DOI Kapitel:
No 49 (1821)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0197
Cbharis.
unterhettungsblatt.
fuͤr
Le hen und Literaturz Poeſie und Kunt.
fienr und Oersvegeber: r. K. Srelherr v. G16.
—
* *
＋ —
N 49. —1 —
Mannheim, den —. — 183r.
*
Die Muſe n.
Nicht durch Klio's ſcharfe Griffelzuͤge,
Wuͤnſcht' ich je beſchrteben mich zu ſehn! ‚
Wuͤnſchte nie, daß mich ein Lufthauch truͤge,
Zu Kalllopé'n, dort wo die Helden ſtehn!
Polyhym nia's Beredſamkelt zog nimmer
Eiteln Sinn's die Jugendliche an,
Und Terpſichors
Lockt mich ſelten auf die ſchnelle Bahn!
Doch Euterpe's ſanft gewaͤhlt Weiſen,
Ziehn ſtets maͤchtig mir im Buſen ein;
Ihr, in ſtillen freundſchaftlichen Kreiſen,
Soll man ſtets die zart'ſten Leder weihn!
Von Erato'n moͤcht' ich lernen ſingen
Wie die Nachtigall im dunkeln Hain,
Daß die Toͤne zu dem Trauten dringen
Muß das Herz von ihm geſchieden ſeyn!
Du Thalia, biſt mit deinem Scherzen
Ach, zu bald, ein luft'ger Traum, entflohn. —
Melpomene thront im ſtillen Herzen,
Und der Schmerz, ihr erſtgebor'ner Sohn!
Welche, auf des Berges ſtolzen Hoͤhen
Giebt den reichſten Troſt in meiner Bruſt?
Welche laͤßt ein ſich'res Wiederſehen
AUhnen mich, mit ſüiſſer heil·ger Luſt?
*s nur fluͤchtger Schimmer ö
* — —
Du Uranla! — Vor dir bol nelgen,
Sich mit Wonn' der uͤberſel ge Geiſt
Zieh' mich auf, zu deinen Sernenreigen,
Daß das Herz bald lnuiger dich. preiſt
Du die ſtets mit unverwandten Blicken
Nach dem ew gen Strahlenglanze ſchaut —
Dir im Arm! — wie trag' ich das Entzuͤckene
Du des Sternenhimmels hehre Braur! —
Cacilie.
„
——
——
Das deutige Athen.
LFortſetzung.]
Tritt man i in das Innere der Burg, erhebt ſch ö
rieſenmaͤßig uͤber die daneben ſtehenden Pigmaͤenhaͤu⸗
ſer der weſtliche Fronton des beruͤhmten Minerven-
tempels. Es iſt unmoͤglich, daß eine andere Ruine,
einen ſchͤnern und erhabnern Anblick gewaͤhren kann,
als dieſes ungeheure Marmorgebaͤlke, mit ſeinen ſtarken
doriſchen Saͤulen, leuchtend in der Gluth der Son-
Die-
ſer Anblick allein wuͤrde eine Reiſe nach Arhen be-
ne, umgeben vom blauen ſuͤdlichen Himmel.
lohnen. Perikles weihte dieſen einzigen aller Tem-
pel der Minerva — daher ſein Name Parthenon —
und ſtellte das Meiſterwerk des großen Phidias, die
keloſſale Staͤe dieſer Goͤttin, aus Gold und El-
fenbein, darin auf. An der vordern, ſo wie an
der hintern Fazade ſtanden ehemals acht Saͤulen,
unterhettungsblatt.
fuͤr
Le hen und Literaturz Poeſie und Kunt.
fienr und Oersvegeber: r. K. Srelherr v. G16.
—
* *
＋ —
N 49. —1 —
Mannheim, den —. — 183r.
*
Die Muſe n.
Nicht durch Klio's ſcharfe Griffelzuͤge,
Wuͤnſcht' ich je beſchrteben mich zu ſehn! ‚
Wuͤnſchte nie, daß mich ein Lufthauch truͤge,
Zu Kalllopé'n, dort wo die Helden ſtehn!
Polyhym nia's Beredſamkelt zog nimmer
Eiteln Sinn's die Jugendliche an,
Und Terpſichors
Lockt mich ſelten auf die ſchnelle Bahn!
Doch Euterpe's ſanft gewaͤhlt Weiſen,
Ziehn ſtets maͤchtig mir im Buſen ein;
Ihr, in ſtillen freundſchaftlichen Kreiſen,
Soll man ſtets die zart'ſten Leder weihn!
Von Erato'n moͤcht' ich lernen ſingen
Wie die Nachtigall im dunkeln Hain,
Daß die Toͤne zu dem Trauten dringen
Muß das Herz von ihm geſchieden ſeyn!
Du Thalia, biſt mit deinem Scherzen
Ach, zu bald, ein luft'ger Traum, entflohn. —
Melpomene thront im ſtillen Herzen,
Und der Schmerz, ihr erſtgebor'ner Sohn!
Welche, auf des Berges ſtolzen Hoͤhen
Giebt den reichſten Troſt in meiner Bruſt?
Welche laͤßt ein ſich'res Wiederſehen
AUhnen mich, mit ſüiſſer heil·ger Luſt?
*s nur fluͤchtger Schimmer ö
* — —
Du Uranla! — Vor dir bol nelgen,
Sich mit Wonn' der uͤberſel ge Geiſt
Zieh' mich auf, zu deinen Sernenreigen,
Daß das Herz bald lnuiger dich. preiſt
Du die ſtets mit unverwandten Blicken
Nach dem ew gen Strahlenglanze ſchaut —
Dir im Arm! — wie trag' ich das Entzuͤckene
Du des Sternenhimmels hehre Braur! —
Cacilie.
„
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Das deutige Athen.
LFortſetzung.]
Tritt man i in das Innere der Burg, erhebt ſch ö
rieſenmaͤßig uͤber die daneben ſtehenden Pigmaͤenhaͤu⸗
ſer der weſtliche Fronton des beruͤhmten Minerven-
tempels. Es iſt unmoͤglich, daß eine andere Ruine,
einen ſchͤnern und erhabnern Anblick gewaͤhren kann,
als dieſes ungeheure Marmorgebaͤlke, mit ſeinen ſtarken
doriſchen Saͤulen, leuchtend in der Gluth der Son-
Die-
ſer Anblick allein wuͤrde eine Reiſe nach Arhen be-
ne, umgeben vom blauen ſuͤdlichen Himmel.
lohnen. Perikles weihte dieſen einzigen aller Tem-
pel der Minerva — daher ſein Name Parthenon —
und ſtellte das Meiſterwerk des großen Phidias, die
keloſſale Staͤe dieſer Goͤttin, aus Gold und El-
fenbein, darin auf. An der vordern, ſo wie an
der hintern Fazade ſtanden ehemals acht Saͤulen,