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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

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Fischbach, Friedrich: Die Bühne als Vorbild für Innen-Dekoration
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Lackierungen auf Hartholz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0025

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Seite sO.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Januar-Heft.

ein spanischer Baron des vorigen Jahrhunderts auftrat. Zu-
gegeben, daß solche Subtilitäten nicht zu weit gehen sollen, so
haben wir doch stets die Aufgabe, das Richtigere zu bevorzugen
und das Störende zu entfernen. Wenn z. B. der Maschinist und
Beleuchtungs-Techniker den Abendstern im Tannhäuser nur leuchten
läßt, so ist das für einen Planeten schicklicher, als wenn er durch
Drehen das Funkeln eines Fixsternes erreicht. Soll der Mond
naturgemäß in einem langen Akte sich am Himmel bewegen, so
ist es mißlich, einen Wolkenhimmel unbeweglich zu malen, da
erstens auch die Wolken sich ändern und zweitens der Mond nie
vor den Wolken steht.

Die moderne Musik legt in der Oper viel mehr Gewicht
auf poliphone Mitwirkung des Orchesters wie früher. Wenn
die Handlung ruht und nur die Musik zu uns spricht, prüft das
Auge das Stimmungsbild und ist erfreut, wenn die Dekoration

zur Musik paßt. Das Auf- und Untergehen von Sonne und
Mond hat somit vollste Berechtigung auf der Bühne, und werden
in der Folge die schönsten Landschaftsbilder dieser Art bestens
für die Bühne verwerthet.

Was nun die Innen-Dekorationen reicher Wohnungen betrifft,
so gerathen die großartigen Hallen natürlich besser wie die schlichten
bürgerlichen Zimmer, da für letztere die Bühne zu groß ist und
somit eine Leerheit entsteht, die nur dann beseitigt werden kann,
wenn durch Doppelspiel zwei Nachbarzimmer dem Auge geboten
werden, hier geht es wie mit den Kerkern, die ja nothgedrungen,
mit Treppen und Säulen, wie Krypten dekorirt werden. Solche
Licenzen wird die Bühne stets behalten. Am getreuesten sind
also die reichen großen Salons ausgestattet. In jüngster Zeit
erlaubt die elektrische Beleuchtung mit Scheinwerfern, daß man
Erkerzimmer recht sonnig erscheinen läßt. Deffnen die Schau-
spieler dort ein Fenster, so fluthet das Sonnen- oder Mondlicht
täuschend herein.

Als jüngst ein wohlhabender Freund aus Westphalen die
Wiesbadener Gper besuchte, sagte er mir: „Ich habe heute
viel gelernt, denn ich bin im Begriff, meinen Salon
neu herzurichten." Er brauchte also nicht, wie in der guten?
alten Zeit, nach Paris zu reisen, um das Neueste und Beste zu
studircn und zu importiren. — Für eine Kurstadt sind solche Fort-
schritte lohnend I Das Publikum muß gerade dort für das höhere
erzogen werden, wo es das höchste sucht. Im Mittelalter hatte
die Kirche diese Aufgabe. Wir finden die Strahlen der kirchlichen
Kunst in der damaligen profan-Kunst wieder. Als aber beide
Gebiete sich mehr und mehr trennten, und schließlich sogar die
Kirchen profane Dekorationen erhielten, zog man vor, „Jedem
das Seine" in der Ornamentik zu geben.

Auf der Bühne hilft das Zusammenwirken aller Künste
mehr als an anderer Stelle die eindringlichste Beweisführung.

Man beobachte nur, wie die
Damen dort die Toiletten studiren!
Wie Richard Wagner alle Ohren
an neue Harmonien gewöhnte, so
werden auch unsere Augen er-
zogen, um das Geschmackvollere
zu wählen. Was in Bildern
gottbegnadete Künstler geschaffen,
ist Studien-Material für die
Dekorationsmaler. Landschafts-
und Architektur-Bilder, National-
Kostüme rc. werden verwerthet.
Diese Fluth des Schönen schauen
wir im Zauberspiegel der Bühne.
Das eine Mal ergreift uns die
absoluteste Wahrheit der Natur
und selbst des Elendes, und das
andere Mal die Märchenpracht,
welche überbietet, was unsere
Fantasie je erträumte.

ackirungen aus "W)arthoh.

Um eine schöne Lackirung
auf Naturholz —- massives oder
surnirtes — zu ermöglichen, ist die
erste Bedingung die, daß das Holz
tadellos, ohne sichtbare Hobel-
stöße oder Vertiefungen gearbeitet
sei, da durch das Lackiren jede
ungenaue Arbeit, Unebenheit rc.
um so deutlicher sichtbar wird.
Das Holz ist zuerst mit amerika-
nischem Holzfüller zu grundiren, je nach der Holzart mit Hellem
Holzfüller für Tannen, Ahorn und Jung-Eichen, braunem Holz-
füller für Alt-Eichen und Nußholz und schwarzem holzsüller für
Ebenholz. Nachdem der aufgestrichene Holzfüller, der als eine
Art Spachtelfarbe zurecht gemacht, rasch trocknet, ins Holz ein-
gedrungen ist, wird das auf der Oberfläche sitzende mit einem
Lappen, einer Hand voll hobelspähne rc. abgewischt und der
Gegenstand zum Trocknen hingestellt. Die Bearbeitung mit dem
Holzfäller hat den Zweck, alle Poren des Holzes zu sättigen, dem
Lacke eine gleichmäßige Unterlage zu geben und das Einsaugen
zu verhindern. Wenn der Anstrich mit dem Holzfüller vollkommen
trocken geworden ist, nach etwa acht Stunden, erfolgt der erste
Lacküberzug mit Schleiflack oder gutem Möbellack. Sobald dieser
Ueberzug genügende Härte besitzt, was 30—36 Stunden, je nach
der Beschaffenheit des Lackes, dauert, wird der Glanz mit feinstem
Glaspapier abgerieben und der entstandene Staub mit einem
sogenannten Staubpinsel entfernt. Eine halbe Stunde später

Abbildung Nummer 278. Vestibül-Dekoration. Skizze von Aut. van de Sandt.
 
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