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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 10 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0041

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Chari s.

unterhaltungsblatt.

fuͤr

Leben und Literatur; Poeſie und Kunſ.

Redakteur und Herausgeber: Fr. K.-Freiherr o. Erlach.

——— —
— —

Dieſes Blatt erſcheint eden Mittwoch und Sonnabend 7 und kann
ein Abonnement mit 1 fl. 30 kr. vierteliährig auf daſſelbe eröffnet werden.

N 10.

Mannheim, den 5. Mai, 1821.

—2 — ——— ———— ——————— — —.

D i e B 31 ume. * ö Und gezogen bin ich durch fremdes Land

ö Ohne Raſt und ohne Ruh , ö
Du biſt es, die ich im Traum umfing, Den bangen Sinn nach der Blume gewandt ö
Nach der meine Sehnſucht geſpaͤht; Und nach der Verheißung zu. ö

Nach der mein liebend Verlangen ging

Und immer und immer gehr Doch was ich geſucht ſo fern und weir,

ODiüie Ruhe kam nicht nah
Ich harr ein vräutliches Weib geführt Beis ich die Blume der Herrlichkeit
Jyu's ehliche Gemach: Mit meinen Augen ſah·
„Sie war die ſchoͤnſte, mit Blumen geziert, „
Friſch, wie der junge Tag. ö Nicht, wo die wechſelnde Farb erqulckt, ö
Dich Braͤutigam, oder Braut/
Die ein farblos, ſtilles. Weſen erſchrickt —
Wird meine Blume gebaut.

Doch fehlte mir was, mir war ſo bang,
Mein Kopf ſo wuͤſt und ſchwer;
Ich umarmte mein Weib ohne Liebesdrang —

Mein Herz blieb oͤd' und leer. Dioch wo ein gläͤhender Durſt verzehrt,
die Erde nicht ſtillt;
Und einſt vernahm ich ein heimli W rt Den/ ach-
Im Berr, in dunkler Nacht; 0 W ö Wo die Seele himmliſche Labung begehrt,
Und eilig trieb es vom Weibe mich fort, Wird ihre Schoͤnheit enthuͤlt.
Still, wie mit Geiſtesmacht: Dornenkrone iſt ſie genannt,
„ Wenn jene Blume dein Aug' erblickt, Den Groͤßeſten hat ſie geſchmuͤckt;
Ueber alle Blumen werth, ö Der Glaub' hat Dornen zu Blumen gewandt
Die den Groͤßeſten hat auf Erden beſhmügt — und die Kron' in der Hoheit erblickt.
Iſt deine Ruhe gekehrt! Dies iſt ſie, die ich im Traum umfing
und ein Pilger wurd' ich, und zog hinaus Nach der meine Sehnſucht geſpaͤht, —
Weit über Thaͤler und Hoͤhn: ö Nach der mein liebend Verlangen ging
Wie der Morgen beſchien mein ſtilles Haus. Und immer und immer geht. —

Mußt' ich weinend vom Berge ſeh. Zum bach.
 
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