5eite 7H.
Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Mai-Heft.
zurückgehen. Aber ich darf vielleicht wenigstens auf ein allge-
meiner bekanntes Beispiel Hinweisen, das auch nach der formalen
5eite, die ich bisher nicht einmal berührt, ganz neue Ltimmungs-
werthe gibt, auf Werle's „Konversations- und 5>piel-Zimmer"
in seinem köstlichen Merke „Das vornehme deutsche Haus",
hier ist es geradezu die Märchenstimmung, eine der deutschesten,
darf man wohl sagen, die der Künstler angestrebt und erreicht
hat. Dadurch beweist er, daß auch nach seiner Ansicht deutsche
Geselligkeit nicht in leerem Geschwätz und ^-katspiel besteht.
Notabene will ich dem^ökat nicht auch noch ein pereat kommen,
obwohl ich' selbst nicht Spieler bin. Aber mögen doch drei, vier
Leute sich damit die Sorgen vertreiben oder die Nerven beruhigen;
nur wenn genug Menschen zu gutem Mort vorhanden sind,
verbanne man das Spiel.
Und nun das gute Wort! Regt der Raum schon erst eine
künstlerische Stimmung an, so kommt auch wohl gelegentlich ein
intimeres Gespräch über Kunstfragen zur Geltung. Ist doch
„Kunst" das gegebene Thema für eine wirklich angeregte und
höher anregende Unterhaltung. Politik und Philosophie sind
gefährliche Gebiete, bei denen „überzeugte" Geister leicht heftig
aufeinanderplatzen. Das „Mitreden-können" — aber nicht das
landläufige unechte — in Kunstfragen sollte aber doch wirklich
das Kennzeichen eines „Gebildeten" sein!
Auch auf diesem Gebiete wird man philisterhafte Dozirerei
zu vermeiden haben; aber auch im plaudern noch läßt sich einer
Sache näher kommen, als man denkt; es muß nur ein wirkliches
warmes Interesse dafür vorhanden sein. Das ist aber gar nicht
so schwer zu erwecken. Man denke nur, daß oft genug auch ein
recht mittelmäßiger Gesangsvortrag, sogar noch in unserer zu-
sammengewürfelten Geselligkeit, unter zwei Musikfreunden ein
sehr angeregtes Gespräch über die edle Musika zu Stande bringt.
So könnte ein neues Gemälde, eine Statuette, ein Kupferwerk eben-
falls zu Gesprächen chnregen, die, einen intimeren Kreis vorausge-
setzt, keineswegs nur an der Oberfläche hängen zu bleiben brauchten.
Es wäre in der That allen Ernstes zu überlegen, ob nicht
der Kunst ganz anders als durch große Ausstellungen dadurch
aufgeholfen würde, daß die Künstler denjenigen Häusern, in denen
die wirkliche Auslese unserer Gesellschaft verkehrt, für einen
Festabend ihr neuestes Werk zur Betrachtung leihweise überließen.
Da würde durch lebhaftere persönliche Beziehungen sogleich ein
weit wärmeres, einheitlicheres Interesse erzeugt. Der Mirth
hätte dann nur die Aufgabe, auch solche geistigere Delikatesse
pikant zu — serviren. Wie es Banausenthum verräth, ein
Musikstück mitten in das Gackern und Lachen medisanter Damen
und rauchender, gewagte Witzchen erzählender Herren hineintönen
zu lassen, so würde es verfeinerten Geschmack verrathen, wenn
man ein solches Kunstwerk in einem Raume ausstellte, der in seiner
ganzen Dekoration die Stimmung jenes Kunstwerkes vorbereitete.
Es würde sich also auch besonders um provisorische
Dekorationen handeln. Und denen möchte ich nachdrücklich das
Wort reden. Es bedarf da schließlich nicht einmal eines neuen
Werkes der Malerei oder Bildnerei. Eine neue Gruppirung von
Stoffen, Möbeln und Kleinkunstgegenständen, durch geschickte
Beleuchtungseffekte gehoben, würde bereits ein Magnet für die
Augen werden. Da mag man zu harmlosem Scherz eine Kose-
nische für zwei eben Verlobte errichten, ausgestattet mit allen
Süßigkeiten des Tonditors, der Litteratur und des Kunstgewerbes;
da würde man zur improvisirten Aufführung von Sprüchwörtern
— wir haben gar keinen Grund, über dieses Spiel unserer
kultivirteren Großeltern die Nase zu rümpfen — eine Art Bühne
aufschlagen können; da würde bereits ein neuer „Raritätenwinkel"
Aufmerksamkeit erregen können, wenn nur die Anordnung ver-
lockend und ursprünglich in der Erfindung ist, usw. Man würde
nach dem Stil, nach der herstellungsweise, der Bezugsquelle, ja
(immerhin!) nach dem Preise der einzelnen Gegenstände fragen,
! man würde das Ganze „reizend" finden und — nachzuahmen
suchen. Diese interessirte Bethätigung aber anzuregen isb
alles, was wir zur Förderung der Kunst brauchen.
Wir brauchen nur ein tieferes Interesse, ein wirkliches Ver-
ständniß; damit ist dann auch sogleich ein wahres Bedürfnis
geschaffen; erst dann aber, wenn nicht mehr unendliche Versuche
auf den Markt geschüttet werden müssen, um halb widerwillige
Käufer zu verblüffen und anzulocken, erst wenn der Käufer weiß^
was er will, kann unser Kunstgewerbe wirklich zu einer gesunden
Blüthe gelangen. -—
Nur in allgemeinsten Umrissen konnte ich an dieser Stelle
andeuten, was die Geselligkeit, mit Sinn, Grazie und deutscher
Ehrlichkeit gepflegt, nach dieser Richtung wirken könnte, wobei
zugleich sie selbst wieder lebendige Anregungen empfinge. Im
Einzelnen bieten ja aber auch die verschiedenen Jahrgänge dieser
Zeitschrift so viel reizvolle Vorschläge — ich erinnere nur an die
Erörterung von Beleuchtungsfragen in dem Aussatze über Oskar
Dedreux im diesjährigen Aprilheft usw. — daß es mir nur darauf
ankommen konnte, einmal darauf hinzuweisen, daß unser Kunst-
gewerbe durchaus wesentlich von dem Grade unserer inneren
Gesittung, namentlich in unseren gesellschaftlichen Beziehungen^
abhängig ist. Möge also Jeder an seinem Theile dazu beitragen,,
das thörichte „Gesellschaftsgeben" durch alte deutsche Gastfreund-
schaft zu ersetzen! _
"Meues
(Patent Louis Boudreaux, Paris.)
"E^ie galvanoplastischen Reproduktionen werden gewöhnlich nach
d Abdrücken in Wachs, Guttapercha oder einer anderen
plastischen Masse hergestellt, deren Oberfläche durch einen Belag,
aus Graphitpulver oder Wasserblei leitend gemacht wird.
Was besonders die galvanoplastischen Reproduktionen in
Nickel anlangt, so ist das geringe Haftvermögen dieses Metalles
auf der Graphitschicht Veranlassung, daß das Nickel sich loslöst.
Um diesen Uebelstand zu beseitigen, soll nach der vorliegenden
Erfindung die Fläche der Platten aus Wachs oder anderem
plastischen Material vor der Entnahme des Abdruckes metallisirh
anstatt, wie bisher, in gewöhnlicher Weise mit einem Graphit-
überzug versehen werden.
Für diese Metallisirung der Flächen des plastischen Materials
kann man alle bequem in Pulverform überzuführenden Metalle
anwenden. In der Praxis wird zweckmäßig eine Bronzepulver-
schicht auf die Wachsfläche vor der Herstellung des Abdruckes
oder Abgusses aufgetragen. Diese Bronzirung der Wachsflächen
kann in verschiedener Weise erfolgen; wichtig ist, daß das Bronze-
pulver möglichst fest haftet. Dies geschieht in bequemer Weise
dadurch, daß man die Wachsfläche mittelst Bürsten reibt, die mib
diesen: Pulver eingestäubt sind. Durch dieses Reiben wird ein
wenig Wärme erzeugt, welche Veranlassung ist, daß das Wachs
das Bronzepulver fest haften läßt.
Eine bessere Wirkung wird noch erzielt, indem man die Wachs-
fläche mit dem Bronzepulver einstäubt, unmittelbar nachdem der
Guß der Wachstasel erfolgt ist, d. h. ehe das Wachs fest geworden.
Die Bronzekörner bleiben an der flüssigen Wachsoberfläche
haften, breiten sich aus derselben aus und bedecken fast momentan
die ganze Oberfläche in einer zusammenhängenden Schicht. Nach
Erstarren des Wachses durch ^Abkühlen kann das überflüssige
Bronzepulver auf irgend eine geeignete Weise entfernt werden.
Die so metallisirten Wachs- oder anderen Platten werden
alsdann auf die abzuformenden Gegenstände gedrückt, um dieselben
abzuformen; man verfährt hierbei in je nach der Art der ver-
wendeten Materialien geeigneter, übrigens bekannter Weise.
Wird statt des Wachses Guttapercha verwendet, so muß
dasselbe entsprechend erwärmt werden, was am leichtesten durich
nachhaltiges Bürsten geschieht. —
Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Mai-Heft.
zurückgehen. Aber ich darf vielleicht wenigstens auf ein allge-
meiner bekanntes Beispiel Hinweisen, das auch nach der formalen
5eite, die ich bisher nicht einmal berührt, ganz neue Ltimmungs-
werthe gibt, auf Werle's „Konversations- und 5>piel-Zimmer"
in seinem köstlichen Merke „Das vornehme deutsche Haus",
hier ist es geradezu die Märchenstimmung, eine der deutschesten,
darf man wohl sagen, die der Künstler angestrebt und erreicht
hat. Dadurch beweist er, daß auch nach seiner Ansicht deutsche
Geselligkeit nicht in leerem Geschwätz und ^-katspiel besteht.
Notabene will ich dem^ökat nicht auch noch ein pereat kommen,
obwohl ich' selbst nicht Spieler bin. Aber mögen doch drei, vier
Leute sich damit die Sorgen vertreiben oder die Nerven beruhigen;
nur wenn genug Menschen zu gutem Mort vorhanden sind,
verbanne man das Spiel.
Und nun das gute Wort! Regt der Raum schon erst eine
künstlerische Stimmung an, so kommt auch wohl gelegentlich ein
intimeres Gespräch über Kunstfragen zur Geltung. Ist doch
„Kunst" das gegebene Thema für eine wirklich angeregte und
höher anregende Unterhaltung. Politik und Philosophie sind
gefährliche Gebiete, bei denen „überzeugte" Geister leicht heftig
aufeinanderplatzen. Das „Mitreden-können" — aber nicht das
landläufige unechte — in Kunstfragen sollte aber doch wirklich
das Kennzeichen eines „Gebildeten" sein!
Auch auf diesem Gebiete wird man philisterhafte Dozirerei
zu vermeiden haben; aber auch im plaudern noch läßt sich einer
Sache näher kommen, als man denkt; es muß nur ein wirkliches
warmes Interesse dafür vorhanden sein. Das ist aber gar nicht
so schwer zu erwecken. Man denke nur, daß oft genug auch ein
recht mittelmäßiger Gesangsvortrag, sogar noch in unserer zu-
sammengewürfelten Geselligkeit, unter zwei Musikfreunden ein
sehr angeregtes Gespräch über die edle Musika zu Stande bringt.
So könnte ein neues Gemälde, eine Statuette, ein Kupferwerk eben-
falls zu Gesprächen chnregen, die, einen intimeren Kreis vorausge-
setzt, keineswegs nur an der Oberfläche hängen zu bleiben brauchten.
Es wäre in der That allen Ernstes zu überlegen, ob nicht
der Kunst ganz anders als durch große Ausstellungen dadurch
aufgeholfen würde, daß die Künstler denjenigen Häusern, in denen
die wirkliche Auslese unserer Gesellschaft verkehrt, für einen
Festabend ihr neuestes Werk zur Betrachtung leihweise überließen.
Da würde durch lebhaftere persönliche Beziehungen sogleich ein
weit wärmeres, einheitlicheres Interesse erzeugt. Der Mirth
hätte dann nur die Aufgabe, auch solche geistigere Delikatesse
pikant zu — serviren. Wie es Banausenthum verräth, ein
Musikstück mitten in das Gackern und Lachen medisanter Damen
und rauchender, gewagte Witzchen erzählender Herren hineintönen
zu lassen, so würde es verfeinerten Geschmack verrathen, wenn
man ein solches Kunstwerk in einem Raume ausstellte, der in seiner
ganzen Dekoration die Stimmung jenes Kunstwerkes vorbereitete.
Es würde sich also auch besonders um provisorische
Dekorationen handeln. Und denen möchte ich nachdrücklich das
Wort reden. Es bedarf da schließlich nicht einmal eines neuen
Werkes der Malerei oder Bildnerei. Eine neue Gruppirung von
Stoffen, Möbeln und Kleinkunstgegenständen, durch geschickte
Beleuchtungseffekte gehoben, würde bereits ein Magnet für die
Augen werden. Da mag man zu harmlosem Scherz eine Kose-
nische für zwei eben Verlobte errichten, ausgestattet mit allen
Süßigkeiten des Tonditors, der Litteratur und des Kunstgewerbes;
da würde man zur improvisirten Aufführung von Sprüchwörtern
— wir haben gar keinen Grund, über dieses Spiel unserer
kultivirteren Großeltern die Nase zu rümpfen — eine Art Bühne
aufschlagen können; da würde bereits ein neuer „Raritätenwinkel"
Aufmerksamkeit erregen können, wenn nur die Anordnung ver-
lockend und ursprünglich in der Erfindung ist, usw. Man würde
nach dem Stil, nach der herstellungsweise, der Bezugsquelle, ja
(immerhin!) nach dem Preise der einzelnen Gegenstände fragen,
! man würde das Ganze „reizend" finden und — nachzuahmen
suchen. Diese interessirte Bethätigung aber anzuregen isb
alles, was wir zur Förderung der Kunst brauchen.
Wir brauchen nur ein tieferes Interesse, ein wirkliches Ver-
ständniß; damit ist dann auch sogleich ein wahres Bedürfnis
geschaffen; erst dann aber, wenn nicht mehr unendliche Versuche
auf den Markt geschüttet werden müssen, um halb widerwillige
Käufer zu verblüffen und anzulocken, erst wenn der Käufer weiß^
was er will, kann unser Kunstgewerbe wirklich zu einer gesunden
Blüthe gelangen. -—
Nur in allgemeinsten Umrissen konnte ich an dieser Stelle
andeuten, was die Geselligkeit, mit Sinn, Grazie und deutscher
Ehrlichkeit gepflegt, nach dieser Richtung wirken könnte, wobei
zugleich sie selbst wieder lebendige Anregungen empfinge. Im
Einzelnen bieten ja aber auch die verschiedenen Jahrgänge dieser
Zeitschrift so viel reizvolle Vorschläge — ich erinnere nur an die
Erörterung von Beleuchtungsfragen in dem Aussatze über Oskar
Dedreux im diesjährigen Aprilheft usw. — daß es mir nur darauf
ankommen konnte, einmal darauf hinzuweisen, daß unser Kunst-
gewerbe durchaus wesentlich von dem Grade unserer inneren
Gesittung, namentlich in unseren gesellschaftlichen Beziehungen^
abhängig ist. Möge also Jeder an seinem Theile dazu beitragen,,
das thörichte „Gesellschaftsgeben" durch alte deutsche Gastfreund-
schaft zu ersetzen! _
"Meues
(Patent Louis Boudreaux, Paris.)
"E^ie galvanoplastischen Reproduktionen werden gewöhnlich nach
d Abdrücken in Wachs, Guttapercha oder einer anderen
plastischen Masse hergestellt, deren Oberfläche durch einen Belag,
aus Graphitpulver oder Wasserblei leitend gemacht wird.
Was besonders die galvanoplastischen Reproduktionen in
Nickel anlangt, so ist das geringe Haftvermögen dieses Metalles
auf der Graphitschicht Veranlassung, daß das Nickel sich loslöst.
Um diesen Uebelstand zu beseitigen, soll nach der vorliegenden
Erfindung die Fläche der Platten aus Wachs oder anderem
plastischen Material vor der Entnahme des Abdruckes metallisirh
anstatt, wie bisher, in gewöhnlicher Weise mit einem Graphit-
überzug versehen werden.
Für diese Metallisirung der Flächen des plastischen Materials
kann man alle bequem in Pulverform überzuführenden Metalle
anwenden. In der Praxis wird zweckmäßig eine Bronzepulver-
schicht auf die Wachsfläche vor der Herstellung des Abdruckes
oder Abgusses aufgetragen. Diese Bronzirung der Wachsflächen
kann in verschiedener Weise erfolgen; wichtig ist, daß das Bronze-
pulver möglichst fest haftet. Dies geschieht in bequemer Weise
dadurch, daß man die Wachsfläche mittelst Bürsten reibt, die mib
diesen: Pulver eingestäubt sind. Durch dieses Reiben wird ein
wenig Wärme erzeugt, welche Veranlassung ist, daß das Wachs
das Bronzepulver fest haften läßt.
Eine bessere Wirkung wird noch erzielt, indem man die Wachs-
fläche mit dem Bronzepulver einstäubt, unmittelbar nachdem der
Guß der Wachstasel erfolgt ist, d. h. ehe das Wachs fest geworden.
Die Bronzekörner bleiben an der flüssigen Wachsoberfläche
haften, breiten sich aus derselben aus und bedecken fast momentan
die ganze Oberfläche in einer zusammenhängenden Schicht. Nach
Erstarren des Wachses durch ^Abkühlen kann das überflüssige
Bronzepulver auf irgend eine geeignete Weise entfernt werden.
Die so metallisirten Wachs- oder anderen Platten werden
alsdann auf die abzuformenden Gegenstände gedrückt, um dieselben
abzuformen; man verfährt hierbei in je nach der Art der ver-
wendeten Materialien geeigneter, übrigens bekannter Weise.
Wird statt des Wachses Guttapercha verwendet, so muß
dasselbe entsprechend erwärmt werden, was am leichtesten durich
nachhaltiges Bürsten geschieht. —