Leite 82.
Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Mai-Heft.
Elektrische Koch- und Heizvorrichtungen.
(Siehe die Abbildungen Nr. 357 und 358.)
achdem die praktische Anwendung von Elektrizität immer
größere Ausdehnung gewinnt und die Anzahl der
Zentralen für Beleuchtung und Kraft in stetem Wachsen
begriffen ist, macht sich das Bedürfniß, die Elektrizität für Koch-
und Heizzwecke zu benützen, immer mehr fühlbarer; doch waren
die hierzu verwendeten Apparate bis vor Kurzem noch sehr
unvollkommen und schwerfällig.
Um so größeres Aufsehen machte es, als auf der Welt-
ausstellung in Lhicago, sowie auch auf der Landesausstellung in
Innsbruck zum erstenmal komplette, nach jeder Richtung hin
tadellos funktionirende Herde zu sehen waren, die allen Anforde-
rungen, welche an solche gestellt werden können, vollkommen
entsprachen und dabei noch die besonderen Vortheile in sich ver-
einigten, welche die Elektrizität vor allen anderen Methoden der
Heizung voraus hat: größte Reinlichkeit, kein Holz, keine Kohle,
kein Rauch, kein Staub, einfachste und bequemste Bedienung,
feinste Regulirbarkeit, absolute Ungefährlichkeit, keine unnöthige
Hitzeausstrahlung rc. rc.
Die elektrischen Herde, sowie alle die anderen ausgestellt
gewesenen elektrischen Apparate: Kocher, Lchnellsieder, Pfannen,
Kaffeemaschinen, Theekessel, Bügeleisen rc. wurden nach einem
ganz neuen, von F. Schindler-Jenny in Kennelbach bei Bregenz
erfundenen Lastern konstruirt und hat dieses letztere denn auch
von Leiten der internationalen Preisjury die verdiente Anerken-
nung gefunden.
Sämmtliche Heizvorrichtungen beruhen bekanntlich auf dem
Grundprinzip, daß der elektrische Ltrom in dünnen Drähten,
welche aus Platin oder auch Nickel- und Eisenlegirungen bestehen
können, Wärme erzeugt. Zur Isolation von einander und den
zu erhitzenden Gefäßen wurden die Drähte mit unverbrennbarer
Asbestschnur umwickelt, oder, wie es Binswanger gethan hat,
mit Zement umgossen.
Erompton und auch die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft
betten die Drahtspiralen in Email ein. F. Schindler-Jenny endlich
wickelt dünne Platindrähte von 0,j bis 0,f5 mm Durchmesser
um Asbestschnur, wodurch es ermöglicht wird, eine gegebene
Wärmemenge durch weiteres oder engeres Wickeln auf eine beliebig
große Fläche zu vertheilen. Andererseits verhindert Schindler-
Jenny das Berühren der Drahtspiralen dadurch, daß er dieselben
in die Nuthen von Ehamotteplatten legt und dieselben mit
Glimmer abdeckt.
Die Herstellung der Heiz- und Kochapparate nach diesem
System hat die renommirte Bronzewaarenfabrik von Paul Stotz
in Stuttgart übernommen. Mit welchem Geschick dieselbe nicht
nur den technischen, sondern auch den ästhetischen Anforderungen
gerecht zu werden weiß, geht aus beistehenden Abbildungen zur
Genüge hervor.
Der in der Mitte unserer Abbildung Nr. 357 stehende
elektrische Kochherd besteht aus vier runden Kochplatten, drei
Backöfen, einem Wärmeofen, einem Wasserschiff, einem Behälter
für Küchengeräthschaften und besitzt eine Einschaltftelle für Sieder.
Jede Platte kann einzeln eingeschaltet werden und ist für sich
regulirbar vermittelst der vorne sichtbaren Hebelchen. Die ganze
innere Einrichtung ist äußerst sinnreich ausgedacht und tadellos
in der Ausführung. Was den Strombedarf anbetrifft, so stellt
sich derselbe beim Anheizen per Platte auf ca. 5 bis jO Ampere;
sind die Platten einmal heiß, so genügt zum Weiterkochen ein
Viertel bis die Hälfte.
Die in den elektrischen Back- und Bratöfen (linke Seite unserer
Abbildung) erzeugte Hitze ist nicht nur vollständig regulirbar,
sondern man hat es auch in der Hand, dieselbe nach Belieben
von oben oder unten einwirken zu lassen, ein Vorzug, den kein
anderer Bratofen aufweisen kann. Es ist jeder Köchin bekannt,
daß die einen Speisen mehr Hitze von unten, andere, wie z. B.
Backwerk, mehr Hitze von oben brauchen. Alle diese Verschieden-
heiten lassen sich mit dem elektrischen Backofen auf's Feinste aus-
gleichen; daher eignet sich derselbe für Braten und dergleichen
gleich gut, wie für Puddings, Konfekte und sonstiges Backwerk.
Die Regulirung der Hitze bei den einzelnen Platten geschieht durch
je q- Hebel für die obere und untere Platte. Wird nur ein Hebel
eingeschaltet, so ist die Hitze am schwächsten, sie verstärkt sich, je
mehr Hebel eingeschaltet werden. Eine besonders vortheilhafte
Einrichtung besteht sodann noch darin, daß die obere Heizplatte
vermittelst der an der Seite des Backofens sichtbaren Kurbel
beliebig hoch gestellt werden kann, sodaß man sie, wie einen Deckel,
auf das betreffende Kochgefäß ganz herablasfen kann. Dadurch
wird nicht nur die Regulirbarkeit der auf die betreffenden Speisen
einwirkenden Hitze noch bedeutend erhöht, sondern es wird damit
gleichzeitig eine bedeutende Ersparniß an Strom bewirkt. Alle
diese vortheilhaften Einrichtungen, die durch ein besonderes Patent
geschützt sind, gestalten den genannten Back- und Bratofen zu
einer Koch-Einrichtung, die alles Bisherige auf diesem Gebiete
bei weitem übertrifft.
Abgesehen von elektrischen Kochherden jeder Größe, Back-
und Brat-Einrichtungen, werden elektrische Kocher, welche auch
als Wärmeplatten dienen, elektrische Scheibensieder in verschie-
denen Größen, mit deren Hülfe Flüssigkeiten in kürzester Zeit zum
Sieden gebracht werden können, elektrische Pfannen, Theekessel,
Kaffeemaschinen, Bratroste, bei welchen die Beschmutzung der
Roststäbe durch Ruß und die Entwickelung der giftigen Kohlen-
oxydgase vollkommen ausgeschlossen sind, elektrische Bügeleisen,
elektrische Waschapparate mit Wasserdurchlauf rc. rc. hergestellt,
ferner zeigt unsere Abbildung Nr. 358 noch einen elektrisch heiz-
baren Ofenschirm, welcher einen ebenso geschmackvollen wie prak-
tischen Zimmerschmuck bildet.
Die überaus große Leichtigkeit, mit welcher die Wärme in
die verstecktesten Winkel jeder Vorrichtung geführt und gleichzeitig
regulirt werden kann, gestattet es, Formen zu ersinnen, welche
sowohl für Gasheizung wie jede andere Wärmequelle einfach
undenkbar sind.
Auch für chemische Zwecke, bei welchen unter Umständen
absolut genaue Temperaturen innegehalten werden sollen, z. B.
bei fraktionirter Destillation, werden die elektrischen Heizvorrich-
tungen eine unübertrefflich gleichmäßige und von Grad zu Grad
genau regulirbare Wärmequelle sein.
Von Interesse werden insbesondere die Preise für den Strom
sein, welchen die Apparate absorbiren, und wollen wir hierbei
den Angaben der Firma folgen.
An Zeit zum Sieden von s Liter Wasfer vermittelst einer
Wärmeplatte werden z. B. Minuten bei 300 Watt elektrische
Energie verbraucht. Es sind dies also s20 Wattstunden.
Nimmt man den Strompreis für gewerbliche Zwecke pro
Kilowattstunde mit s6 Pfennigen an, so kostet ein Liter Wasser
zum Sieden zu bringen Pfennige, und mit dem Scheiben-
sieder sogar nur j,76 Pfennige.
Zieht man noch die außerordentliche Reinlichkeit, das Fort-
fallen eines besonderen Aufbewahrungsraumes für Heizmaterialien,
das Unnöthigwerden des wiederholten Transportes derselben, die
absolute Gefahrlosigkeit der elektrischen gegenüber der Gasheizung,
die schon erwähnte leichte und schnelle Regulirbarkeit und die
Sparsamkeit des Stromverbrauches durch einfaches und momentanes
Ein- und Ausschalten des Stromes in Betracht, so wird man mit
uns darin übereinstimmen, daß die elektrischen Koch- und Heiz-
vorrichtungen ein Idealsystem darstellen, wie es vor kurzer Zeit
noch undenkbar war. — Auf der diesjährigen Stuttgarter Aus-
stellung (Juli—Vktob.) wird die Firma Stotz wiederum eine komplet
eingerichtete moderne Küche mit elektr. Heizungsanlage vorführen.
Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Mai-Heft.
Elektrische Koch- und Heizvorrichtungen.
(Siehe die Abbildungen Nr. 357 und 358.)
achdem die praktische Anwendung von Elektrizität immer
größere Ausdehnung gewinnt und die Anzahl der
Zentralen für Beleuchtung und Kraft in stetem Wachsen
begriffen ist, macht sich das Bedürfniß, die Elektrizität für Koch-
und Heizzwecke zu benützen, immer mehr fühlbarer; doch waren
die hierzu verwendeten Apparate bis vor Kurzem noch sehr
unvollkommen und schwerfällig.
Um so größeres Aufsehen machte es, als auf der Welt-
ausstellung in Lhicago, sowie auch auf der Landesausstellung in
Innsbruck zum erstenmal komplette, nach jeder Richtung hin
tadellos funktionirende Herde zu sehen waren, die allen Anforde-
rungen, welche an solche gestellt werden können, vollkommen
entsprachen und dabei noch die besonderen Vortheile in sich ver-
einigten, welche die Elektrizität vor allen anderen Methoden der
Heizung voraus hat: größte Reinlichkeit, kein Holz, keine Kohle,
kein Rauch, kein Staub, einfachste und bequemste Bedienung,
feinste Regulirbarkeit, absolute Ungefährlichkeit, keine unnöthige
Hitzeausstrahlung rc. rc.
Die elektrischen Herde, sowie alle die anderen ausgestellt
gewesenen elektrischen Apparate: Kocher, Lchnellsieder, Pfannen,
Kaffeemaschinen, Theekessel, Bügeleisen rc. wurden nach einem
ganz neuen, von F. Schindler-Jenny in Kennelbach bei Bregenz
erfundenen Lastern konstruirt und hat dieses letztere denn auch
von Leiten der internationalen Preisjury die verdiente Anerken-
nung gefunden.
Sämmtliche Heizvorrichtungen beruhen bekanntlich auf dem
Grundprinzip, daß der elektrische Ltrom in dünnen Drähten,
welche aus Platin oder auch Nickel- und Eisenlegirungen bestehen
können, Wärme erzeugt. Zur Isolation von einander und den
zu erhitzenden Gefäßen wurden die Drähte mit unverbrennbarer
Asbestschnur umwickelt, oder, wie es Binswanger gethan hat,
mit Zement umgossen.
Erompton und auch die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft
betten die Drahtspiralen in Email ein. F. Schindler-Jenny endlich
wickelt dünne Platindrähte von 0,j bis 0,f5 mm Durchmesser
um Asbestschnur, wodurch es ermöglicht wird, eine gegebene
Wärmemenge durch weiteres oder engeres Wickeln auf eine beliebig
große Fläche zu vertheilen. Andererseits verhindert Schindler-
Jenny das Berühren der Drahtspiralen dadurch, daß er dieselben
in die Nuthen von Ehamotteplatten legt und dieselben mit
Glimmer abdeckt.
Die Herstellung der Heiz- und Kochapparate nach diesem
System hat die renommirte Bronzewaarenfabrik von Paul Stotz
in Stuttgart übernommen. Mit welchem Geschick dieselbe nicht
nur den technischen, sondern auch den ästhetischen Anforderungen
gerecht zu werden weiß, geht aus beistehenden Abbildungen zur
Genüge hervor.
Der in der Mitte unserer Abbildung Nr. 357 stehende
elektrische Kochherd besteht aus vier runden Kochplatten, drei
Backöfen, einem Wärmeofen, einem Wasserschiff, einem Behälter
für Küchengeräthschaften und besitzt eine Einschaltftelle für Sieder.
Jede Platte kann einzeln eingeschaltet werden und ist für sich
regulirbar vermittelst der vorne sichtbaren Hebelchen. Die ganze
innere Einrichtung ist äußerst sinnreich ausgedacht und tadellos
in der Ausführung. Was den Strombedarf anbetrifft, so stellt
sich derselbe beim Anheizen per Platte auf ca. 5 bis jO Ampere;
sind die Platten einmal heiß, so genügt zum Weiterkochen ein
Viertel bis die Hälfte.
Die in den elektrischen Back- und Bratöfen (linke Seite unserer
Abbildung) erzeugte Hitze ist nicht nur vollständig regulirbar,
sondern man hat es auch in der Hand, dieselbe nach Belieben
von oben oder unten einwirken zu lassen, ein Vorzug, den kein
anderer Bratofen aufweisen kann. Es ist jeder Köchin bekannt,
daß die einen Speisen mehr Hitze von unten, andere, wie z. B.
Backwerk, mehr Hitze von oben brauchen. Alle diese Verschieden-
heiten lassen sich mit dem elektrischen Backofen auf's Feinste aus-
gleichen; daher eignet sich derselbe für Braten und dergleichen
gleich gut, wie für Puddings, Konfekte und sonstiges Backwerk.
Die Regulirung der Hitze bei den einzelnen Platten geschieht durch
je q- Hebel für die obere und untere Platte. Wird nur ein Hebel
eingeschaltet, so ist die Hitze am schwächsten, sie verstärkt sich, je
mehr Hebel eingeschaltet werden. Eine besonders vortheilhafte
Einrichtung besteht sodann noch darin, daß die obere Heizplatte
vermittelst der an der Seite des Backofens sichtbaren Kurbel
beliebig hoch gestellt werden kann, sodaß man sie, wie einen Deckel,
auf das betreffende Kochgefäß ganz herablasfen kann. Dadurch
wird nicht nur die Regulirbarkeit der auf die betreffenden Speisen
einwirkenden Hitze noch bedeutend erhöht, sondern es wird damit
gleichzeitig eine bedeutende Ersparniß an Strom bewirkt. Alle
diese vortheilhaften Einrichtungen, die durch ein besonderes Patent
geschützt sind, gestalten den genannten Back- und Bratofen zu
einer Koch-Einrichtung, die alles Bisherige auf diesem Gebiete
bei weitem übertrifft.
Abgesehen von elektrischen Kochherden jeder Größe, Back-
und Brat-Einrichtungen, werden elektrische Kocher, welche auch
als Wärmeplatten dienen, elektrische Scheibensieder in verschie-
denen Größen, mit deren Hülfe Flüssigkeiten in kürzester Zeit zum
Sieden gebracht werden können, elektrische Pfannen, Theekessel,
Kaffeemaschinen, Bratroste, bei welchen die Beschmutzung der
Roststäbe durch Ruß und die Entwickelung der giftigen Kohlen-
oxydgase vollkommen ausgeschlossen sind, elektrische Bügeleisen,
elektrische Waschapparate mit Wasserdurchlauf rc. rc. hergestellt,
ferner zeigt unsere Abbildung Nr. 358 noch einen elektrisch heiz-
baren Ofenschirm, welcher einen ebenso geschmackvollen wie prak-
tischen Zimmerschmuck bildet.
Die überaus große Leichtigkeit, mit welcher die Wärme in
die verstecktesten Winkel jeder Vorrichtung geführt und gleichzeitig
regulirt werden kann, gestattet es, Formen zu ersinnen, welche
sowohl für Gasheizung wie jede andere Wärmequelle einfach
undenkbar sind.
Auch für chemische Zwecke, bei welchen unter Umständen
absolut genaue Temperaturen innegehalten werden sollen, z. B.
bei fraktionirter Destillation, werden die elektrischen Heizvorrich-
tungen eine unübertrefflich gleichmäßige und von Grad zu Grad
genau regulirbare Wärmequelle sein.
Von Interesse werden insbesondere die Preise für den Strom
sein, welchen die Apparate absorbiren, und wollen wir hierbei
den Angaben der Firma folgen.
An Zeit zum Sieden von s Liter Wasfer vermittelst einer
Wärmeplatte werden z. B. Minuten bei 300 Watt elektrische
Energie verbraucht. Es sind dies also s20 Wattstunden.
Nimmt man den Strompreis für gewerbliche Zwecke pro
Kilowattstunde mit s6 Pfennigen an, so kostet ein Liter Wasser
zum Sieden zu bringen Pfennige, und mit dem Scheiben-
sieder sogar nur j,76 Pfennige.
Zieht man noch die außerordentliche Reinlichkeit, das Fort-
fallen eines besonderen Aufbewahrungsraumes für Heizmaterialien,
das Unnöthigwerden des wiederholten Transportes derselben, die
absolute Gefahrlosigkeit der elektrischen gegenüber der Gasheizung,
die schon erwähnte leichte und schnelle Regulirbarkeit und die
Sparsamkeit des Stromverbrauches durch einfaches und momentanes
Ein- und Ausschalten des Stromes in Betracht, so wird man mit
uns darin übereinstimmen, daß die elektrischen Koch- und Heiz-
vorrichtungen ein Idealsystem darstellen, wie es vor kurzer Zeit
noch undenkbar war. — Auf der diesjährigen Stuttgarter Aus-
stellung (Juli—Vktob.) wird die Firma Stotz wiederum eine komplet
eingerichtete moderne Küche mit elektr. Heizungsanlage vorführen.