^ärz-Heft.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Seite is7.
sind da, um ein zu meiner Beschäftigung und zur Beleuchtung meiner Um-
gebung uothwendiges Maß von Licht einzulassen; nicht, um mir die Eindrücke
von draußen aufzudrängen. Auch das Sicherheitsgefühl, welches ein Wohn-
haus geben soll, wird durch die bis zur Erde reichenden Fenster beeinträchtigt.
Zu viele und zu große Fenster bewirken,
daß ein Haus uns nicht mehr als das
Heim mit seinen uns bergenden, uns
umschließenden Mauern erscheint. Ueber-
dies erhalten wir das Licht nicht von
unten, unsere Fenster aber sind so an-
gebracht, daß der Teppich beleuchtet und
der übrige Theil des Zimmers in Däm-
merung gehüllt ist. Nun komme ich noch
aus einen meiner Hauptgrundsätze in der
Dekorationskunst, nämlich den einer Gra-
dation nach der ornamentale» und der
emotionellen Seite hin. Fragen Sie aber
einmal irgend einen intelligenten Fach-
mann nach seinen elementaren Ideen
über das Kunstgewerbe, so wird er Ihnen
höchst wahrscheinlich sagen, daß die orna-
mentale Kunst vor Allem keine Emotion
anstreben soll. Dies halte ich nun für
die Wurzel alles Nebels in der ornamen-
talen Kunst. Ich meine, sie sollte gerade
im emotionellen Sinne wirken, und daher
erachte ich Gilbert als einen größeren
Künstler in diesem Fach, wie den großen
Benvenuto Lellini, dessen Gebilden eben
das Gefühl fehlt. Gilbert dagegen will
zum Gemüth sprechen. Und die Wirkung
der ornamentalen Kunst auf das Gemüth
muß natürlich eine erhebende sein. Ich
weiß, daß ich mit dieser Ansicht von der
Majorität abweiche, aber ich lasse keine
dekorative Kunstleistung gelten, die nicht
eine Stimmung verkörpert. Jede Figur
muß irgend ein Gefühl zum Ausdruck
bringen. Die Figuren an den Wänden
meines Speisezimmers sind entschieden
von emotionellem Karakter. Selbst bei
Ornamenten in Holzskulptur verlange
ich eine Stimmung, wenn sie sich auch
nicht in Worten definiren läßt. Das
Gefühl mag noch so unbestimmt sein,
nur angedeutet, aber man muß es spüren,
und hierin zeigt sich das Kunstgewerbe
von einer fast weihevollen Seite. Wenn
Leute mein Haus besichtigen, so pflege
ich, während ich sie herumführe, zu
beobachten, ob sie Etwas dabei empfinden
und was sie empfinden. Aus der Stim-
mung, welche die empfangenen Eindrücke
bei ihnen erregen, ersehe ich dann, ob
sie verstanden haben, was ich auszudrücken
bestrebt war." Helen Zimmern.
Die Ausstellung von englischen Möbeln
und Seideiidamastcn ans dem tk. und
18. Jahrhundert in Kundin.
Liner Mittheilung des Sekretariats
des Departements für Kunst und Wissen-
schaft zufolge wurde die Eröffnung der
von den Lords des Lrziehungsrathes
geplante Ausstellung von geliehenen
Kunstmöbeln und Seidenstoffen des ;6.
und ;s. Jahrhunderts auf den April
lSgs festgesetzt. Die Liste des Ausstellungs-
Komitees enthält Namen von eminentem
Ruse, und die betheiligten Industrien
werden durch Männer von Erfahrung und vollkommener Sachkenntniß ver-
treten sein, so daß die ersten Garantien für eine sachkundige Leitung dieser
vielbesprochenen Unternehmung gegeben sind. Die Ausstellung, die in erster
Linie der englischen, namentlich in London selbst hochentwickelten Möbel-
und Seidenstoff-Industrie dienen soll, wird ohne Zweifel auch vom Kontinente
Zahlreiche Interessenten herbeirufen. Wie viel Aufmerksamkeit man seit
neuerer Zeit den englischen Möbelformen des ;s. Jahrhunderts in Deutsch-
land und Oesterreich entgegenbringt, das beweist der Umstand, daß Kom-
missionen aus diesen Ländern zu dem ausschließlichen Zwecke nach London
gesandt wurden, um die berühmten Muster des Lhippendale-, Sheraton-
und Hepplewhite-Stils im South-Kensington-Museums zu insxiziren und für
die Handelsmuseen in Straßburg und
Wien Originale oder gute Kopien zu
erwerben. Die große Rolle, welche
Seidendamaste, Brokate und Stickereien
in den Zimmer-Einrichtungen des ;6.
und ;8. Jahrhunderts in England spielten,
sowie eine entschiedene Neigung des
jetzigen Modegeschmacks für die bunten
Muster jener Zeit, gaben Veranlassung,
mit der Möbel-Ausstellung eine solche
von seidenen Stoffen der letzten Jahr-
hunderte zu verbinden. Die englische
Seiden-Industrie stand im ;8. Jahr-
hundert in höchster Blüthe, und sie gab
allein im Osten Londons über so ooo Ar-
beitern Beschäftigung. Die Neberbleibsel
von seidenen Gewändern, Vorhängen,
Tapetenstoffen usw. aus jener prunkvollen
Zeit, die in den streng konservativen
englischen Herrschaftshäusern aufs Sorg-
fältigste aufdewahrt werden, sind überaus
zahlreich, und man sieht der Ausstellung
in den betheiligten Fachkreisen mit um
so größerem Interesse entgegen, als die
alten Muster aus den Tagen Georgs Itl.,
soweit sie dem modernen Modegeschmack
angepaßt werden können, von der In-
dustrie zu neuem Leben erweckt werden
sollen. Eine große Zahl von Besitzern
alter Prachtstücke der Seidenbranche
wurde zur Betheiligung an der Ausstel-
lung eingeladen, und um den Interessenten
eine rasche Uebersicht zu ermöglichen,
werden Musterbücher von Seidenstoffen
des ;8. Jahrhunderts aufgelegt, und
außerdem soweit möglich an Fabrikanten
kleine Abschnitte verabreicht werden.
Zugleich hofft man durch den in dieser
Ausstellung ermöglichten vergleich der
Muster, die Herstellungsdaten einer An-
zahl von Originalen, die sich bereits im
Bethnal-Green-Museum befinden und
deren Alter bis jetzt noch im Dunkel
schwebt, näher feststellen zu können.
Die Ausstellung der geliehenen
Gegenstände wird dem Publikum sechs
Monate lang offen stehen. Die reiche
Sammlung von europäischen Kunst-
Porzellanen, die Sir Wollaston Franks
dem Komitee zur Verfügung stellte,
sowie eine Anzahl von Gemälden aus
dem ;s. und ;8. Jahrhundert aus der
Lhantry-Bequest-Sammlung, die die
Royal-Academy beisteuert, werden zur
Ermöglichung eines gründlichen Ein-
gehens in die eigenartigen Stilarten der
englischen Kunst in den vergangenen
Jahrhunderten viel mit beitragen.
Alte Partzuet-Fuszbödrir ohne
Nbhobeln wieder tzrrxustellen. Der
Boden wird erst mit Wasser, Sand und
Natronlauge ordentlich gereinigt, wozu
eine scharfe Bürste und feiner Sand er-
forderlich ist. Danach wird eine Mischung
von einem Theil Chlorkalk in der zehn-
fachen Gewichtsmenge Wasser gemacht
und aufgestrichen, dann mit einem Theil Salzsäure in ;o Theilen Wasser
behandelt, indem man recht naß streicht. Nach einigen Stunden wird
gehörig mit Sand und Wasser gescheuert, hierauf gewachst und gebahnt
wie ein neuer Boden. Gute Parquetbodenwichse erhält man durch Kochen
von s Theilen Wachs, 2 Theilen Pottasche, 8 Theilen Wasser zu einer
Wachspaste, der man für unscheinbar gewordene Stellen etwas Eisenocker
beimischen kann. _
Nr. z;z u. Intarsia-Füllungen, von A. pleyer.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Seite is7.
sind da, um ein zu meiner Beschäftigung und zur Beleuchtung meiner Um-
gebung uothwendiges Maß von Licht einzulassen; nicht, um mir die Eindrücke
von draußen aufzudrängen. Auch das Sicherheitsgefühl, welches ein Wohn-
haus geben soll, wird durch die bis zur Erde reichenden Fenster beeinträchtigt.
Zu viele und zu große Fenster bewirken,
daß ein Haus uns nicht mehr als das
Heim mit seinen uns bergenden, uns
umschließenden Mauern erscheint. Ueber-
dies erhalten wir das Licht nicht von
unten, unsere Fenster aber sind so an-
gebracht, daß der Teppich beleuchtet und
der übrige Theil des Zimmers in Däm-
merung gehüllt ist. Nun komme ich noch
aus einen meiner Hauptgrundsätze in der
Dekorationskunst, nämlich den einer Gra-
dation nach der ornamentale» und der
emotionellen Seite hin. Fragen Sie aber
einmal irgend einen intelligenten Fach-
mann nach seinen elementaren Ideen
über das Kunstgewerbe, so wird er Ihnen
höchst wahrscheinlich sagen, daß die orna-
mentale Kunst vor Allem keine Emotion
anstreben soll. Dies halte ich nun für
die Wurzel alles Nebels in der ornamen-
talen Kunst. Ich meine, sie sollte gerade
im emotionellen Sinne wirken, und daher
erachte ich Gilbert als einen größeren
Künstler in diesem Fach, wie den großen
Benvenuto Lellini, dessen Gebilden eben
das Gefühl fehlt. Gilbert dagegen will
zum Gemüth sprechen. Und die Wirkung
der ornamentalen Kunst auf das Gemüth
muß natürlich eine erhebende sein. Ich
weiß, daß ich mit dieser Ansicht von der
Majorität abweiche, aber ich lasse keine
dekorative Kunstleistung gelten, die nicht
eine Stimmung verkörpert. Jede Figur
muß irgend ein Gefühl zum Ausdruck
bringen. Die Figuren an den Wänden
meines Speisezimmers sind entschieden
von emotionellem Karakter. Selbst bei
Ornamenten in Holzskulptur verlange
ich eine Stimmung, wenn sie sich auch
nicht in Worten definiren läßt. Das
Gefühl mag noch so unbestimmt sein,
nur angedeutet, aber man muß es spüren,
und hierin zeigt sich das Kunstgewerbe
von einer fast weihevollen Seite. Wenn
Leute mein Haus besichtigen, so pflege
ich, während ich sie herumführe, zu
beobachten, ob sie Etwas dabei empfinden
und was sie empfinden. Aus der Stim-
mung, welche die empfangenen Eindrücke
bei ihnen erregen, ersehe ich dann, ob
sie verstanden haben, was ich auszudrücken
bestrebt war." Helen Zimmern.
Die Ausstellung von englischen Möbeln
und Seideiidamastcn ans dem tk. und
18. Jahrhundert in Kundin.
Liner Mittheilung des Sekretariats
des Departements für Kunst und Wissen-
schaft zufolge wurde die Eröffnung der
von den Lords des Lrziehungsrathes
geplante Ausstellung von geliehenen
Kunstmöbeln und Seidenstoffen des ;6.
und ;s. Jahrhunderts auf den April
lSgs festgesetzt. Die Liste des Ausstellungs-
Komitees enthält Namen von eminentem
Ruse, und die betheiligten Industrien
werden durch Männer von Erfahrung und vollkommener Sachkenntniß ver-
treten sein, so daß die ersten Garantien für eine sachkundige Leitung dieser
vielbesprochenen Unternehmung gegeben sind. Die Ausstellung, die in erster
Linie der englischen, namentlich in London selbst hochentwickelten Möbel-
und Seidenstoff-Industrie dienen soll, wird ohne Zweifel auch vom Kontinente
Zahlreiche Interessenten herbeirufen. Wie viel Aufmerksamkeit man seit
neuerer Zeit den englischen Möbelformen des ;s. Jahrhunderts in Deutsch-
land und Oesterreich entgegenbringt, das beweist der Umstand, daß Kom-
missionen aus diesen Ländern zu dem ausschließlichen Zwecke nach London
gesandt wurden, um die berühmten Muster des Lhippendale-, Sheraton-
und Hepplewhite-Stils im South-Kensington-Museums zu insxiziren und für
die Handelsmuseen in Straßburg und
Wien Originale oder gute Kopien zu
erwerben. Die große Rolle, welche
Seidendamaste, Brokate und Stickereien
in den Zimmer-Einrichtungen des ;6.
und ;8. Jahrhunderts in England spielten,
sowie eine entschiedene Neigung des
jetzigen Modegeschmacks für die bunten
Muster jener Zeit, gaben Veranlassung,
mit der Möbel-Ausstellung eine solche
von seidenen Stoffen der letzten Jahr-
hunderte zu verbinden. Die englische
Seiden-Industrie stand im ;8. Jahr-
hundert in höchster Blüthe, und sie gab
allein im Osten Londons über so ooo Ar-
beitern Beschäftigung. Die Neberbleibsel
von seidenen Gewändern, Vorhängen,
Tapetenstoffen usw. aus jener prunkvollen
Zeit, die in den streng konservativen
englischen Herrschaftshäusern aufs Sorg-
fältigste aufdewahrt werden, sind überaus
zahlreich, und man sieht der Ausstellung
in den betheiligten Fachkreisen mit um
so größerem Interesse entgegen, als die
alten Muster aus den Tagen Georgs Itl.,
soweit sie dem modernen Modegeschmack
angepaßt werden können, von der In-
dustrie zu neuem Leben erweckt werden
sollen. Eine große Zahl von Besitzern
alter Prachtstücke der Seidenbranche
wurde zur Betheiligung an der Ausstel-
lung eingeladen, und um den Interessenten
eine rasche Uebersicht zu ermöglichen,
werden Musterbücher von Seidenstoffen
des ;8. Jahrhunderts aufgelegt, und
außerdem soweit möglich an Fabrikanten
kleine Abschnitte verabreicht werden.
Zugleich hofft man durch den in dieser
Ausstellung ermöglichten vergleich der
Muster, die Herstellungsdaten einer An-
zahl von Originalen, die sich bereits im
Bethnal-Green-Museum befinden und
deren Alter bis jetzt noch im Dunkel
schwebt, näher feststellen zu können.
Die Ausstellung der geliehenen
Gegenstände wird dem Publikum sechs
Monate lang offen stehen. Die reiche
Sammlung von europäischen Kunst-
Porzellanen, die Sir Wollaston Franks
dem Komitee zur Verfügung stellte,
sowie eine Anzahl von Gemälden aus
dem ;s. und ;8. Jahrhundert aus der
Lhantry-Bequest-Sammlung, die die
Royal-Academy beisteuert, werden zur
Ermöglichung eines gründlichen Ein-
gehens in die eigenartigen Stilarten der
englischen Kunst in den vergangenen
Jahrhunderten viel mit beitragen.
Alte Partzuet-Fuszbödrir ohne
Nbhobeln wieder tzrrxustellen. Der
Boden wird erst mit Wasser, Sand und
Natronlauge ordentlich gereinigt, wozu
eine scharfe Bürste und feiner Sand er-
forderlich ist. Danach wird eine Mischung
von einem Theil Chlorkalk in der zehn-
fachen Gewichtsmenge Wasser gemacht
und aufgestrichen, dann mit einem Theil Salzsäure in ;o Theilen Wasser
behandelt, indem man recht naß streicht. Nach einigen Stunden wird
gehörig mit Sand und Wasser gescheuert, hierauf gewachst und gebahnt
wie ein neuer Boden. Gute Parquetbodenwichse erhält man durch Kochen
von s Theilen Wachs, 2 Theilen Pottasche, 8 Theilen Wasser zu einer
Wachspaste, der man für unscheinbar gewordene Stellen etwas Eisenocker
beimischen kann. _
Nr. z;z u. Intarsia-Füllungen, von A. pleyer.