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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 5 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0023

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37 ö

ſchne Kdnigin dieſer Freuden, dielleicht einer ſüßen
Erinnerung wegen, den Garten beſuchte, fand ſie
die Roſen untergeſunken, doch oben auf der. Flut

ſchwammen einzelne goldgelbe Tropfen ſuͤßdufrenden

Oeſs/ die ſie ſorgfaͤltig. abheben und ſammeln ließ.
Bies war die Roſeneſſenz, die ſich dem Kelche der
Blume freiwillls entrungen, und das gelſtige Leben
ihrer himmliſchen Duͤfte mitten in der Flut bewahrt

hatte, waͤhrend die Roſe ſelbſt — verſunken war. —
Ein lebendiges Bild unſeres Daſeins und unſeres
Lebens, denn gleicht nicht ſolches auch einer hin und

her wogenden Flut? Sind nicht die Roſen die ſuͤßen

Jugendwonnen? verſinken ſie nicht bald? und lſt der

klare, goldene Tropfen des zarteſten Duftes nicht
die ſuͤße Erinnerung reln genoſſener Freuden?

—— — —.— ———9—.— —. — —.—

Reliquie

zu Shakeſpeare's Romeo und Julia, aus Dr. W.

Muͤllers noch handſchriftlichen italteniſchen Reiſen.

Daß Romeo und Julia Veroneſiſchen Familien an-

gehoͤrten iſt gewiß. Noch beſteht daſelbſt der Ort,
wo der Maskenball gegeben wurde, der ſo bedeutungs-

vollin ihr Leben eingriff. Nahe am Ponte della

Pietra liegt: die Straße Capellata. Dort ſieht man

ein alterthuͤmliches Haus, an deſſen erſtem Stock

die gothiſchen Fenſter duͤrch kleine ſchlanke Saͤulen
geziert ſind. In dieſem erſten Stock war der Ball-
ſaal.

an einen obſkuren Kraͤmer gekommen, der zwiſchen
ſeinen Kiſten und Faͤſſern kaum etwas davon ahnet,
daß einſt Romeo und Julia, lebten, liebten und
ſtarben.
Die Familiengruft in welcher Julia ſhentodt bei-
geſezt wurde, war damals in einem Gewoͤlbe der
kleinen Franziskanerkirche, dle, in der Naͤhe des
Amphytheaters befindlich, von deſſen Hoͤhe uͤberſehen
werden kann. —
In der Gartenmauer des Kloſers, zeigt man noch
die Srelle, wo Romeo hinaufgeſtiegen ſeyn ſoll, um
zur Gruft zu gelangen. Dieſe Stelle iſt durch eine
zugemauerte Thuͤr vaeihner. Die Guuft ſelbſt aber
beſteht nicht mohr. ö

Das Haus hat aber jezt eine andere innere
Einrichtung erhalten, und iſt von Hand zu Hand,

38•

In dem: Garten neben der Kirche zeigt man aber
den Sarg/ in dem Julia lebend, ſcheintodt und zu-
lezt entſeelt gelegen haben ſoll. Es iſt ein laͤngliches

Viereck, aus rothem Marmor gehauen, zum Sarge

gehoͤlt, geraͤumig und groß. Wo der Kopf ruhte/
iſt der Stein hoͤher gelaſſen, und die dem Haupte
beſtimmte Stelle rund ausgehauen. Zu den Fuͤßen
befinden ſich zwei Luftloͤcher, die fuͤr die beſondere
Deſtimmung des Sarges zu ſprechen ſcheinen.

— — — ——.———— — ——‚ — —?2

Das Bedeutendſte
unſerer neueſten ſchoͤnen Rreratur ſeit 1810.

. Die Serapionsbrüder. enablangen u. Mrchen /
von E. T. A. Hoffmann. 2 Bände. Berlin 1819.

Wir wuͤrden dieſe Darſtellungen eines uͤberall origi-
nellen Kopfs ſeinen. Phantaſi e- und Nachtſtuͤcken an
die Seite ſetzen, wenn den Dichter in ihnen nicht oft

eine duͤſtere, uͤberſpannte Fantaſie zum Fratzenartigen

hinriſſe. In dieſen Dichtungen liegt daher beſonders
etwas Unheimliches, und die humoriſtiſchen Jean-

Pauliana, die ſonſt ſeine Schriften auszeichnen, gehen

hier etwas ins Geſchraubte uͤber, ſo daß wir beſon-
derß im. Dialog der Seraplonsbruͤder, der das Ganze
vereinigend zuſammenhaͤlt, eine gewiſſermaßen ge-

zwungene ſich ſelbſt gemachte Laune zu .— glaubten.

2222— 2᷑2222 — — — —— —.——

Blaͤtter und Blüthen.

4. Haſt du den Himmel in deiner Bruſt:
Was kümmert dich dann die Erdenluſt?

„Oder ſollteſt du etwa meinen
Himmel und Erde zu vereinen?

Das hätte ſchon mancher gern gethan:
Aber noch Keinem gieng es an!
6. Am Himmel die Sterne, die Blumen auf Erden:
Wer ſollte mit Schauen fertig werden
Geſchweige mit Pflücken Iꝛdrum laß ſie Beide

Die ſchimmern, die blühen, zu deiner Freude

6. Geh ſchlafen, wenn du nicht wachen willt?
Vielleicht beſcheert dir der Ornum das Bild/
Das dich den ganzen Tag vermied
Bei zugeſchloſſenem Augenlied.
7. Blüh'n keine Blumen in deinem Garten
8⁰ brauchſt du ihrer auch nicht zu warten;

Aber wenn du nur eine haſt: —

Freund ſorge dann nicht für Muh und Laſt?
 
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