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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

DOI Kapitel:
No 47 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0189

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Charis.

unteryettungsbratt.

fuͤr

eeben und Literaturz Poeſie m Su.

Redakteur und Wausdrnr: Fr. K. Freiherr v. Erlach.

N 47..

Mannheim, den 12. September, 1821.

Der Vetter. Elne Sabet.

Ein alter Eſel ſaß im Rathe,
Ich weiß nicht mehr die Olympiade,
Doch war's zur Zeit der großen Fehden
Der Voͤgel mit den Quadrupeden.
Viel junge Eſel reich gebohren

ö — Fortuna liebt die langen Ohren — —

Erſchienen nach der Zeiten Sitte

Bei'm Blutsverwandten mit der Bitte:

In Demuth ſey es uns erlaubt
„ Vor deiner Groͤße unſer Haupt
» Zu neigen. Deiner Thaten Ruhm
„Iſt aller Eſel Eigenthum.

„Sowie dein Schwanz den Kreis beſchreibt

»In den gebannt ein jeder bleibt,
„ So nelg' zu uns dein großes Ohr,
Und zieh' vor Andern uns empor;
„ Wer das Geſetz der Paritaͤt
v Zum Wohl des Staates recht verſteht,
Der welß, daß er dabei gewinut
„ Wenn alle Raͤthe Eſel ſind.
Vor allen ſeyd ihr meine Lieben

Sprach er, in's Herz mir eingeſchreben,

Ich will beſonders, mich verwenden
ö Fuͤr euch vor allen Konkurrenten, ö
Die Zeit eilt euerm Wunſch entgegen,
Der Adler drohet ſchon verwegen

Mit ſeinen Sieg gewöhnten Krallen
In unſer Thierreich einzufallen.

Wir laſſen alle Alters Stufen

Zum Voͤlker „ Krieg zuſammen rufen,
Des Landes Jugend ſtroͤmt in Maſſen
Den welken Lorbeer zu erfaſſen

Und ſind ſie fort die Landes ⸗Retter,

Verlaßt euch dann auf euern Vetter.
nm . „ů3.

2——— —— —ꝑ —— ———j—— — ͤ—— —ẽ—— —

Da s beurrge Athen.

Sortſetzuns.

Wir kommen 36 zu den Denkmalen Aihens.
Den erſten Beſuch verdient der Theſeustempel, nicht

durch ſeine Groͤße, denn ſeine Saͤulen ſind nur 17
pariſer Fuß hoch, ſondern durch ſeine hohe Schoͤn⸗

heit und Dauer. An ihm bewundert man die do-

riſche Ordnung in ihrer hoͤchſten Aüsbildung. Seine
Sorm iſt die gewoöhnliche aller grlechiſchen Tempel,

ein laͤngliches Viereck, vorn und hinten mit ſechs

auf jeder Seite mit 13 Saͤulen. Gleich allen Mo-

numenten Athens iſt er mit bewunderungswuͤrdiger
Genauigkeit, ohne allen Mortel, aus großen Werk-
ſtuͤcken weißen Marmors zuſammengefuͤgt, denen die
Zeit aber eine ſchoͤne goldgelbe Farbe gab. Cimon

erbaute dieſen Tempel und wethte ihn dem Helden
Theſeus; jezt iſt er ebenfalls einem chriſtlichen Hel-
 
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