Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

DOI article:
Weinhold, Reinhard: Pegamoid-Verfahren
DOI article:
Linoleum auf Cementbeton und Pappunterlage
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0225

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Oktober-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite f67.

wird mit seltener Vollkommenheit erreicht und bei der Herstellung
irgend eines gepreßten Musters kann ein Effekt erzielt werden,
wie er sonst nur mit den besten und theuersten Hellen möglich ist.
Niemals zuvor ist die glänzende Oberfläche der tieferen Stellen
bei eingepreßten Mustern in imitirtem Leder erzielt worden.

Die hauptsächlichsten Vortheile des Materials für Polster-
zwecke sind: u) Haltbarkeit, da die Oberfläche, obwohl biegsam,
hart und hornig ist, kann sie nur mit Gewalt aufgekratzt werden,
ein augenscheinlicher Vortheil gegenüber wirklichem Leder, welchen
Jedermann würdigen dürfte, tz) Wasserdichtigkeit, diese Eigen-
schaft ermöglicht es, die
so gepolsterten Gegen-
stände zu waschen und zu
scheuern (selbst mit heißem
Wasser), da Unempfind-
lichkeit gegen Hette und
Säuren; Stockflecken und
Zersetzung (Häulniß) sind
in Holge dessen ausge-
schlossen. o. Die Ober-
fläche ist gleich schön wie
diejenige der besten Häute.

Obgleich solche selbst hart
und widerstandsfähig, ist
das Leder dessenungeachtet
weich, schmiegsam und
leicht zu verarbeiten.

Wasserdichte Stoffe
sind namentlich praktisch
für alle Arten von Henster-
Vorhängen, Rouleaux,

Jalousien, Marquisen
usw., sowie für Bett-Zie-
chen und auch Billard-
Ueberzüge. Ebenso wer-
ben sie für Speise- und
Schreib-Tisch-Bezüge be-
nutzt, weil selbst so prä-
p>arirte Eretonne mit
einem Schwamm ge-
waschen und gereinigt
werden können, ohne von
dem Möbelstück, auf wel-
ches sie gezogen sind, ent-
fernt werden zu müssen.

es unterliegt keinem Zweifel, daß die Erfindung auch in Deutsch-
land, woselbst sich bereits ein Syndicat zu deren Ausbeutung
gebildet hat, vollen Beifall finden wird. —

Mit „pegamoid" be-


Abbilduiig Nr. H3ft. Haupt-Thür im großen Sitzungssaal.

handelte Tapeten sind un-
empfindlich gegen Nässe
und kann man solche
abwaschen, ohne daß sie
eine lackirte Hläche haben
oder mühevoll gefirnißt
werden müßten. Selbst
die zartesten „Liberty"-Töne und -Harben können verwandt werden,
thatsächlich wird kein gefirnißtes oder lackirtes Papier genommen
wie zu den abwaschbaren Tapeten, die man früher hatte. Außer-
dem wird durch die Präparation des Papieres erreicht, daß sich
keine Insekten darunter aufhalten, sodaß diese Tapeten nicht nur
wasserdicht, sondern auch in sanitärer Beziehung sehr zu empfehlen
sind. Wird die Tapete durch eine rauchende Lampe verunreinigt,
so kann der Ruß vermittelst eines nassen Schwammes bequem
entfernt werden.

Eine der ersten Dekorations-Hirmen in London hat daselbst
mehrere Zimmer-Einrichtungen, die fast ausschließlich aus
„Pegamoid"-Gegenständen bestehen, zur Ausstellung gebracht, und

Nnolenm auf Mkillkiltbktlm und ^lippmüerlagk.

;s ist nicht zu rathsn, Tementbetonfußböden mit Lementestrich
als Linoleumunterlage herzustellen, weil der Lementestrich die
noch im Lement befindliche Heuchtigkeit durchläßt, diese sich dann
zwischen dem massiven Hußboden und dem Linoleum aufhält und,

da das Linoleum luft-
und wasserdicht abschließt,
nicht entweichen kann. Die
massivenLementfußböden
enthalten meistens noch
Heuchtigkeit, wenn die-
selben mit Linoleum be-
legt werden sollen. Auch
ist es eine Thatsache, daß
Lement bei feuchtem Wet-
ter die Heuchtigkeit anzieht
und bei Trockenheit wieder
freigibt. Sodann ist Le-
mentestrich eine recht kalte
Unterlage. Die Nachtheile,
wenn Linoleum auf einer
feuchten Unterlage liegt,
sind nicht gering. Es ent-
steht Schimmelbildung,
die unangenehme Gerüche
hervorbringt und succes-
sive zerstörend auf das
Linoleum, trotzdem die
Rückseite wasserdicht ist,
wirkt. Diesen Schwierig-
keiten begegnet man, wenn
statt Lement- ein Gips-
estrich zur Anwendung
kommt. Der Gips zieht
die im Beton befindliche
Heuchtigkeit an, ohne sie
wieder abzugeben und lie-
fert einen schönen, glatten,
trockenen und wärmeren
Hußboden.

Pappunterlagen wer-
den jetzt häufig benützt.
Dieselben dienen zur Er-
höhung der Schalldämpf-
ung und Wärme, sowie
zum Schutze des Muster-
abtretens. In keinem Halle
aber ist zu rathen, diese
Unterlage auf Lementestrich in Anwendung zu bringen. Man
überzeuge sich vor dem Legen des Linoleums, ob die Pappe voll-
kommen trocken ist. Sodann müssen die Linoleumkanten so fest
aneinanderstoßen, daß Scheuerwasser nicht durch diese dringen kann,
ebenso muß diese Möglichkeit an den Hußleisten ausgeschlossen sein,
weil sonst Nachtheile eintreten können. Es empfiehlt sich ferner,
die Hußleisten mit Halz zu versehen, resp. solche um die Dicke des
Linoleums höher an der Wand zu befestigen. Es empfiehlt sich,
das Linoleum nach dem Legen, also ehe dasselbe in Benutzung
genommen wird, vielleicht ein- bis zweimal in der Woche mit
klarem kalten Wasser aufwischen zu lassen. Beim oder nach
dem Aufwischen ist es rathsam, die Henster zu öffnen. —
 
Annotationen