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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

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Streiter, Richard: Deutsche Meister des Kunstgewerbes, [6]: Oskar Dedreux
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Einfluß des Zeichenunterrichts auf das Kunstgewerbe
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Seite 68.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

April-Heft.

Heutschh des sMunstgewerdes.

III. Oskar Dedreua'.



ch hat die Laterne in der Süd-Eingangshalle die Höhe von
Z m, die Breite von 0,80 m; die Laternen in der Nord- und
Vst-Eingangshalle messen ungefähr 2 m in der Höhe, 0,65 m in
der Breite. Bei solchen außerordentlichen Dimensionen mußten
natürlich die struktiven Nletalltheile entsprechend stark werden;
dies brachte aber den Uebelstand mit sich, daß jene Glieder bei
dem intensiven Licht der Bogenlampen unerträglich große schwarze
Schattenstreifen auf Decke, Wände und Fußboden warfen. Zur
Beseitigung dieses Nkißstandes verhalf Dedreux die Erinnerung
an eine kleine aus dem ^
s6. Jahrhundert stammende
Laterne in der Universität zu
Bologna, bei welcher durch
prismatische Zusammenfüg-
ung der Gläser die Schatten
der Spangen ganz aufgehoben
waren. Die Anwendung dieses
Verglasungsprinzips auf die
großen Gehäufe für Bogen-
lampen erzielte nicht nur den
bezeichneten praktischen Vor-
theil, sondern gab auch den
Laternen eine reichere, der
runden Umhüllung der Bo-
genlampen sich annähernde
karakteristische Erscheinung.

Daß die für das Reichs-
tagsgebäude gelieferten, wie
alle von der Riedingerschen
Fabrik hergestellten Beleuch-
tungs-Körper in Bezug auf
technische Ausführung den
höchsten Anforderungen ge-
nügen, braucht wohl kaum
ausdrücklich hervorgehoben zu
werden. So gereichen denn
jene prächtigen Stücke nicht
nur der Augsburger Fabrik
und ihrem künstlerischen Leiter
zu hoher Ehre, sie dürfen
vielmehr wohl auch als
Beweis dafür gelten, daß
deutsche Kunst-Industrie das
Beste zu leisten vermag, wenn
wirklich monumentale Auf-
gaben ihr gestellt werden,
wenn ihre technischen und künstlerischen Kräfte durch bedeutende
Aufträge, durch das vorleuchtende Beispiel führender Meister
angespornt und zur Entfaltung gebracht werden. Möchte solche
Erkenntniß für alle Jene, die auf die Entwickelung der deutschen
Kunst-Industrie, des deutschen Kunst-Handwerkes ^unmittelbar
oder mittelbar Einfluß auszuüben in der Lage sind, eine ernste
Mahnung sein zu festem, stetigem Zusammenwirken nach dem
einen Ziele: die deutsche Kunst-Industrie, das deutsche Kunst-
Gewerbe stark zu machen zum Kampfe mit der ausländischen
Konkurrenz, sie einer immer schöneren, selbständigen Blüthe
entgegenzuführen. —_Richard Streiter.

Feine Kolj-Arlieitcn gegen Feuchtigkeit ;u schützen. Man reibt sie,
nachdem sie gut ausgetrocknet sind, mit feinem Graphitpulver und
bürstet sie ab. Besonders angezeigt ist dieses bei Bildhauer-Arbeiten,
Rahmen, Uhrgehäusen rc., welche an Wänden aufgehängt sind. —



Cinßuß des -Weichen-Unterrichts auf das^Munügeiverbe.

'ei Gelegenheit der 7. Hauptversammlung des Vereins zur
Förderung des Zeichen-Unterrichtes in der Provinz Sachsen
hielt der Zeichenlehrer Meinecke-Eilenburg einen Vortrag über
„Nicht für die Schule, sondern für das Leben". Die Haupt
gedanken, welche der Redner ausführte, waren etwa folgende
„Der Zeichen-Unterricht an sämmtlichen Schul-Anstalten hat die
Aufgabe, bei der Vorbereitung für das praktische Leben auf die
Hebung des deutschen Kunsthandwerkes hinzuwirken. Zur Be-
kämpfung des Mangels an Selbständigkeit, der das deutsche
Kunsthandwerk am freien Aufschwung hindert, kann der Zeichen-
Unterricht insofern beitragen, als er den Sinn für die Kunst in

die breite Masse des Volkes
tragen und kunstverständige
Käufer der kunstgewerblichen
Erzeugnisse erziehen, die Aus-
bildung des Handwerkers
zum intelligenten, denkend-
thätigen Kunsthandwerker
wesentlich unterstützen kann.
Damit dieser Zweck erfüllt
werde, ist es nöthig, daß die
Zahl der Zeichenstunden an
allen Schul-Anstalten ver-
mehrt, daß kunstgeschichtliche
Unterweisungen, besonders
kunstgewerblicher Anschau-
ungsunterricht, an der Hand
dazu angelegter Sammlungen
betrieben werde, daß Schul-
besuche vonKunstsammlungen
vorgenommen und die Klassen-
räume angemessen ausgestattet
werden, daß die Fantasie des
Schülers durch geeignete Be-
treibung des Zeichen-Unter-
richtes mehr als bisher aus-
gebildet, und daß dabei aus
dem reichen Formenschatz der
Natur geschöpft werde."

Es ist höchst erfreulich,
so bemerkt dazu das „Schles.
Gewerbeblatt", aus dem
Munde eines Lehrers zu ver-
nehmen, daß derselbe mit dem
Geschäftsleben in inniger Ver-
bindung steht. Es würde nur
wünschenswert!) sein, wenn
die Behörden diese Bestre-
bungen der Zeichenlehrer, das Kunsthandwerk durch vermehrten
und verbesserten Zeichen-Unterricht zu heben, unterstützen und die
so nothwendigen Geldmittel, sowie die Zeit hierzu bewilligen
wollten, insonderheit den Schülern mehr als bisher Gelegenheit zu
geben, Vorträge zu hören, Museen und Sammlungen zu besuchen
und hieran anschließende Exkursionen zu unternehmen, Geist und
Geschmack zu bilden, damit bessere und schönere Arbeiten entstehen,
denn gerade das letztere ist mehr denn je nöthig, nicht nur um
unsere Absatzgebiete zu befestigen und zu erhalten, sondern auch
zu erweitern und damit ferner nicht nur die einen schöne Arbeiten
herzustellen im Stande sind, sondern auch die anderen Verlangen
und Verständniß haben, solche zu kaufen und von minder-
werthigen Arbeiten unterscheiden zu können.
 
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