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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 4 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0020

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31

S2

Blicke —

Greberzegliche
Schaubühne in Mennheim.

Donnerſtag/ den 20. Maͤrz 1821: Das Räthſel,
Luſtſpiel in 1 Akte, von C. W. Conteſſa

Haͤtten alle unſere Luſtſpiele ſoviel Einbeit, und ein ſo raſches
Fortſchreiten der Handlung/ ſo ſcharft getreue Karalter-
zeichnungen, und bei einer reinen lebendigen Sprache, in
ganz allerliebſten Verſen, eine ſo natürliche Soenen ⸗Ver-
bindung; würde es um unſere komiſche Poſiee herrlich aus-
ſehn. Ein junges, hübſches, eitles und dabei eigenſt inniges
Mädchen und ein bejahrter verliebter Narr, ſind Exemplare
wie man deren manche in allen Städten heramwandeln ſteit.

Fräulein Lindner, Eliſe/ bewahlte wieder/ mit dem. bellen ö

Erfolge, ein ſehr ausgezeichnetes Talent; Herr Grua d. j.
aber, ſchadete ſeiner gelungenen Darſlellung, als Karl, durch
den Schluß, d. h. durch unklaren Vortrag des Nätbſels/
welches er, nicht memorirt/ vom Blatte abzuleſen ſchien.

Serr Wichmam⸗ gab die ſchwierige Rolle des Obeims mit

Verdienſt/ und ließ ſich nicht verleiten, allzu grelle Farben

aufzutragen. Die Worte die er zu ſagen hat, ſind an ſich
ſchon drollig genug und würden durch eine zu volle Dekla-
mation nur an Feinheit verlieren. Er beabſichtigte daher/

ſebr richtig, Unterhaltung, aber nicht groteske Darſielung

eines alten Gecken.

Hierauf: zum erſten Male: Die Latentprobe,

Luſtſpiel in 1 Akte, von Fr. W. Gubitz.
Neue Benutung eines Kotzebueſchen Schwanks, der gleich

dem Echo ſchon von mehreren Seiten wiederhallte. Das

Stuck gleicht einem Guckkaſten) in den man wohl gern ein-
mal aus Reugierde bineinſchaut. Schade/ daß die witzigen

Einfalle in mancheilei Plattitüden eingerahmt ſind, die den

Bildern nicht uberall günſtig ſeyn können. ö

Fräulein Lindner/ offenbarte durch drel zwar muthwiutze
aber doch ſehr ergötzliche Masken — den Studenten, den

Berliner Juden ⸗Stutzer, und die Direktrize. — eine ſeltene

Gabe, fremde Eigenthümlichkeiten aeſchiat nauſunſen und
zauſchend zutlazuzeden.

9 ro ben
aui der neuen Auflage von Dr. A. Sebauers Ocdichten.

ö 1. Religion.
Tönt, ihr hellen Sonntagsglocken,
Tönt, die Gläubigen hinein
In das Haus des Herrn zu locken-
Wehet ihnen ſilberrein ö
rommen Sinn in ihre Herzen:
Denn es macht dem Vater Schmerzen /
Wenn die Kinder vor ihn treten,
Obn' ihn kindlich anzubeten.

Welch ein frohes, frohes Wallen
Nach den hohen Gotteshallen!
Jung und Alt in bunter Reihe!
Habt ihr auch die innre Weihe
Lieb' und Glauben mitgebracht?
Hat die Andacht ihre Kerzen,
Wie ſie ſoll, in euren Herzen
Still und freudig angefacht
Run ſo tretet ein, und betet/
Daß die Welt vor euch verdorrt/
Wenn der Höchſte feurig redet
Durch Geſang und Prieſierwort;
Tretet ein, für das empfänglich,
Was an Wonne überſchwänglich/
Todvernichtend / lebensvoll
In euch niederſtroͤmen ſoll.

Und es baut ſich, eh' ihr's meinet/
In euch ſelbſt ein Gotteshaus,
Wo ihr euch mit ihm vereinet,
Wundervoll und prächtig aus.
Da iſt Orgel, da ſind Glocken,
Iſt Altar, Geſang und Wort/
Grünet Hoffnung / wohnt Frohlocken,
Lieb' und Glauben immerfort.
* 3. Lri er e.

— 7

ö Bild des. Herzen s.
Ich ſehe hin, ich ſehe her,

Und weiß nicht „was ich ſehe!
Das Herz iſt, ach! ſo woll/ ſo ſchwer

Vor Wonne/ wie vor Wehe!
Ebs dräͤngt mich in mich felbſt zurück,
Ers zieht mich fort ins Weite
Und liegt doch, ein ſo eignes Glück
In dieſem Widerſtteite.
— 4— And 1 „elgen.) *

Verleger: Schwan · u. Götziſche GBuchhandlung.

Söfräderader Kaufmann.

—Deuderei
 
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