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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 61 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0247

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Charis.

unterbettungsblatt.

fuͤr

edden und Literaturz Poeſie und Kunf.

Revakteur und Oerausgeber: Fr. K. Sreiherr v. e. *

I

N. 61. **

NMannheim, den 51. Otoper — — —.—.

— — —.——9 ———

An Sa 5.

Ehrwuͤrd'ger Greis, verzeih's dem Maͤdchenmunde
„Der laut es wagt des Dichters ſuͤße Weiſen,
Die oft den Geiſt entzuͤckt in ſtiller Stunde
Im heißen Drang des Herzens heut zu preiſen!
Er ſpricht es aus was laͤngſt wie leiſe Stimme
Die tiefſte Seel mit wunderbarem Klingen
Gleich Harfenlaut durchſtroͤmet; nie verglimme,
Dies Feuer, Dir zum Opfer will ich's bringen!

Du ſiehſt es nicht — uns trennen Berg' und Kluͤfte,
Ich bin dir fremd, doch Du nicht meinem Herzeu!
Mir brachten deine Lieder — Alpenluͤfte —
Sie theilten meine Freuden/ meine Schmerzen!

Die zarte Sympathie, die ihre Schwinge
Um jedes Weſen windet, ſoll dir ſagen:
Noch manches Lied in ſtiller Bruſt erklinge
Weil du seinden. leiſer Sehnſucht Klagen.

Cäeilie.

—— —


Sʒenen aus uuher Vorzeit.

IVeldtus1

— 2. —
Doch manches Jahr noch flog dahin i lichtem

Glanze: gern ſchien das Gluͤck auf Heinrichs Bahn

zu wellen. Im Kriege Ehr' und Ruhm; daheim die

ſchönſte Gattin, von dreien Soͤhnen hold umbluͤht,

noch beider Eltern Freude. Alleln in ſpaͤt'rer Zeit
traf Vaterſorge hart den Kaiſer, weil Frau Mathil-
dens Liebe Unheil ward den Knaben, die ſie verzog

in blinder. Zaͤrtlichkeit; abſonderlich den Zweiten —
er hieß Heinrich —3) ihr Ebenbild an reicher, ſeltner
Schoͤnheit. Vergebens warnte ſie ihr Herr; ſie konnte
nicht dem thör'gen Herzen wehren, und weibiſch und
verzaͤrtelt Iward ihr Liebling. — Frau Hattburg's

Sohn hingegen — Namens Tankmar — der war

kuͤhn und trotzig. Er fuͤhlte fruͤh des Vaters ſtraͤf⸗
lich Unrecht, und dem ſchien's oft in unruhvollen

Stunden, ein Raͤcher wachſ ihm auf in dieſem

Knaben.

Doch — was ihm Fuſtres ahnte, er erlebt es

nicht, vom Tod' ereilt in bluͤh'nder Manneskraft.
Ein faͤhrlich uebel warf ihn hart darnieder, und er,
dem man ein eiſern Leben zugetraut, er fuͤhlte vald

die Naͤhe ſeines Endes. —
Jezt trat Frau Hattburg's Bild vor ſeine Seele,
und Reue nagt' an der beklemmten Bruſt. Und als

ihm's nah und naͤher kam zu⸗ ſterben, ſandt' er ein
Brleflein ihr durch einen ſeiner Diener, drinn er
ſich ſchuldig nannt', in Schmerz und Demuth, Ber-
zeihung flehend und ein fromm Gebet.

Gern einmal noch die theure Herrin ſchauend/
die hoͤher noch und edler iezt ihm ſchien, reicht ihr

— Zubenannt der Schöne. — —
 
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