Seite 230.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Dezeinber-^eft.
sie doch vom ästhetischen Standpunkte ans nicht billigen. Gebrauchsgeschirr
ist keine Stätte für Bilder, sondern nur für slilisirtc (Ornamentik. Der
Schmuckteller gestattet die plastische und die malerisch-perspektivische Dekora-
tionsweise, der G e b r a n ch s teller nur Flächendekoratio». Und je besser die
kleinen Gemälde sind, desto mehr wird sich ein feiner Geschmack sträuben,
sie mit Fleischbrühe, Bratenguß, Gemüse usw. übergossen und beschmiert zu
sehen, mit Messer und Gabel darauf zu stechen und z» schneiden, wirkliche
Früchte aus plastisch wirkende gemalte Früchte zu legen usw. Wem das
Feingefühl für solche Dinge abgeht, der mag diesen Erwägungen gegenüber
nur von Bücherweisheit reden; ihm ist nicht zu helfen. Wer öfter Gäste
bei sich sieht, möge indeß daran denken, daß künstlerisch fein empfindenden
Menschen dnrch solche Dinge, wie das Besudeln von Bildern mit Speisen
und Speiseresten, Stimmung und Appetit verderbt werden kann und daß
solche Empfindungen auch nicht durch fade spöttische Redensarten wie
„Bücherweisheit der Theoretiker" beseitigt werden.
Ls fallen weiter unter den Meißener Ausstellungsstücken auf: ein
Paar Vasen, auf denen die Krokusblume und die Wasserrose als Motiv auf
der Vasenfläche frei entwickelt erscheinen, dann Lonbonnisren, Vasen usw. mit
Sgrafitto - Dekoration (eingeritzten (Ornamenten), Beleuchtungskörper für
elektrisches Licht und manches Andere; ans dem Gebiete der Plastik aber
besonders einige reizende Genrefigürchen — die ideale und die reale Liebe,
die Schäferin mit dem Lamm, die Sängerin, die bildnißgetreue Wiedergabe
einer vornehmen Dame u. a. Hierzu kommen einige Büsten, militärische
und antike Gruppen in Biscuit. — Nehmen wir zu alledem die älteren
Gegenstände und Verfahren, welche die Manufaktur ausgestellt hat — z. B.
die Gefäße in Massemalerei und Scharsfeuerfarben, mit Dekoration in durch-
scheinendem Gold und Platin auf Königsblau, in Schildpattglasur; Watteau-
Malerei, Musselin- oder Lierschalenporzellan, krakelirtes oder Haarriß-
porzellan usw., so ergibt sich ein so reiches Bild von der hervorragenden
technischen Leistungsfähigkeit der Meißener Porzellan-Manufaktur, daß man
deren Technikern und Chemikern nur die volle Anerkennung und Bewunde-
rung zollen kann. In Bezug auf die Bemalung der figürlichen Stücke bleibt
hier und da zu wünschen übrig. Jedenfalls aber hält die Manufaktur auf
der Dresdener Ausstellung den ersten Rang auf dem Gebiete des Porzellans
inne. Neben ihr sind noch die Dresdener Firmen Helene Wolfsohn und
A. Lamm zu nennen. (Schluß folgt.)
^Mvn de^ H. bayerischen Mandes-Musstellung in Nürnberg.
von (Oscar Beringer.
Bayerische Landes-Ausstellung (8YS ist nach fünfmonatlicher
Dauer geschlossen. Die vielen Schätze bayerischen Kunst- und
Gewerbefleißes, an denen Tausende nnd Abertausende sich erfreuten
und begeisterten, aus denen Tausende lernten und praktischen Nutzen schöpften,
sie sind, nach allen Richtungen der Windrose zerstreut, ihren Besitzern wieder
zugegangen. Manches Stück wird mit gemischten Gefühlen in der Werkstätte,
in der es unter Fleiß und Mühen entstanden ist, wieder aufgenommen werden,
manche Enttäuschung ist die unbedingte Folge, aber auch viele Freude, viel
Anregung zu neuem Schassen, manches Aufrütteln aus allzu beschaulicher
Ruhe und Selbstgefälligkeit hat die Ausstellung allerseits hervorgernfen.
Der materielle Erfolg für die Aussteller ist kein geringer zu nennen;
Verkäufe und Bestellungen zeigten im Großen und Ganzen erfreuliche Resultate
und wie von der Zeit der vorletzten bayerischen Landes-Ausstellung (882 an,
so mancher Industriezweig, der damals noch bescheiden vertreten war, empor-
blühte und heute eine hervorragende Stelle eiunimmt, so wird auch die dies-
jährige Ausstellung ihre belebenden Strahlen durchs Land senden und dem
bayerischen Gewerbe und Kunstgewerbe Segen und praktischen Nutzen bringen.
Die Aufgabe dieser Zeilen sei es, im Rahmen unserer Zeitschrift das
Wichtigste auf dein Gebiete der Möbel-Industrie, der Keramik, der Metall-
Industrie, soweit sie das Gebiet der Inneil-Dekoration berühren, zu besprechen
und zu den beigefügten Illustrationen Erläuterungen zu geben.
Iin Großen und Ganzen war ein eifriges Streben der Aussteller zu
beobachten, ihren Erzeugnissen, und mochten sie noch so einfach und schlicht
sein, eine hübsche Umrahmung, eine reiche dekorative Ausstattung zu geben
und dieses Streben hat recht wirkungsvolle Bilder im Innern der Halle
hervorgebracht. Etwas recht Neues und ganz besonders (Originelles auf
dem Gebiete der Inuen-Dekoration war auch hier, wie auf vielen Ausstel-
lungen der letzten Jahre nicht zu finden. Wenn es je versucht wurde,
geschah es auf Kosten der Schönheit.
Als bedauernswerth muß die Thatsache gelten, daß bedeutende industrielle
Etablissements, namentlich auf dem Gebiete der Eisen-Industrie bei ihren
Erzeugnissen immer noch nicht den vollen Werth auf gute Zeichnung und
ansprechende Form legen. Ls kann nicht oft genug den Industriellen
empfohlen werden, sich der Mithülfe wirklich künstlerischer Kräfte zu ver-
sichern und auch in kleinen Dingen sich ihren Rath zu erholen. Die Baye-
rische Landes-Ausstellung brachte augenscheinliche Beweise dafür.
Auffallend wurde das gänzliche Fernbleiben der Münchener Möbel-
Industrie auf der Ausstellung beobachtet. Bei der wichtigen Stelle, die
München auf diesem Gebiete einnimmt, war es lebhaft zu bedauern, zudem
keinerlei Grund zum Wegbleiben vorlag. Im Uebrigcn zeigten die sonstigen
Münchener Arrangements viel Geschmack und Eigenart.
von den Möbel-Industriellen Nürnbergs und Fürths waren (0 voll-
ständige Zimmer-Linrichtungen in den verschiedensten Stilarten zur Ausstel.
lung gebracht, von denen der größte Theil in künstlerischer wie technischer
Hinsicht befriedigte.
In sehr gefälligen Formen eleganter Zimmergothik bewegte sich das
Speisezimmer, das nach den Entwürfen des Architekten Fr. Küfner von
der Möbelfabrik G. Moser, Nürnberg, gefertigt war. Das in dunkel
gebeiztem Eichenholze ausgeführte Zimmer zeigte geschickte Anwendung des
Flachschnittornamentes und Maßwerkes mit lebendig bewegtem Blattornament
und farbigen Intarsien in technisch vollendeter Weise. Die Hof-Möbelfabrik
I. A. Eyßer, Nürnberg, die in ihren Zimmer-Einrichtungen stets feinen
Geschmack und Schönheitssinn bekundet, hatte ein vollständig eingerichtetes
Speisezimmer in Spätrenaissaucestil ausgestellt, dem bei seiner Schönheit etwas
mehr Sparsamkeit in der Anwendung des (Ornameutenschmuckes zu wünschen
gewesen wäre. Einige Stufen führten in das durch eine Estrade getrennte
Ranch- und Arbeitszimmer, das in den eleganten Formen des englischen
Stiles gehalten und namentlich in der feinen farbigen Wirkung von großer
Schönheit war. Die Entwürfe stammen aus dem Zeichenbureau der Firma,
(vergl. die Beilage Ib und Abbildung Nr. Hy(.)
Etwas Neues brachte die Ausstellung der Firma I. L. (Otto, Fiirtch
und Nürnberg, die drei vollständige Zimmer ausstellte. Ein Schlafzimmer
im Empirestil zeigte in den Hauptformen die Anwendung hell polirten
Kirschbaumholzes mit darüber gestreuten Intarsien aus Elfenbein, Perlmutter,
Messing und verschiedenfarbigen Hölzern. Die Grundformen der Bettladen,
des Doppelschrankes, des Waschtisches und der Nachttischchen sind die denkbar
einfachsten und die reiche Wirkung wird durch die farbigen Intarsien erzielt,
die in bewundernswerther technischer Vollkommenheit hergestellt sind. Einzelne
dekorative Theile, wie Kapitäle, Peclenschnüre, Säulenspangen sind aus
gepreßtem Messing. Die Möbel wirken auf den Beschauer leider etwas
befremdend und kalt; eine rechte Befriedigung konnte trotz des dabei ange-
wendeten Fleißes und der peinlichen Akuratesse nicht aufkommen. Das zweite
Dtto'sche Zimmer war ein Studierzimmer in niederrheinischem Barock, in
dunkel Nnßbaum, fournirt und mit Einlagen von milder Wirkung geschmückt.
Die eigenartigen Formen, die wohl selten angewendet werden, sind gut ver-
standen. Das dritte Zimmer, ein Speisezimmer in Spätreuaissance- und
Barockformen sich bewegend, enthält vor Allem ein reich geziertes Büffet
mit einzelnen prächtigen Motiven und einen vorzüglich gearbeiteten Tisch,
der etwas überreich mit Säulen, es sind deren elf, ausgestattet ist. Die
technische Behandlung der (Otto'schen Arbeiten verdient volle Beachtung.
Allseitige freudige Anerkennung wurde dem durch die Architekten Will
nnd Seegy entworfenen Kinderzimmer zu Theil, das durch Fleischauer
Söhne, Nürnberg, angefertigt wurde. Zu bedauern war, daß die darin
angebrachten Wandbilder, die Illustrationen aus deutschen Kindermärchen
enthalten, nicht im Einklang zu den einfachen vortrefflichen Formen der Möbel,
standen. Line sehr wackere Arbeit war das Schlafzimmer der Fücther Möbel-
fabrik F. Scheidig. Der Assistent am bayerischen Gewerbemuseum Höll-
fritsch fertigte dazu die Entwürfe. Besonders glücklich gelangen das Iu-
sammenstimineu der verschiedenen Holztöne und die großen, eleganten Intarsien
an den Vorderseiten der Bettladen.
Das fränkisch-thüringische Bauernstübchen, das durch zwölf Gewerbe-
treibende des Städtchens Leutershausen nach den Angaben des Architekten
F. Küfner angefertigt wurde (dasselbe gelangt im Februar-Heft (8y? zur
Abbildung), war von so ungesuchter und lieblicher Art, daß es sofort alle
Herzen eroberte. Der einfache, schlichte Mann hatte an diesem Werke
gemeinsamen Handwerksfleißes dieselbe Freude wie der kritische Fachmann,
und trotz der Arbeit von nicht weniger als zwölf Gewerbsmeistern war doch-
eiue Harmonie in dem Bilde, die volles Lob und ungetheilte Bewunderung
verdient.
In direktem Gegensatz dazu stand das Wohnzimmer der Ansbachev
Kollektiv-Ausstellung, das die unglaublichsten Formen und Verhältnisse
aufwies und bei den „staubvernichtenden" Hausfrauen ein mächtiges Gruseln
verursachte.
Lin Meisterstück in seiner einfachen, schlichten Art war das von Prof.
Brochier, Nürnberg, entworfene Speisezimmer, von dem wir ebenfalls eine^
Abbildung im Februar-Heft n. Is. folgen lassen. Der geschickt ausgestattet^
Raum machte einen überaus einladenden, wohnlichen Eindruck. Die Her-
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Dezeinber-^eft.
sie doch vom ästhetischen Standpunkte ans nicht billigen. Gebrauchsgeschirr
ist keine Stätte für Bilder, sondern nur für slilisirtc (Ornamentik. Der
Schmuckteller gestattet die plastische und die malerisch-perspektivische Dekora-
tionsweise, der G e b r a n ch s teller nur Flächendekoratio». Und je besser die
kleinen Gemälde sind, desto mehr wird sich ein feiner Geschmack sträuben,
sie mit Fleischbrühe, Bratenguß, Gemüse usw. übergossen und beschmiert zu
sehen, mit Messer und Gabel darauf zu stechen und z» schneiden, wirkliche
Früchte aus plastisch wirkende gemalte Früchte zu legen usw. Wem das
Feingefühl für solche Dinge abgeht, der mag diesen Erwägungen gegenüber
nur von Bücherweisheit reden; ihm ist nicht zu helfen. Wer öfter Gäste
bei sich sieht, möge indeß daran denken, daß künstlerisch fein empfindenden
Menschen dnrch solche Dinge, wie das Besudeln von Bildern mit Speisen
und Speiseresten, Stimmung und Appetit verderbt werden kann und daß
solche Empfindungen auch nicht durch fade spöttische Redensarten wie
„Bücherweisheit der Theoretiker" beseitigt werden.
Ls fallen weiter unter den Meißener Ausstellungsstücken auf: ein
Paar Vasen, auf denen die Krokusblume und die Wasserrose als Motiv auf
der Vasenfläche frei entwickelt erscheinen, dann Lonbonnisren, Vasen usw. mit
Sgrafitto - Dekoration (eingeritzten (Ornamenten), Beleuchtungskörper für
elektrisches Licht und manches Andere; ans dem Gebiete der Plastik aber
besonders einige reizende Genrefigürchen — die ideale und die reale Liebe,
die Schäferin mit dem Lamm, die Sängerin, die bildnißgetreue Wiedergabe
einer vornehmen Dame u. a. Hierzu kommen einige Büsten, militärische
und antike Gruppen in Biscuit. — Nehmen wir zu alledem die älteren
Gegenstände und Verfahren, welche die Manufaktur ausgestellt hat — z. B.
die Gefäße in Massemalerei und Scharsfeuerfarben, mit Dekoration in durch-
scheinendem Gold und Platin auf Königsblau, in Schildpattglasur; Watteau-
Malerei, Musselin- oder Lierschalenporzellan, krakelirtes oder Haarriß-
porzellan usw., so ergibt sich ein so reiches Bild von der hervorragenden
technischen Leistungsfähigkeit der Meißener Porzellan-Manufaktur, daß man
deren Technikern und Chemikern nur die volle Anerkennung und Bewunde-
rung zollen kann. In Bezug auf die Bemalung der figürlichen Stücke bleibt
hier und da zu wünschen übrig. Jedenfalls aber hält die Manufaktur auf
der Dresdener Ausstellung den ersten Rang auf dem Gebiete des Porzellans
inne. Neben ihr sind noch die Dresdener Firmen Helene Wolfsohn und
A. Lamm zu nennen. (Schluß folgt.)
^Mvn de^ H. bayerischen Mandes-Musstellung in Nürnberg.
von (Oscar Beringer.
Bayerische Landes-Ausstellung (8YS ist nach fünfmonatlicher
Dauer geschlossen. Die vielen Schätze bayerischen Kunst- und
Gewerbefleißes, an denen Tausende nnd Abertausende sich erfreuten
und begeisterten, aus denen Tausende lernten und praktischen Nutzen schöpften,
sie sind, nach allen Richtungen der Windrose zerstreut, ihren Besitzern wieder
zugegangen. Manches Stück wird mit gemischten Gefühlen in der Werkstätte,
in der es unter Fleiß und Mühen entstanden ist, wieder aufgenommen werden,
manche Enttäuschung ist die unbedingte Folge, aber auch viele Freude, viel
Anregung zu neuem Schassen, manches Aufrütteln aus allzu beschaulicher
Ruhe und Selbstgefälligkeit hat die Ausstellung allerseits hervorgernfen.
Der materielle Erfolg für die Aussteller ist kein geringer zu nennen;
Verkäufe und Bestellungen zeigten im Großen und Ganzen erfreuliche Resultate
und wie von der Zeit der vorletzten bayerischen Landes-Ausstellung (882 an,
so mancher Industriezweig, der damals noch bescheiden vertreten war, empor-
blühte und heute eine hervorragende Stelle eiunimmt, so wird auch die dies-
jährige Ausstellung ihre belebenden Strahlen durchs Land senden und dem
bayerischen Gewerbe und Kunstgewerbe Segen und praktischen Nutzen bringen.
Die Aufgabe dieser Zeilen sei es, im Rahmen unserer Zeitschrift das
Wichtigste auf dein Gebiete der Möbel-Industrie, der Keramik, der Metall-
Industrie, soweit sie das Gebiet der Inneil-Dekoration berühren, zu besprechen
und zu den beigefügten Illustrationen Erläuterungen zu geben.
Iin Großen und Ganzen war ein eifriges Streben der Aussteller zu
beobachten, ihren Erzeugnissen, und mochten sie noch so einfach und schlicht
sein, eine hübsche Umrahmung, eine reiche dekorative Ausstattung zu geben
und dieses Streben hat recht wirkungsvolle Bilder im Innern der Halle
hervorgebracht. Etwas recht Neues und ganz besonders (Originelles auf
dem Gebiete der Inuen-Dekoration war auch hier, wie auf vielen Ausstel-
lungen der letzten Jahre nicht zu finden. Wenn es je versucht wurde,
geschah es auf Kosten der Schönheit.
Als bedauernswerth muß die Thatsache gelten, daß bedeutende industrielle
Etablissements, namentlich auf dem Gebiete der Eisen-Industrie bei ihren
Erzeugnissen immer noch nicht den vollen Werth auf gute Zeichnung und
ansprechende Form legen. Ls kann nicht oft genug den Industriellen
empfohlen werden, sich der Mithülfe wirklich künstlerischer Kräfte zu ver-
sichern und auch in kleinen Dingen sich ihren Rath zu erholen. Die Baye-
rische Landes-Ausstellung brachte augenscheinliche Beweise dafür.
Auffallend wurde das gänzliche Fernbleiben der Münchener Möbel-
Industrie auf der Ausstellung beobachtet. Bei der wichtigen Stelle, die
München auf diesem Gebiete einnimmt, war es lebhaft zu bedauern, zudem
keinerlei Grund zum Wegbleiben vorlag. Im Uebrigcn zeigten die sonstigen
Münchener Arrangements viel Geschmack und Eigenart.
von den Möbel-Industriellen Nürnbergs und Fürths waren (0 voll-
ständige Zimmer-Linrichtungen in den verschiedensten Stilarten zur Ausstel.
lung gebracht, von denen der größte Theil in künstlerischer wie technischer
Hinsicht befriedigte.
In sehr gefälligen Formen eleganter Zimmergothik bewegte sich das
Speisezimmer, das nach den Entwürfen des Architekten Fr. Küfner von
der Möbelfabrik G. Moser, Nürnberg, gefertigt war. Das in dunkel
gebeiztem Eichenholze ausgeführte Zimmer zeigte geschickte Anwendung des
Flachschnittornamentes und Maßwerkes mit lebendig bewegtem Blattornament
und farbigen Intarsien in technisch vollendeter Weise. Die Hof-Möbelfabrik
I. A. Eyßer, Nürnberg, die in ihren Zimmer-Einrichtungen stets feinen
Geschmack und Schönheitssinn bekundet, hatte ein vollständig eingerichtetes
Speisezimmer in Spätrenaissaucestil ausgestellt, dem bei seiner Schönheit etwas
mehr Sparsamkeit in der Anwendung des (Ornameutenschmuckes zu wünschen
gewesen wäre. Einige Stufen führten in das durch eine Estrade getrennte
Ranch- und Arbeitszimmer, das in den eleganten Formen des englischen
Stiles gehalten und namentlich in der feinen farbigen Wirkung von großer
Schönheit war. Die Entwürfe stammen aus dem Zeichenbureau der Firma,
(vergl. die Beilage Ib und Abbildung Nr. Hy(.)
Etwas Neues brachte die Ausstellung der Firma I. L. (Otto, Fiirtch
und Nürnberg, die drei vollständige Zimmer ausstellte. Ein Schlafzimmer
im Empirestil zeigte in den Hauptformen die Anwendung hell polirten
Kirschbaumholzes mit darüber gestreuten Intarsien aus Elfenbein, Perlmutter,
Messing und verschiedenfarbigen Hölzern. Die Grundformen der Bettladen,
des Doppelschrankes, des Waschtisches und der Nachttischchen sind die denkbar
einfachsten und die reiche Wirkung wird durch die farbigen Intarsien erzielt,
die in bewundernswerther technischer Vollkommenheit hergestellt sind. Einzelne
dekorative Theile, wie Kapitäle, Peclenschnüre, Säulenspangen sind aus
gepreßtem Messing. Die Möbel wirken auf den Beschauer leider etwas
befremdend und kalt; eine rechte Befriedigung konnte trotz des dabei ange-
wendeten Fleißes und der peinlichen Akuratesse nicht aufkommen. Das zweite
Dtto'sche Zimmer war ein Studierzimmer in niederrheinischem Barock, in
dunkel Nnßbaum, fournirt und mit Einlagen von milder Wirkung geschmückt.
Die eigenartigen Formen, die wohl selten angewendet werden, sind gut ver-
standen. Das dritte Zimmer, ein Speisezimmer in Spätreuaissance- und
Barockformen sich bewegend, enthält vor Allem ein reich geziertes Büffet
mit einzelnen prächtigen Motiven und einen vorzüglich gearbeiteten Tisch,
der etwas überreich mit Säulen, es sind deren elf, ausgestattet ist. Die
technische Behandlung der (Otto'schen Arbeiten verdient volle Beachtung.
Allseitige freudige Anerkennung wurde dem durch die Architekten Will
nnd Seegy entworfenen Kinderzimmer zu Theil, das durch Fleischauer
Söhne, Nürnberg, angefertigt wurde. Zu bedauern war, daß die darin
angebrachten Wandbilder, die Illustrationen aus deutschen Kindermärchen
enthalten, nicht im Einklang zu den einfachen vortrefflichen Formen der Möbel,
standen. Line sehr wackere Arbeit war das Schlafzimmer der Fücther Möbel-
fabrik F. Scheidig. Der Assistent am bayerischen Gewerbemuseum Höll-
fritsch fertigte dazu die Entwürfe. Besonders glücklich gelangen das Iu-
sammenstimineu der verschiedenen Holztöne und die großen, eleganten Intarsien
an den Vorderseiten der Bettladen.
Das fränkisch-thüringische Bauernstübchen, das durch zwölf Gewerbe-
treibende des Städtchens Leutershausen nach den Angaben des Architekten
F. Küfner angefertigt wurde (dasselbe gelangt im Februar-Heft (8y? zur
Abbildung), war von so ungesuchter und lieblicher Art, daß es sofort alle
Herzen eroberte. Der einfache, schlichte Mann hatte an diesem Werke
gemeinsamen Handwerksfleißes dieselbe Freude wie der kritische Fachmann,
und trotz der Arbeit von nicht weniger als zwölf Gewerbsmeistern war doch-
eiue Harmonie in dem Bilde, die volles Lob und ungetheilte Bewunderung
verdient.
In direktem Gegensatz dazu stand das Wohnzimmer der Ansbachev
Kollektiv-Ausstellung, das die unglaublichsten Formen und Verhältnisse
aufwies und bei den „staubvernichtenden" Hausfrauen ein mächtiges Gruseln
verursachte.
Lin Meisterstück in seiner einfachen, schlichten Art war das von Prof.
Brochier, Nürnberg, entworfene Speisezimmer, von dem wir ebenfalls eine^
Abbildung im Februar-Heft n. Is. folgen lassen. Der geschickt ausgestattet^
Raum machte einen überaus einladenden, wohnlichen Eindruck. Die Her-