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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

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Weinhold, Reinhard: Die Englischen Kunsttischler des 18. Jahrhunderts, Chippendale, Heppelwhite, Mayhew und Juce, Shearer, Sheraton usw.
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Wirth, Albert: Einiges über dekorative Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0180

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Seite (32.

August-Heft.

und „nach ihm die Sintfluth". Er gab sein: „Oubiiist-Llulcsr's unä
llxkolstsrsrs' Ora-vinA Look" im Jahre ^79; heraus und ließ mehrere
andere Publikationen bis zum Jahre Z80H Nachfolgen. Seine Berühmtheit
gründet sich mehr auf seinen früheren Stil, während seine späteren schwer-
fälligen Möbel mit Bronze-Beschlägen den zerstörenden Einfluß des Empire
nicht verkennen lassen. Er ist derjenige von der ganzen Gruppe dieser
Männer, dessen Werke die höchste Klassizität und die strengste Regelmäßigkeit
zeigen, und wenn sie auch nicht so originell in der Dekoration sein sollten, sind
sie es doch entschieden in der Form. Die Dekoration seiner früheren Möbel
besteht aus Marqueterie; sie sind zwar nicht so graziös wie diejenigen
Hepxelwhite's, aber sie sind prak-
tisch und verrathen guten Geschmack.

Es ist schwer, diese Männer
anders denn chronologisch zu klassi-
fiziren. Jeder hatte seine besonderen
Vorzüge und versah seine Merke
mit etwas, was wir bei den An-
deren nicht finden. Shearer,

Manwaring, Mayhew und
Ince haben es anscheinend am
wenigsten verdient, in die Vergessen-
heit zu verfallen, während Lhixpen-
dale mehr als die verdiente An-
erkennung zu Theil geworden ist.

Sheraton war wahrscheinlich der-
jenige, welcher das Wenigste von
den Anderen entlehnt hat.

Einigrs

übev dvkwrstivy Kunst.

von Albert Wirth, Berlin.

(Mrn Gegensatz zu früheren Kunst-
d epochen, in welchen der Künstler
mit dem Malerlehrling anfangen
mußte und sich gewissermaßen auf
fast allen Gebieten der Malerei
bewegte, auf Decke, auf Wand, auf
Holztafel und Leinwand malte,
finden wir heutzutage überall ge-
trennte Thätigkeit. Im Laufe der
Zeiten hat sich dies so entwickelt
und hat wie Alles seine Licht- und
Schattenseiten. Dieses getrennte
Studium einzelner Fächer hat in
mancher Beziehung zu erheblichen
Fortschritten geführt (z. B. in der
Landschaft; in der Geschichtsmalerei,
überhaupt in der dekorativen Kunst,
aber es ist durch die Einseitigkeit die
Fühlung mit dem Praktischen viel-
fach verloren gegangen und die
Technik in der Malerei vernach-
lässigt worden. Der Künstler hat
die Praxis dem Dekorationsmaler
überlassen, und so kommt es, daß
wir viele Künstler haben, die nicht
praktisch genug sind, und die prak-
tischen Maler sind nicht genug
Künstler. Auf dem Gebiet der
dekorativen Malerei und deren
höchster Stufe der Monumental-
malerei zeigt sich dies am deutlichsten.

versuchen wir zunächst den
Unterschied zwischen der dekorativen
Kunst und der Bilder schaffenden
Kunst, resx. zwischen der Monu-
mentalmalerei und der Staffeleimalerei, klar zu machen. Bei der dekorativen
Kunst ist die Hauptaufgabe, einen gegebenen Raum mit einem Bildwerke
zu schmücken, historischen oder allegorischen Inhalts, mit theilweiser Hinzu-
ziehung entsprechender (Ornamentik. Hierbei hat der Künstler sein zu malendes
Bild sowohl mit der Architektur und der Stilistik, als auch mit dem Raum
und den Belenchtungsverhältnissen in Einklang zu bringen, deshalb muß
dies Bild auch meist an Grt und Stelle gemalt werden, wenn es an der
Decke oder an der Wand richtig wirken soll.

Nicht so das im Atelier gemalte Bild. Dieses wird durch einen
beliebigen Rahmen ganz von der Umgebung abgeschlossen und kann ohne
Rücksichtnahme überallhin gehängt werden. Während ferner das Decken-

oder Wandgemälde im größeren Raum für den Beschauer zur Uebersicht des
Ganzen eine gewisse Entfernung bedingt, kann das an der Wand hängende
transportable kleinere Bild in der Nähe betrachtet werden und bedingt
darum in den Einzelheiten größere Durchführung. Bei dem Staffeleibild ist
der Künstler in bequemerer Lage, er sieht so ziemlich aus derselben Entfer-
nung wie der Beschauer. Bei dem Decken- oder Wandgemälde aber muß
er die Wirkung auf die Ferne berechnen und kann nur von Zeit zu Zeit sich
überzeugen, ob seine Berechnung eine richtige war.

In der Technik, in der Malweise tritt der Unterschied noch mehr hervor.
Der weitaus größte Theil der Staffeleibilder wird in Gel gemalt. Diese

gestattet ein oftmaliges Aendern
und Uebermalen. Freskomalereien
und Malereien in matten Farben
aber nicht. (Eine Malweise, die
glänzende Stellen gibt, ist auf
großen Flächen überhaupt nicht
verwendbar, oder sie muß durch
Ueberzug matt gemacht werden.)

Wir sehen also zunächst zwischen
Staffeleimalerei und Monumental-
malerei wesentliche Unterschiede in
technischer Beziehung. Aber es
gehört auch noch eine besondere
Begabung dazu — dekorativ zu
sehen, die Massen, Farben und Be-
leuchtung wirkungsvoll zu ver-
theilen. Es gehört ferner dazu
eine eingehende Kenntniß der Per-
spektive, der Architektur und Grna-
mentik, endlich aber technische Kennt-
niß und Beherrschung des zu ver-
wendenden Materials.

In neuerer Zeit offenbarte
sich auch auf den Bilder-Ausstel-
lungen der Drang, groß und deko-
rativ zu malen und man konnte
Bilder sehen, die ihrer Größe wegen
vergeblich eine Wand suchen, welche
sie aufnehmen könnte in Privat-
häusern, wenn sie nicht gerade in
Galerien oder Schlössern Platz
finden. Aber selbst das größte
dekorativ gemalte Kunstwerk kann
Bild bleiben, während ein Wand-
oder Deckengemälde ohne die schon
vorher bestimmte Umgebung anders
oder unvollständig wirkt.

Aus den vorher angeführten
Gründen ist wohl ersichtlich, daß
es nicht gerade leicht ist für einen
Künstler, der nur Staffeleibilder zu
malen gewohnt ist, auf einmal zur
Monumentalmalerei überzugehen,
wenn er nicht vorher schon große
Verhältnisse kennen gelernt hat.
von den alten Meistern wissen wir,
daß ihre Freskomalereien ebenso
geschätzt waren wie ihre Staffelei-
bilder; aber auch die Schöpfungen
neuerer Zeit zeigen in öffentlichen
Gebäuden, Schlössern, Palästen und-
Villen, daß die Begeisterung für
Monumentalmalerei nicht verloren
gegangen ist. Ein Beweis hiervon
ist auch die Baron Biel-Kalkhorst'sche
Stiftung, welche alle fünf Jahre
eine Konkurrenz ausschreiben läßt
für Freskomalerei und im Akademie-Gebäude Gelegenheit gibt, -4 bis
6 Wochen technisch zu üben.

Möge auch fernerhin manchem hierzu veranlagten Künstler Gelegenheit
gegeben werden, sich in dieser schönen Kunst zu entfalten, deren Hauptgebiet
die Geschichtsmalerei sein und bleiben wird. — Aus „Die Runst-Halle", Berlin.

Sehr gutes Fußbodrn-GlÄNMachs kann man durch Zusammen,
schmelzen von ; Kilogramm Paraffin mit 25 Kilogramm gelbem Palmöl
und s Kilogramm Nitrobenzol Herstellen. Bei der Verwendung wird dio
Masse geschmolzen und mittelst einer Bürste oder eines Pinsels, welcher die
Tropfen möglichst klein vertheilt, auf den zu glättenden Fußboden aufgespritzt.—

Abbildung Nummer H03. Anaglypta-wandmuster in italienischer Renaissanee.
 
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