Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

DOI article:
W.: Ein Aristokratisches englisches Wohnhaus, [2]
DOI article:
Herstellung schöner und haltbarer Lackierungen auf Hartholz
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0252

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Leite sßO.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Noveniber-Heft.

versehen war. Rund um die Decke liefen zunächst unter einander
zwei Reihen kleiner plastischer, crsmefarbiger und mit Gold ver-
zierter Bögen und unter diesen ein Streifen Tapete mit einem
orientalischen Muster. Diesen trennte eine Leiste von einem breiten
gemalten Friese, und unterhalb desselben zog sich ein mäßig
breites Gesims um das Zimmer, auf dem persische oder türkische
Gefäße und Platten standen und auch hie und da alte orientalische
Waffen, Schilder und Rüstungsstücke angeordnet waren. Den
unteren Theil der Wand bekleidete Relim, ein gestreifter und
unauffällig gewirkter orientalischer Nomadenteppich. Alle die
Holztheile der gesammten Ausstattung, also auch der Möbel,
waren mit creme- oder elfenbeinsarbiger Emaillefarbe gemalt und
stellenweise mit Gold abgesetzt. Wenn auch der größte Theil
derselben europäischen Ursprunges gewesen sein dürfte, so hatten
doch auch eine Anzahl Raffeetischchen, Schemel und dergleichen
hier Platz gefunden, die nicht nur äußerst kostbar, sondern auch
wirkliche Erzeugnisse orientalischer Kunst sein mußten. Selbst der
Kamin, wenn auch an und für sich nichts weniger als morgen-
ländisch, hatte doch ein solches Gewand angelegt und war mit
so vielen zierlichen türkischen und persischen Gefäßen, Dosen und
anderen Dingen geschmückt, daß er sich in seiner Umgebung
keineswegs als Fremdling fühlen brauchte. Einige Schränkchen
an der Wand, eine Art Anrichtetisch unter einem derselben, ein
stilvoll gehaltener Blumenständer, der eine Palme trug, mehrere
große Vasen mit pfaufedern und Schilfwedeln, sowie einige
bequeme Polstersessel mit orientalischen Bezügen sahen alle recht
türkisch aus. Der Fußboden bestand aus braunem Eichenparquet,
und hier und da lagen auf demselben prächtige alterthümliche
persische Teppiche. Zn die eine Wand war noch eine Nische
eingelassen und mit einer stilvollen Gardine drapirt. Das Brett
oder die Stange der letzteren hatte hier die Gestalt eines weit an
den Seiten herabreichenden Bogens angenommen, der aus flachem,
glattem Holz bestehend, in orientalischer Manier ausgeschnitten
und dem vorerwähnten Gesimse angefügt war. Natürlicherweise
schmückte diese Nische ebenfalls eins der türkischen Sofas, und
allenthalben luden kostbare Wasserpfeifen zur Benutzung ein.
Aromatischer Mokka wurde in kleinen Schalen oder Täßchen
kredenzt, und es fiel einem schwer, in dieser Umgebung nicht zu
vergessen, daß man sich nicht am goldenen Horn, sondern im
räucherigen, nebeligen London befand.

Rein Raum eines vornehmen Hauses gestattet uns wohl
Schlüsse auf die höheren Eigenschaften seines Besitzers mit größerer
Aussicht auf Richtigkeit zu ziehen, als die Bibliothek oder das
Studirzimmer. Ein solches sollte immer den Eindruck stiller
Behaglichkeit und verfeinerten Geschmackes machen, und von
jener Atmosphäre des Ernstes durchweht sein, die geistiger Be-
schäftigung und Unterhaltung nicht nur förderlich ist, sondern
zu solcher einladet. Diesen Anforderungen fand ich in dem gast-
lichen Hause, das ich in diesen Zeilen zu beschreiben suche, volle
Genüge gethan. Die Bibliothek in demselben war durchaus in
dunkler roher Eiche gehalten. Rundum an den Wänden befanden
sich die Schränke, hinter denen zahlreiche Bände, theils hinter
Glasthüren sichtbar wurden und theils ohne Weiteres zu erlangen
waren. Die Schränke bildeten eigentlich in sich selbst die Wände,
und Einförmigkeit wurde dadurch vermieden, daß man hier und
da offene Nischen angebracht hatte, in denen werthvolle antike
Gefäße Platz fanden, während hohe Nischen in den abgestumpften
Ecken klassische Statuen in Bronze beherbergten. An den Seiten
der beiden hohen, bis auf den Fußboden reichenden Fenster endeten
die Schrankreihen mit mächtigen geschnitzten Säulen, auf denen
ein Sims ruhte, hinter welchem weit nach den Seiten gezogene,
hoch drapirte Gardinen angebracht waren. Vor einem der Fenster
hatte ein kleiner Schreibtisch, auf dem sich einige stilvolle Vasen
befanden, seinen Stand erhalten, und ein runder, unbedeckter Tisch
in der Mitte, hohe geschnitzte Stühle mit Bezügen in gepreßtem

Leder, sowie einige bequeme Lehnstühle vervollständigten die Ein-
richtung. Zwei derselben, von deren Armlehnen verstellbare Lese-
pulte ausgingen, standen zu beiden Seiten des Kammes, der in
die Schrankreihen hineingebaut, in seinem oberen Theile eine große
Nische bildete, die eine mächtige Stutzuhr barg. Bemerkenswerth
war eine ungefähr zwei Fuß hohe Umzäunung des Feuerplatzes,
um die oben ein gepolstertes Rissen herumlief, auf das man, in
die Lehnsessel gestreckt, seine Füße legen und sie so im Winter
warm zu halten vermag. Die Decke des Raumes war mit Eichen-
täfelung und der Fußboden mit parquet versehen, das aber nur
an den Rändern sichtbar wurde, da es im Uebrigen ein weißer,
die Schritte dämpfender Teppich verbarg.

Leider war es mir noch nicht vergönnt, auch in die mehr
intimeren Gemächer des gastlichen Hauses einen Einblick zu
gewinnen, hoffentlich aber wird mir auch dieses im Znteresse
unserer Leser noch eines Tages möglich sein.

Herstellung schöner und haltbarer Fallrirungen ans Harthol;.

MMm eine schöne Lackirung auf Naturholz — massives oder
'd" fournirtes — zu ermöglichen, ist die erste Bedingung die,
daß das Holz tadellos, ohne sichtbare Hobelstöße oder Vertiefungen
gearbeitet sei, da durch das Lackiren jede ungenaue Arbeit, Un-
ebenheit usw. um so deutlicher sichtbar wird. Das Holz ist zuerst
mit amerikanischem Holzfüller zu grundiren, je nach der Holzart
mit Hellem Holzfüller für Tannen, Ahorn und Zung-Eichen,
braunem Holzfüller für Alt-Eichen und Nutzholz, und schwarzem
Holzfüller für Ebenholz. Nachdem der aufgestrichene Holzfüller,
der sehr rasch trocknet, ins Holz eingedrungen ist, wird der auf
der (Oberfläche sitzende mit einem Lappen, einer Hand voll Hobel-
späne abgewischt und der Gegenstand zum Trocknen gegeben. Die
Bearbeitung mit dem Holzfüller hat den Zweck, alle Poren des
Holzes zu sättigen, dem Lacke eine gleichmäßige Unterlage zu
geben und das Einsaugen zu verhindern. Wenn der Anstrich
mit dem Holzfüller vollkommen trocken geworden ist, nach etwa
8 Stunden, erfolgt der erste Lacküberzug mit Schleiflack oder gutem
Möbellack. Sobald dieser Ueberzug genügende Härte besitzt, was
30—36 Stunden, je nach der Beschaffenheit des Lackes, dauert,
wird der Glanz mit feinstem Glaspapier abgerieben und der
entstandene Staub mit einem sogenannten Staubpinsel entfernt.
Eine halbe Stunde später beginnt eine zweimalige gleichmäßige
Lackirung mit Schleiflack oder gutem Möbellack, der, nachdem er
wieder zwei Tage gestanden, mit feinst gemahlenem und ge-
schlämmtem, angenetztem Bimsstein vorsichtig eben und glatt
geschliffen wird. Hierauf ist mit Wasser und reinem Schwamm
der Gegenstand sauber abzuwaschen und mit feuchtem, reinem
Waschleder zu trocknen. Zum Schluffe wird dem lackirten Gegen-
stand, der nun eine sehr schöne glatte Fläche darbieten soll, ein
letzter Ueberzug mit feinstem Möbellack gegeben, der sich namentlich
durch hohen Glanz, große Solidität, Flecken- und Rissenfreiheit
auszeichnet. — Wünscht man noch höheren Glanz und höhere Halt-
barkeit, so empfiehlt sich ein nochmaliger Ueberzug mit dem feinsten
und hellsten Kopallack auf den vorhergehenden (dritten) Anstrich,
dessen Glanz aber nicht abgeschliffen wird, vielmehr erfolgt der
vierte Ueberzug auf die dritte Glanzfläche; dadurch erzielt man
einen viel höheren Glanz, größere Schönheit und Haltbarkeit. Es
sind somit zur Erzielung einer wirklich schönen, tadellosen, glanz-
reichen Arbeit nicht mehr als drei, event. vier Lacküberzüge noth-
wendig, wozu rationelles Schleifen mit Bimssteinmehl, sowie die
richtige Bearbeitung des Holzes hinsichtlich seiner ebenen Fläche
erforderlich ist. Der so fertig lackirte Gegenstand muß vor Gebrauch
noch 8—(0 Tage stehen bleiben und alle zwei Tage mit sand-
freiem, kaltem Wasser und sandfreiem Schwamm gewaschen und
mit feuchtem Waschleder getrocknet werden. — (v. Tischi-rzig,)
 
Annotationen