Preis vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
Sämmtliche Original-Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.
LBk" Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaken.
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.
Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.
Nur Sonder-Hefte sind einzeln a Mk. 2.— erhältlich.
Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.
VII. Iahrg. 1896.
-U Leipzig ^ Darmstadt Wien.
Juni-Heft.
!er englische d^imack
M deutschen sHunstgefühl.
von Robert Ntielke.
ldein angenehmes Schauspiel
ist es, daß der aufmerksame
Zuschauer auf dem Gebiete des
Aunstgewerbes an sich hat vor-
übergehen sehen. Das Erfreu-
lichste an demselben ist noch das
überall wahrnehmbare redliche
Bemühen, etwas Rechtes, Gutes,
etwas, das unseren Aunstneigun-
gen entsprach, hervorzubringen.
Raum saß die junge Rennerin
Aunst im Sattel, so hieß es von
allen Seiten: „Nicht so, nicht so I"
„Anders müßt ihr reiten." Und
war dann schleunigst eine andere
Wendung eingetreten, so rief man
wieder: „Ihr müßt die Richtung
ändern!—So müßt ihr's machen,
so wie ...." und damit kommen
wir auf den schlimmsten Aus-
wuchs dieses Treibens, denn nun
wiesen die Leute, die gestern noch
auf die neue Fährte aufmerksam
machten, auf das Ausland,
Abbildung Nr. ZSI. von dem allein nur das Heil
Füllung für einen Schlüsselschrcmk. kommen sollte. Die Vertreter des
Aunsthandwerks sind dabei nicht von dem Vorwurf freizusprechen,
zuviel Schwäche, zuviel Nachgiebigkeit gegenüber diesen Einflüste-
rungen an den Tag gelegt zu haben. Dieses Schwanken ist nur
zu gut in dem deutschen Nationalkarakter begründet gewesen und
wir können uns jetzt in dem Bewußtsein damit abfinden, daß es
uns immer deutlicher wurde, wie wenig das Bischen Form
bedeute, wenn nicht etwas persönliches dahinter steckt. Jetzt
scheint man sich allgemach darauf zu besinnen, daß der beste
Weg auch zu einer Aunstanschauung der ist, den man sich selber
sucht; jetzt lassen wenigstens die Bestrebungen aus dem Gebiete
der Möbel-Industrie daraus schließen, daß man mit dem ewigen
herumprobiren an allen möglichen Stilarten und Stilunarten
einmal aufhören und der Gegenwart insofern Rechnung tragen
wolle, als man eine deutsche Aunstauffassung oder besser die
dieser innewohnenden Imponderabilien anerkennt und berücksichtigt.
Allerdings den Einbruch des Anglicismus und den brutaleren
des Amerikanismus mußten wir noch überstehen — sie sind nun
wohl auch überwunden und hoffentlich als letzte Störenfriede.
Nun können wir einmal versuchen, Umschau zu halten nach den
Wirkungen dieser Beeinflussungen der Möbel-Industrie; nun dürfen
wir ausschauen, was sie uns gebracht haben und was voraus-
sichtlich dauernd von ihnen bleibt. Da ist vor Allem die erfreu-
liche Entdeckung zu verzeichnen, daß wir uns allgemach wieder
in die besten Traditionen unseres heimischen Aunstgewerbes hinein-
finden, nicht im Sinne blinder Nachahmung, sondern in dem
einer geistigen Anlehnung. Wir haben es endlich begriffen,
daß nicht der gesammte Vorrath aller Musterbücher der
Welt uns den Mangel einer einzigen Persönlichkeit ersetzen
kann. — Ich sprach oben von einer deutschen Aunstauffassung.
Daß es eine solche gibt, wird im Ernst Niemand bezweifeln.
Die Meinungen mögen nur darüber auseinandergehen, daß der
Sämmtliche Original-Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.
LBk" Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaken.
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.
Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.
Nur Sonder-Hefte sind einzeln a Mk. 2.— erhältlich.
Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.
VII. Iahrg. 1896.
-U Leipzig ^ Darmstadt Wien.
Juni-Heft.
!er englische d^imack
M deutschen sHunstgefühl.
von Robert Ntielke.
ldein angenehmes Schauspiel
ist es, daß der aufmerksame
Zuschauer auf dem Gebiete des
Aunstgewerbes an sich hat vor-
übergehen sehen. Das Erfreu-
lichste an demselben ist noch das
überall wahrnehmbare redliche
Bemühen, etwas Rechtes, Gutes,
etwas, das unseren Aunstneigun-
gen entsprach, hervorzubringen.
Raum saß die junge Rennerin
Aunst im Sattel, so hieß es von
allen Seiten: „Nicht so, nicht so I"
„Anders müßt ihr reiten." Und
war dann schleunigst eine andere
Wendung eingetreten, so rief man
wieder: „Ihr müßt die Richtung
ändern!—So müßt ihr's machen,
so wie ...." und damit kommen
wir auf den schlimmsten Aus-
wuchs dieses Treibens, denn nun
wiesen die Leute, die gestern noch
auf die neue Fährte aufmerksam
machten, auf das Ausland,
Abbildung Nr. ZSI. von dem allein nur das Heil
Füllung für einen Schlüsselschrcmk. kommen sollte. Die Vertreter des
Aunsthandwerks sind dabei nicht von dem Vorwurf freizusprechen,
zuviel Schwäche, zuviel Nachgiebigkeit gegenüber diesen Einflüste-
rungen an den Tag gelegt zu haben. Dieses Schwanken ist nur
zu gut in dem deutschen Nationalkarakter begründet gewesen und
wir können uns jetzt in dem Bewußtsein damit abfinden, daß es
uns immer deutlicher wurde, wie wenig das Bischen Form
bedeute, wenn nicht etwas persönliches dahinter steckt. Jetzt
scheint man sich allgemach darauf zu besinnen, daß der beste
Weg auch zu einer Aunstanschauung der ist, den man sich selber
sucht; jetzt lassen wenigstens die Bestrebungen aus dem Gebiete
der Möbel-Industrie daraus schließen, daß man mit dem ewigen
herumprobiren an allen möglichen Stilarten und Stilunarten
einmal aufhören und der Gegenwart insofern Rechnung tragen
wolle, als man eine deutsche Aunstauffassung oder besser die
dieser innewohnenden Imponderabilien anerkennt und berücksichtigt.
Allerdings den Einbruch des Anglicismus und den brutaleren
des Amerikanismus mußten wir noch überstehen — sie sind nun
wohl auch überwunden und hoffentlich als letzte Störenfriede.
Nun können wir einmal versuchen, Umschau zu halten nach den
Wirkungen dieser Beeinflussungen der Möbel-Industrie; nun dürfen
wir ausschauen, was sie uns gebracht haben und was voraus-
sichtlich dauernd von ihnen bleibt. Da ist vor Allem die erfreu-
liche Entdeckung zu verzeichnen, daß wir uns allgemach wieder
in die besten Traditionen unseres heimischen Aunstgewerbes hinein-
finden, nicht im Sinne blinder Nachahmung, sondern in dem
einer geistigen Anlehnung. Wir haben es endlich begriffen,
daß nicht der gesammte Vorrath aller Musterbücher der
Welt uns den Mangel einer einzigen Persönlichkeit ersetzen
kann. — Ich sprach oben von einer deutschen Aunstauffassung.
Daß es eine solche gibt, wird im Ernst Niemand bezweifeln.
Die Meinungen mögen nur darüber auseinandergehen, daß der