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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 41 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0166

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325

—.— Probe a u s
Ehriemhilde Rache.

xraueſpiel mit dem Chor, von Profeſſor J
Miuüͤlle .

sweite Abtheilung. rſte Sʒen e.

Gerichtsviatz vor Esels Schlof. Vor dem Richterſtuhl ein Altar /
zu deſſen Seiten die Bildfäuten Odins, mit vorgehaltenem Schwert,
Tyors, mit dem Blitz.

Gerichtsdiener, dem der Chor folgt.
ö ö Gerichtsdiener. ö

Nun wird dein Staunen und dein Zwelfeln ſchwinden,
Siehſt du der Wahrheit wirklich Angeſicht: .
Ruͤd'ger der Markgraf wird verurtheilt hier
Als Hochverraͤther. — Dort begib dich hin,
Willſt du des Richters ſtrenges Wort vernehmen.
Denn vor des Himmels klarem Auge ſpricht er's,
Nicht ſcheund der Menſchen noch der Gotter Antlitz,„

„Dieweil's gerecht! — Hier freue ſich die Unſchuld, ö

Und zittre des Verbrechers ehern Herz!
ö Ch o r.

So waͤr es möglich, jener edle Mann/
Der nie auch kleines U nrechts ward geziehn,
Des Koͤnigs andre Rechtꝰ und trautes Ohr,
Er ſtüͤnde bier Verbrechens hart beklagt 2
ö Gerichtsdiedr.
Nicht moͤglich, wirklich iſt's, E iſt Rädiger,
Des Koͤnigs ſchlechte Rechtꝰ und falſches Ohr.
Die Schuld verbirgt oft lang ihr Hyderhaupt „
Um's greuelvoller nur empor zu heben. ö
So dieſer Mann, den Etzel maͤchrig ſchuf
Der ſich in ſeinem Gluͤcke ſonnete —
Spaͤt, aber keck bricht ſeines Herzens Bosheit
Vervor/ der ſchweren Beute ſich gewiß.
— C h or.
So treu hat kelner Etzeln noch gedient.
Wie manchen Sieg erkaͤmpft' der Starke ihm!
Drum ward des Reiches Graͤnzſchutz ihm vertraut,
Wenn wichige Dinge Etzeln ferne riefen.
Gerichtsdiener,
Im Gluͤcke ſind ja Schmeichler ſtetö getreu,
Wankt dieſes, iſt die Treue ſchon entzwel.

Wilh.

32⁴
Doch feſt, erhaben ſteht noch Etzels Stern,
Und Ruͤd'ger bebe vor ſo maͤchtgem Herrn!
Ch o r.
Richt mag ich vor erkannter That verdammen;
Drum⸗ welches Unrechts wird der Fuͤrſt beſchuldigt?
Gerichtsdiener.
Da wirſt es hoͤren aus des Klaͤgers Mund.

Ch o r.
Doch Wenges magſt du mir voraus beilinden.

Gerichtsdiener.

Mit den Burgunden, dieſes Reiches Feind,

Verſchwor er wider unſern Koͤnig ſich.
Cho r. ü
Und wie ward ſolch Vergehn an ihm entdeckt?
Denn gern bezweifl ich, was mich nicht erfreut.
Gerichtsdiener. ö
Am Margen ſchlich er ſich in ihre Burg,
Und weiler dort, und ſchmiedet ſeinen Plan.
(CECb o r.

ö Und welches ſichre Zeugniß bürgt. der That 2 ö

Gerichtsdiener.
Des Koͤnigs wachſam Aug' in Spaͤher Augen
Ereilt' ihn dort. Erlaß mir weitre Antworr;
Mein Amt iſt wichiger/ als dir Plaudrer ſeyn!
vegibt ſich in den Hintergeund. 5
—— Cbor⸗ 70
Gewiß trieb beſſre Abſicht ſeinen Tritt;
Bedraͤngten wollt“ in ihrer Noth er helfen,
Erretten ſeiner Tochter Braͤutigam.
Doch moͤchte nimmer, ſey es Haß, ſeyꝛs Lebe; „
Auf ſchlimmen Weg des Herzens Drang wich führen ö
Daß nie des Richters ſtarrem Ruf ich folge z.
Wo mir die Strafe arge Neider goͤnnen-
Und zu dem Ungluͤck ſich der Spott geſellt.
Des Eides Pflicht ſey ſtets die erſte mir;
Verlezt, folgt unaufhaltſam ihr die Rache,
Und menſchlichem Erbarmen und der Liebe
Verſchließt den Buſen die Gerechtigkeit.

Gerichtsdien. er (kommt zurück. J — ö
Run halte ehrfurchtvolle Still', o Weib

Denn ehen nahet des Gerichtes Ernſt.
(Cortſetzuns folst. ).
 
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