Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

DOI article:
Faulwasser, Julius: Anaglypta, ein neueres Material zum Verkleiden von Decken und Wänden
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0161

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ZU beziehen nur durch den Buchhandel.

Preis vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
Drsterr.-Ungarn u. das gesammte Ausland Mk. 5.50.
Telegramm-Adresse: Koch Verlag, Darmstadt.

LE" Di? Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaken. »WS

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.

Nur Sonder-Hefte sind einzeln s. Mk. 2.— erhältlich.
Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.

VII. Iahrg. 1896.

-U Leipzig ^ Darmstadt ^ Wien. M "

Nugust-tzeft.

Mnaglypta, rin neueres^daterial zum bekleiden von ^Mecken und ^Eänden.

Nr. Z9H- Theil eines Paneels.

-rdii'ie auf fast allen Gebieten der Aus-
stattungskünste können wir auch
bezüglich der Mittel für die Wand- und
Deeken-Dekorationen ein allmähliches Fort-
schreiten in den Ansprüchen bemerken,
dem die Industrie durch Angebot immer
neuer Mittel wieder zu folgen sucht.
Hierbei besteht als leitendes Prinzip der
Gedanke, Mittel zu finden, durch die sich
höhere Effekte mit geringeren Rosten
erreichen lassen.

Wünschte ehedem Jemand einen
Raum vornehmer auszustatten, als dies
durch Papiertapeten oder Holztäfelung
möglich war, so mußte zu Damast- oder
Gobelin-Verkleidung gegriffen werden,
und das einzige Mittel zur Gewinnung
eines reliefartig vortretenden Dekors boten
die gepunzten Ledertapeten. Alle diese
Bekleidungsarten für Wände erforderten
aber ihrer kostbaren Beschaffung wegen
ganz ungewöhnlichen Aufwand und konnten
mithin in den allermeisten Fällen gar
nicht in Frage kommen. Nicht geringes
Aufsehen erregte es daher, als s862 auf
der zweiten großen Londoner Weltaus-
stellung zum ersten Male die modernen
Filztapeten vorgeführt wurden, die ein
wirkungsvoll und hoch heraustretendes

Reliefmuster zeigen. Im Gegensatz zu allen früheren Tapeten
werden dieselben nicht in der Fabrik vollendet, sondern in ihrer
Naturfarbe auf die Wand gebracht und erst dann von der Hand
des Malers zu farbiger Wirkung hervorgehoben. Es ist ein-
leuchtend, daß dieses Verfahren einen bedeutsamen Vortheil bietet,
indem der Dekoration leicht ein individueller Rarakter gegeben
und jeder Wunsch des Bauherrn berücksichtigt werden kann.

Die Wirkungen, die sich mit der Filztapete erreichen lassen,
sind aber begrenzt, da es im Allgemeinen nur möglich ist, ein
glattes Relief auf glattem Untergründe herzustellen. Auch die
Variation der Musterungen wurde durch diesen hemmenden Um-
stand beschränkt, sodaß sich mehrere Momente vereinigten und
dazu zwangen, wo möglich ein vollkommeneres Verfahren in der
Herstellung von Reliestapeten zu finden. Als solches bot sich zu
Anfang der siebenziger Jahre das sogenannte 8o1icl rslisb, ein
amerikanisches Fabrikat, das sich als eine Imitation von 5chweins-
leder darstellt, in sehr tiefe Formen gepreßt werden konnte und
gestattete, einzelne Theile sogar bis auf mehrere Lentimeter aus
der Fläche herauszutreiben. Man bildete hieraus hauptsächlich
die in Amerika beliebten breiten oberen Wandfriese, deren hohe
Lage sie für gewöhnlich unerreichbar macht, sodaß ein Verletzen
und Eindrücken der rückwärts hohlen Relieftheile nicht so leicht
in Frage kam.

In Europa ist das 8o1iä rslisb indessen fast gar nicht
bekannt geworden, da sich schon in den achtziger Jahren in dem
von dem Engländer Fredr. Walton erfundenen Linkrusta ein
wesentlich überlegenes Material für Reliestapeten bot. Walton
verkaufte seine Patente, sodaß bald auch in anderen Ländern
Linkrusta-Tapeten entstanden und speziell Deutschland hauptsächlich
 
Annotationen