falt, mit der sie ausgeführt sind, erhebt sie weit über Buntpapiere
und stempelt sie zu dem, was sie sind: wahre Zierstücke. Gwatkin
übt seine Thä-
tigkeit als
Zeichner für die
Herren

& Koobbsucl
in Glasgow,

Manchester u.

London, die
wohlbekannten
Tapetenfabri-
kanten, u. zwar
in deren nahe
bei Glasgow
gelegenem Ate-
lier aus. wir
haben Erlaub-
niß erhalten,
einige seiner

Muster zu reproduziren. Diese Reproduktionen der Friese in
Schwarz und weiß geben freilich nur ein sehr unvollkommenes
Bild des Verfahrens. Lieber hätten wir sie in Farben gebracht,
wie sie in L Koobbss-Ts Musterbuch zu sehen sind. Der

,Tulpen-Fries" ist ein hochfeines Stück, trefflich abgewogen und
vorzüglich vertheilt, was Form und Farbe betrifft. Der Muster-
abschnitt, den wir davon besitzen, ist in gelbbraunen Tönen auf
blauem Grunde gehalten, die Blüthen gelb auf der Innenseite
der Blätter, auf der Außenseite braun, die unterliegenden Blätter
bläulich, der
Grund in zwei
Tonstärken von
tiefem Dunkel-
blau. — Der
„Päonien-
Fries" ist in
völlig anderem
Karakter gehal-
ten und wir
reproduziren ihn
mehr deshalb,
denn er erscheint
uns minder wir-
kungsvoll wie
der „Tulpen-
Fries". Er hat
auch nicht dessen
Breite. wir

geben ferner zwei Beispiele von Tapetenmustern, beide gleich gut
und redende Zeugnisse für Gwatkins Vielseitigkeit. Das „Meer-
Nessel-Muster", in Originalfarben ausgeführt, verdiente wirklich
ein guter Verkaufsartikel zu werden. Das „Thrysanthemum-
Muster" verliert sehr viel durch die Wiedergabe. Der Kontrast
zwischen der fast zu strengen Drnamentform und der Blume ist
originell und wirksam. Man könnte bedauern, daß Gwatkin in
Glasgow und nicht in London schafft, indessen er ist für eine
Firma von weitreichendem Einstuß thätig, und wenn ihm nur
Spielraum gelassen wird, so ist an seiner Brauchbarkeit gar nicht
zu zweifeln und wir wünschen ihm allen Erfolg. — 1. L.

ebep Molzbrand -Werperung.

von Karl Staatsmann.
sMpe Dekoration von Möbeltheilen und kleineren Schmuckstücken
d mit Holzbrand-Motiven hat wieder öftere Verwendung
gefunden durch das Bestreben im Kunstgewerbe, billige und bei
aller Einfachheit gefällige Formen zu schaffen. Zu gleicher Zeit
hat sich auch das Interesse der Nicht-Techniker, der Laien, mehr

und mehr der
Innen-Dekora-
tion zugewandt
und sich be-
strebt, durch
Hand-Kunstfer-
tigkeit an der
gefälligen Ein-
richtung der
Wohnung mit-
zuwirken, ja
nicht selten den
Mangel der
modernen
Mobilien an
Schmuck, an
Formschönheit
und Farbe,

durch eigene Zuthaten zu ersetzen, wird zwar der Dilettant auch
in selteneren Fällen etwas zur Zierde größerer Mobilien Hinzu-
thun, weil man solche meist fix und fertig bezieht, so wird er
doch bei wachsendeni Interesse und bei fortgeschrittenerem Rönnen
nicht bloß Kleinigkeiten seine Aufmerksamkeit zuwenden, wie
Schmuckkästchen, Nippstühle, Bauernstühle, Eckschränkchen, Etagören,
Ofenschirme rc., sondern versuchen, an geeigneter Stelle seiner
Möbel Verschönerungen anzubringen. Dankbare Felder dafür
gibt es genug. Da sind Füllungen eines Büffets in Bogen- und

Rechteckform,
Friese, Pilaster-
gründe, Auf-
sätze rc., welche
des Dekors har-
ren. Mit deni
rechten Ge-
schmacke wird
die rechte Hand
da viel Schönes
Hinzaubern kön-
nen. AnBüffets,
die sich oft leider
von Steinbauten
nur durch die
Holzfarbe unter-
scheiden , bei-
spielsweise Oel-
bildchen auf

Goldgrund, weinranken, Früchte, Stillleben, Figürliches, den
Rodenstein, den Falstaff, den Rüdesheimer Grafen, den Ekkehard,
den Werner und so manche Andere, Motive aus Faust, aus
Schiller'schen Dramen und auch Modernes, so wie es die „Kunst
für Alle" so trefflich darstellt und darbietet. Eine Fülle von
Intarsia-Motiven in Hunderten von Werken zerstreut, gibt An-
regung zur Flächen-Dekoration von Pfeilern und Füllungen. Nun
sagst Du aber mit Recht, lieber Leser, wie viele von uns können
denn in Oel malen und dazu noch so schwierige Motive?! Sieh,
deshalb wollte ich Dich darauf aufmerksam machen, daß es eine
Dekorations-Technik gibt, welche es gestattet, mit weniger Mühe

Abbildung Nummer 29Z. Tapeten-Borde: Tulpen-Lries. von Arthur Gwatkin.
 
Annotationen