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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 38 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0156

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— 303.

30⁴

Blicke auf Kunſt und WHenofe.

— —— ——

Moſatt. oder MaHe-manafeitu- zu Rom,

Die Hauptſchule der ſchon den alten Römern bekannten
Moſaikmalerei, iſt gegenwärtig in Rom. Südwärts des
Petersplatzes iſt hierzu ein großes Gebäͤude beſtimmt, welches
eine Sammlung von Schmelzſtiften oder Stäben enthält, die,

nach den Farben, in 177,000 Abnufungen, in einer Reihe

von Zimmern geordnet ſind. Die 3 Manufaktur ſelbſ gehöͤrt
dem Pabſte.
Die Moſaikarbeit beſteht aus einem von Glas mit metalliſchen
Farbeſtoff vermiſchten Schmelz, der, jede Farbe in ein be-
ſonderes Gefäß, acht Tage in einer Glashütte geglüht wird.

Wenn er geſchmolzen iſt, wird er mit einem eiſernen Löffel her ö
ausgenommen, und auf eine glatte wagrecht geſtellte Mar⸗ ö
morvlatte gegoſſen, auf dieſe geſchmolzene Maſſe wird dann

wieder eine Marmorplatte gelegt; ſo daß der Schmelz in
Form eines runden dicken Kuchens erkaltet.

Um dieſen Kuchen in kleinere Stücke zu trennen wird er

auf einem ſtählernen Ambos gebracht, deſſen ſcharfe Schneide
ſich oben befindet, und mit einem Hammer ein Schlag auf
die Oberfläche des Kuchens gethan; ſo wird der Kuchen, ſo-
wohl der Länge als der Queere nach, in Prismen getheilt/
die nun zur Moſaikbildnerei gebraucht werden.
Für kleinere Bilder, wird der flüſſige Schmelz, in lange
oder viereckige Stäbchen gezogen, welche, mit einer Feile ge-
trennt, oder dlos mit einer Säge ohne Zähne, die aus einer
kupfernen Schneide mit Schmirgel beſteht, zerſchnitten, und
ſodann auf einem horizontalen Bleirade geſchliffen werden.
Bei Verfertigung der Goldmoſaik, wird das Goldblättchen,
auf der heiſſen Oberfläche eines braunen Schmelzes, ſo wie
er aus dem Ofen kommt/ oalenr. Dann wird das Ganze
wieder auf kurze Zeit in den Ofen gebracht, und beim Her-
ausnehmen iſt das Gold feſt auf der Oberfläche. Der rö-
miſche Moſaikgoldſchmelz hat noch einen dünnen durchſichtigen
Glasüberzug.
Winkelmann erzählt, daß die alten Römer zur Täfelung
der Zimmerböden, noch eine Art Backſteine von Glas oder
Schmelz gehabt hätten, und beſchreibt auch ein kleines aus
vielfarbigen, vermittelſt Guſſes verbundenen/ Schmelhfaden
beſtehendes Gemälde.
Der Teigkitt worin die Schmelzſtifte geſteckt werden, be-
ſtebt gegenwärtig aus einem Theil gelöſchten Kalk und aus

Ddrei-Theilen geyulverten Travertinſtein, mit Leinöhl gemiſcht.

Dieſe Maſſe wird mit einer Kelle durchgearbeitet, im Som-
mer in zwanzig Tagen, im Winter aber erſt nach einem

Monat brauchbar, welche Brauchbarkeit dadurch erkannt wird,

wenn ſie zu ſchwellen aufport⸗ ein Zeichen daß das Waſſer
im Kalk verdampft iſt.
—IIIIUIFUIUIUUIIUIIUIFI—U—I—I—

Verleger: Schwan⸗u. Göviſche Buchhandlung.

SSCICICICICICICICICI‚ICICIICICICICICCCICIJI‚I‚J‚‚‚

Die Wand worauf Moſalk kommen ſol, wüd erſt von
— allem Kalküberzug gänzlich befreiet, und mit zolltiefen Fur-
ſchen durchzogen; dann werden großköpfige Nägel eingeſchla-

gen, und von einem zum andern Drähte gezogen. Hierauf
wird die ſo vorbereitete Wand mit Leinöhl überſirichen, und
alsdann erſt wird ſoviel Kitt in einer Flaͤche aufgetragen, als
bearbeitet werden kann, ehe er eintrocknet. Die Weichheit
des Kitts dauert ohngefähr zwanzig Tage, ſpäterhin ſchwizt
daͤs Oehl gänzlich aus, und es entſteht eine vollkommen
harte Maſſe. Dieſer Leinöhlkitt iſt gelh/ der Eiweißkitt der
Alten aber weiß, woran man neue, von alter Moſaik un-
terſcheiden kann. Der alte Deigkitt beſtand aus einem Theile
lebendigen Kalk, und aus drei Theilen geſtoſſenen Marmor
in Waſſer und Eiweiß gethan. Dieſer Deig aber verhärtet

ich ſo ſchnell, daß der Arbeiter nur mit Mühe die Stifte zur
Bildnerei hineinbringen kann. Auch ſchadet die Feuchtigkeit
dem Eiweißkitt eher, als dem Oehlkitt. Wer ſich noch näher

davon unterrichten will, der leſe Cadell's neue Reiſe durch
„Krain und Italien.

Aus dem Tagebuche eines Scauſpielers.

4. Die Sprache iſt das erſte, was jeder Menſch/ vorüglich
aber der angehende Schauſpieler, an ſi ch ausbilden ſollte.

2. Die Kunſt zu deklamiren iſt eben ſo ſchwer, alß die

Kunſt zu ſi ingen.

3. Die Deklamation im Trauerſpiel iſt von nicht geringerer

Bedeutung als der Geſang an der Oper.

4. Um aber deklamiren zu lernen, muß der Schauſpieler

ſeine Sprache von allen Fehlern des Dialekts reinigen.
Wohlen ſtatt wollen, füllen ſtatt fühlen, ühren
ſtatt irren iſteben ſo fehlerhaft, als das gezierte Töufel
Teukel, Fröund ſtatt Feund, Künſtleer ſtatt
Künſtler.

5. Eeben ſo nothwendig iſt es die Dipbtongen ü und 5, nicht

mit i und e zu verwechſeln, und: Bihne für Bühne/

Kerper für Körper u. ſ. w. zu gebrauchen.
6. Eine groſſe Aufmerkſamkeit verlangt die Ausſprache der

Buchſtaben P und B, T und D. Deßgleichen die
Verwechſelung von B mit W.

7. Um eine reine ·Ausſprache zu gewihmen /1 mu ſich der Schau-
ſpieler mit den verſchiedenen Eigenbeiten unſerer Sprache
bekannt machen, und jedes Wort, beſonders aber die
Endſlben kangſam und deutlich anura⸗ doch nur
ſelten ſcharf betonen.

(Wird fortgeſezt)

—— ——

ö Druckerei: Hofbuchdrucker Kaufmann.
 
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