Leite jsD.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
November-Heft.
stündlich müssen bei vorgenannten Tischen die Platten an den
Kopfenden mehr überstehen wie an den Langseiten. Als eigent-
licher Tischfuß empfiehlt sich am meisten eine Kugel, sei es nun,
daß sie als runde Kugel Beweglichkeit, oder als gedrückte, als
Wulst, ihre tragende Kraft andeutet.
Ts ist unmöglich, auch nicht unser Zweck, alle noch existirenden
Tische zu besprechen; auch haben wir in dieser Abhandlung nur
die bei Tischen am häufigsten begangenen Verstöße gegen das
praktische und Schöne aufgeführt. Wir hoffen jedoch, daß diese
wenigen Zeilen, die durchaus nicht den Anspruch einer völligen
Erschöpfung des Gegenstan-
des erheben können, etwas
mit dazu beitragen werden,
bei der ferneren Gestaltung
unserer Tische vor Allem
die praktisch-bequeme Be-
nutzbarkeit derselben in Ver-
bindung mit den Gesetzen
des Schönen anzustreben und
darnach die Anbringung der
Verzierungen einzurichten.
Ueber das Spalieren
feuchter Wände. Zeder
Tapezirer weiß, welche
Uebelstände beim Spalieren
feuchter Wände eintreten.
Um nun das Durchschlagen
der Feuchtigkeit zu verhin-
dern, wird neuestens folgen-
des Mittel in Anwendung
gebracht. Man schneide
sOGewichtstheile Kautschuk
in kleine Stücke, fülle diese
in eine Flasche und über-
gieße sie dann mit 25 Theilen
Terpentinöl. An einen war-
men Grt gestellt, quillt der
Kautschuck auf und man
gibt dann j2 Th. Schwefel-
kohlenstoff hinzu. Diese
Mischung muß kräftig ge-
schüttelt werden, damit sich
derKautschukauflöse. Dabei
muß die Lösung immer
handwarm sein, da sich sonst
der Kautschuk schwer auf-
löst. Außerdem schmilzt man
H Th. Kolophonium und
2 Th. Schellack zusammen,
fügt in die geschmolzene
Masse sOTH.gut getrocknete
pulverisirte Schlemmkreide, gießt die Mischung nach gehörigem
Durcheinanderrühren aus, läßt sie erkalten, stößt und reibt sie zu
einem feinen Pulver. Dieses Pulver füllt man in die Kautschuk-
lösung und läßt es zergehen. Sobald Alles gelöst ist, ist die Anstrich-
masse fertig und wird mit einem Pinsel auf die vorher gereinigte
und so weit als möglich ausgetrocknete Wand gestrichen, vor dem
Steifwerden Makulatur daraufgelegt und festgedrückt. Nun kann
man auf diesem Grunde die Tapete aufziehen. Sollte jedoch die
Wand sehr feucht sein, so thut man gut, vor dem Tapeziren die
Makulatur mit dem Anstrich zu versehen und eine zweite Makulatur-
lage daraufzugeben. — Die Herstellung dieses Anstriches ist zwar
etwas komplizirt und zeitraubend, doch ist das Mittel nicht nur
sehr dauerhaft, sondern schützt auch außerordentlich gut. —
^as Wpalesrent-Wlas.
von Or. Paul Schumann.
^eit der Weltausstellung in Thicago wird immer von Neuern
der große Einfluß des amerikanischen Kunstgewerbes auf
das deutsche erörtert, der entweder schon eingetreten oder noch zu
erwarten sei. Den unbedingten Bewunderern der Amerikaner
stehen ebenso entschiedene Gegner gegenüber, nur die Erfahrung
wird zeigen, wieviel von diesen Befürchtungen begründet ist. Der
Unterschied zwischen amerikanischem und deutschem Kunstgewerbe
ist im Allgemeinen ja nicht
schwer festzustellen. Wir
hängen mit allen Fasern an
derVergangenheitundsuchen
die Anknüpfungspunkte, wo
sie uns fehlen, in dem bereits
Geschaffenen und Vorhan-
denen. Der Amerikaner küm-
mert sich darum nicht im
Mindesten, sondern fragt
einfach nach dem jeweiligen
Bedürfniß und sucht diesem
ohne Rücksicht auf das schon
Vorhandene in einer Weise
zu genügen, die seinem Ge-
schmack und der modernen
Fabrikationsweiseentspricht.
Kein Zweifel, der Ameri-
kaner ist freier als wir. Die
zahlreichen Bedenken, die
bei uns das Schaffen hem-
men, kennt er nicht.
Trotzdem bleibt in jedem
Falle die Frage offen, ob
die amerikanischen Erfin-
dungen auch für uns maß-
gebend sein sollen oder
dürfen. Gegenwärtig stehen
wir vor einer neuen ame-
rikanischen Glasart, die
ihren Einzug in Europa
hält. Es ist das sogenannte
Opalescentglas. Seit etwa
sO Zähren wird es in
Amerika fabrizirt; sieben
Firmen beschäftigen sich mit
seiner Herstellung. Seit drei
Zähren ist es auch in Deutsch-
land bekannt; ein Vertreter
der amerikanischen Firmen, der in Hamburg seinen Sitz hat, ver-
treibt es, und das neue amerikanische Fabrikat hat schon manche
Erfolge zu verzeichnen. So befinden sich in dem neuen prächtigen
Rathhause zu Hamburg auch einige große Fenster, die mit dem
neuen Glase hergestellt sind. Sie werden als hervorragend schön
gerühmt. Wir selbst haben sie nicht gesehen, können also nicht
darüber urtheilen. Zedenfalls ist es aber begreiflich, daß unsere
deutschen und österreichischen Glashütten eifrig bemüht sind, das
amerikanische Glas nachzuahmen oder aber überhaupt Fortschritte
in der Herstellung des Kunstglases zu machen. Letzteres ist
natürlich unbedingt zu billigen.
Um das Wesentliche der neuen Glasmalerei klar zu machen,
sei zunächst auf die verschiedenen schon vorhandenen Arten der
Abbildung Nummer HSS. Kamin im Empfangs - Salon des Präsidenten.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
November-Heft.
stündlich müssen bei vorgenannten Tischen die Platten an den
Kopfenden mehr überstehen wie an den Langseiten. Als eigent-
licher Tischfuß empfiehlt sich am meisten eine Kugel, sei es nun,
daß sie als runde Kugel Beweglichkeit, oder als gedrückte, als
Wulst, ihre tragende Kraft andeutet.
Ts ist unmöglich, auch nicht unser Zweck, alle noch existirenden
Tische zu besprechen; auch haben wir in dieser Abhandlung nur
die bei Tischen am häufigsten begangenen Verstöße gegen das
praktische und Schöne aufgeführt. Wir hoffen jedoch, daß diese
wenigen Zeilen, die durchaus nicht den Anspruch einer völligen
Erschöpfung des Gegenstan-
des erheben können, etwas
mit dazu beitragen werden,
bei der ferneren Gestaltung
unserer Tische vor Allem
die praktisch-bequeme Be-
nutzbarkeit derselben in Ver-
bindung mit den Gesetzen
des Schönen anzustreben und
darnach die Anbringung der
Verzierungen einzurichten.
Ueber das Spalieren
feuchter Wände. Zeder
Tapezirer weiß, welche
Uebelstände beim Spalieren
feuchter Wände eintreten.
Um nun das Durchschlagen
der Feuchtigkeit zu verhin-
dern, wird neuestens folgen-
des Mittel in Anwendung
gebracht. Man schneide
sOGewichtstheile Kautschuk
in kleine Stücke, fülle diese
in eine Flasche und über-
gieße sie dann mit 25 Theilen
Terpentinöl. An einen war-
men Grt gestellt, quillt der
Kautschuck auf und man
gibt dann j2 Th. Schwefel-
kohlenstoff hinzu. Diese
Mischung muß kräftig ge-
schüttelt werden, damit sich
derKautschukauflöse. Dabei
muß die Lösung immer
handwarm sein, da sich sonst
der Kautschuk schwer auf-
löst. Außerdem schmilzt man
H Th. Kolophonium und
2 Th. Schellack zusammen,
fügt in die geschmolzene
Masse sOTH.gut getrocknete
pulverisirte Schlemmkreide, gießt die Mischung nach gehörigem
Durcheinanderrühren aus, läßt sie erkalten, stößt und reibt sie zu
einem feinen Pulver. Dieses Pulver füllt man in die Kautschuk-
lösung und läßt es zergehen. Sobald Alles gelöst ist, ist die Anstrich-
masse fertig und wird mit einem Pinsel auf die vorher gereinigte
und so weit als möglich ausgetrocknete Wand gestrichen, vor dem
Steifwerden Makulatur daraufgelegt und festgedrückt. Nun kann
man auf diesem Grunde die Tapete aufziehen. Sollte jedoch die
Wand sehr feucht sein, so thut man gut, vor dem Tapeziren die
Makulatur mit dem Anstrich zu versehen und eine zweite Makulatur-
lage daraufzugeben. — Die Herstellung dieses Anstriches ist zwar
etwas komplizirt und zeitraubend, doch ist das Mittel nicht nur
sehr dauerhaft, sondern schützt auch außerordentlich gut. —
^as Wpalesrent-Wlas.
von Or. Paul Schumann.
^eit der Weltausstellung in Thicago wird immer von Neuern
der große Einfluß des amerikanischen Kunstgewerbes auf
das deutsche erörtert, der entweder schon eingetreten oder noch zu
erwarten sei. Den unbedingten Bewunderern der Amerikaner
stehen ebenso entschiedene Gegner gegenüber, nur die Erfahrung
wird zeigen, wieviel von diesen Befürchtungen begründet ist. Der
Unterschied zwischen amerikanischem und deutschem Kunstgewerbe
ist im Allgemeinen ja nicht
schwer festzustellen. Wir
hängen mit allen Fasern an
derVergangenheitundsuchen
die Anknüpfungspunkte, wo
sie uns fehlen, in dem bereits
Geschaffenen und Vorhan-
denen. Der Amerikaner küm-
mert sich darum nicht im
Mindesten, sondern fragt
einfach nach dem jeweiligen
Bedürfniß und sucht diesem
ohne Rücksicht auf das schon
Vorhandene in einer Weise
zu genügen, die seinem Ge-
schmack und der modernen
Fabrikationsweiseentspricht.
Kein Zweifel, der Ameri-
kaner ist freier als wir. Die
zahlreichen Bedenken, die
bei uns das Schaffen hem-
men, kennt er nicht.
Trotzdem bleibt in jedem
Falle die Frage offen, ob
die amerikanischen Erfin-
dungen auch für uns maß-
gebend sein sollen oder
dürfen. Gegenwärtig stehen
wir vor einer neuen ame-
rikanischen Glasart, die
ihren Einzug in Europa
hält. Es ist das sogenannte
Opalescentglas. Seit etwa
sO Zähren wird es in
Amerika fabrizirt; sieben
Firmen beschäftigen sich mit
seiner Herstellung. Seit drei
Zähren ist es auch in Deutsch-
land bekannt; ein Vertreter
der amerikanischen Firmen, der in Hamburg seinen Sitz hat, ver-
treibt es, und das neue amerikanische Fabrikat hat schon manche
Erfolge zu verzeichnen. So befinden sich in dem neuen prächtigen
Rathhause zu Hamburg auch einige große Fenster, die mit dem
neuen Glase hergestellt sind. Sie werden als hervorragend schön
gerühmt. Wir selbst haben sie nicht gesehen, können also nicht
darüber urtheilen. Zedenfalls ist es aber begreiflich, daß unsere
deutschen und österreichischen Glashütten eifrig bemüht sind, das
amerikanische Glas nachzuahmen oder aber überhaupt Fortschritte
in der Herstellung des Kunstglases zu machen. Letzteres ist
natürlich unbedingt zu billigen.
Um das Wesentliche der neuen Glasmalerei klar zu machen,
sei zunächst auf die verschiedenen schon vorhandenen Arten der
Abbildung Nummer HSS. Kamin im Empfangs - Salon des Präsidenten.