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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 40 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0162

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31³

9. Lange harrt das kind mit ſenen,
irem aug entkwillen traͤnen,
ſtill und dunkel wird der hain. ö
Du wirſt ihn fergebens fodern;
ſiehſt im ſchloß di falkel lodern ?
Iſt das Wentich? iſt ers? nein.
10. Jezo hoͤrſt dus ſtille ſuͤſeln?
ſiehſt ſich wis di wellen kruͤſeln?⸗
Wentich, biſt dus 2 Wentich/ ja.
Nur das wehn der abendluͤfte
ruſchet um des ſtades kluͤfte,
und din ritter iſt nit da.
II. Alſo iſt ſi war di ſage !
One traͤnen, one klage
ſtuͤrzt ſi in des Leman grab.
Keine ruh fuͤr Wentichs ſinne,
mit der dirne uff der ziune
ö ſtarrt er in den wak hinab.
12. Ritter, horſts am ufer wimmern
ſiehſt dus uff den wellen ſchimmern 2
Iſts ein lichnam, was dort glimmt 2
Sieh, es koͤmmt fom Pennihaine!
In dem monſchin ans geſteine
wolbekannt ein maͤdchen ſchwinmt.
13. Wentich wirft ſich, bleicher ſtirne-
ſon der burg mit finer dirne
in die flut in mones ſchin.
Horch drum Ziliunas wellen
huͤlend ſich am fels zerſchellen,
jammernd um das meidelin! —
J. A. A⸗ denne.

—— —
2.— ———

—— — —

Züge. aus Wycherley's Leben.

(Spence: 3 Anecdotes.)

Dieſer engliſche Luſtſpieldichter, der 1715 ſtarb, war

ein ſehr ſchoͤner Mann. Seine Bekanntſchaft mit
der Herzogin von Cleveland entſtand auf folgende

ſonderbare Weiſe. Als er eines Tages um die Kar⸗ ö

roſſe dieſer Dame herumging, lebnte ſie ſich aus dem
Fenſter, und rief laut genug, daß er es hoͤren konnte:
„Herr, Sie ſind ein Flegel! ein Grobian!“ Von

dieſem: Augenblick. an, hoffte Wycherley ſein Gluͤck.

zu machen.

dieſer Zeit wurden beide gute Freunde.
mit dem jungen Herzog von Richmond auf Reiſen

entgegen:

Herzogs von Richmond ernannt werden.
Raber die Beſuche bei ſeiner Geliebten abhielren, ſich.

316

Am andern Morgen machte er der
Herzogin ſeine Aufwartung, und mit dem kummer-
vollſten Tone bat er, ihn zu unterrichten, wodurch
er ſich Ihro Gnaden Unwillen zugezogen habe. Seit
Er ging

und Koͤnig Karl II. gab ihm von Zeit zu Zeit —
doch nicht ſo oft als er wuͤnſchte — einhundert-Pfund.
Sein witziges Luſtſpiel: „der gerade Mann.
Ehe Plain Dealer) verheirarhete ihn. Wycherley
befand ſich eines Tages in einem Buchladen, als
eben Lady Drogheda eintrat, und nach dem „geraden
Mann „ fragte. Ein Freund des Dichters, der ne-
ben ihm ſtand, ſchob ihn der Lady mit den Worten.
„Hier iſt der gerade Mann, Madame,
wenn Stie ihn haben wollen.“ Wycherley bat um
Eutſchuldigung, die Lady aber entgegnete, daß ſie
Geradheit uͤber alles ſchaͤtze. Nun beſuchte der Poet
die Dame, und bald ward ſie ſcine Gattin. Doch
ſchadete dieſe Berbindung dem: Gluͤcke des jungen
Mannes; denn eben um die Zeit ſeiner Bewerbung
bei der Lady, ſollte er, wit einem jaͤhrlichen Gehal-
te von 1500. Pf. St.. zum Erzieher des jungen
Da ihn.

am Hofe ſehen zu laſſen, und er nach ſeiner Ver-

bindung, durch die Eiferſucht ſeiner Gattin bewogen,

ganz wegblieb ſo erkaltete der Eifer ſeiner Goͤnner,

und er verlor daruͤber die vortheilhafte Anſtellung.

Nach dem Tode der Lady Drogheda, von der er

wenig erbte, wurden ſeine Verhaͤltniſſe, durch aller-
hand Unfaͤlle, ſo zerruͤtter, daß er wegen Schulden

in das Fleer⸗ Gefaͤngniß kam, wo er ſieben Jahre
ſaß. Nach Verlauf dieſer Zeit, bewirkte ſein Freund
der Oberſt Brett, daß der Koͤnig Jacob II. der Auf-
fuͤhrung ſelnes Plain-Dealer beiwohnte. Das Stuͤck
gefiel dem Monarchen ſo wohl, daß er den Oberſten
nach dem Verfaſſer fragte. Als dieſer ihm Wycher-
ley nannte, bedauerte er den Dichter ſo viele Jahre:
ſchon nicht geſehen zu haben, und frug was aus ihm
geworden ſey. Dieſe guͤnſtige Aeuſſerung wußte der

Oberſt ſo geſchickt zu benutzen, daß der Koͤnig Be-

fehl gab, die Schulden des gefangenen Dichters aus
ſeiner Schatulle zu bezahlen, Wycherley. aber beging
 
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