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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 24 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0098

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der Trennung.
(von L. Siecr 1812.)
Muß es eine Trennung geben,
Die das treue Herz zerbricht 2
Nein, das nenne ich nicht leben,
Sterben iſt ſo bitter nicht.
Hör' ich eines Schaͤfers Flöte,
Haͤrme ich mich inniglich,
Seh' ich in die Abendroͤrhe-
Denk' ich bruͤnſtiglich an dich.
Giebt es denn kein wahres Lieben 2˙
Muß denn Schmerz und Trauer ſeyn ?
Waͤr' ich ungeliebt geblieben-
Haͤtt' ich doch noch Hoffnungsſchein.
Aber ſo muß ich nun klagen: ö
Wo iſt Hoffnung, als das Grab ?⸗
Fern muß ich mein Elend tragen,
— —.—.— ſtirbt das erd. mir ab.
G metteslinge

e

‚ Erzählung, nach Soniltos

Ved

( Sorrſezung. —̈—

De⸗ Winter nahte heran: mit jedem Tuge wurden

die Vergnuͤgungen zu Paris glaͤnzender und riefen
den Chevalier in die Stadt zuxuͤck, der jedoch nicht

ohne Schmerz den reitzenden Aufenthalt von Chante-
Vor ſeiner Abreiſe aber wellte er

loup verließ.

——— —2—— — —.

von Cholſeul.
thigt faſt ihr ganzes Vernidgen zu opfern, um die

188

ſo oft dachte er auch⸗ an ſein Hirtenmaͤdchen im
Walde von Amboiſe, an ſeine Schmetterlinge.

Kurz darauf ſtarb der ſonſt ſo maͤchtige Herzog
Seine troſtloſe Wirtwe ſah ſich gend-

— hinterlaſſenen Schulden ihres einſt prachtliebenden

noch das Maͤdchen gluͤcklich wiſſen, die ihm durch

ihren Namen, durch ihres anſprechende Geſtalt, und

durch ihre glücklichen Naturgaben, eine ſo lebhafte

Theilnahme eingefloßt hatte. Er gieng zum Schloß-
verwalter, dem Vater ihres Geliebten, und erhielt
das Verſprechen beide zu vereinigen, ſobald ſie ein

anſtaͤndiges Heirathsgut wuͤrde ꝛerhalten haben; jezt

empfahl: er ſie noch dringender der beſondern Gnade

der Herzogin, und reiste zur Hauptſtadt ab.

Dort

glänzte er neuerdings durch ſeine witzigen Einfaͤlle/

durch ſeinen reitzenden Muthwillen, durch ſeinen un-

erſchopflichen Frohſinn. Aber ſo oft auch ſeine, zier-

lich⸗leichte Leier erklang', ſo oft er ſeine artige Er-
zaͤhlung „Aline, Koͤnigin von Golkonda 4 vortrug,

kurzer Zeit: zum Quartiermeiſter.

Gemahls zu berichtigen. Sie verkaufte ihr ſchones
Landgut an den Herzog von Peuthisvre, und ließ

ſich zu Paris, inmitten: ihrer alten Freunde, nieder.
Nun verlor Aline, ihrer wuͤrdigen-Goͤnnerin beraubt,

alle Haffnung ſi ch mit Charles⸗Verner zu verheira-
then: unerbittlich war ſein. Vater 3. und der junge
Mann gieng, aus Verzweifelung, unter eln Drago-

ner⸗ ⸗Regiment. Boufflers erfuhr es: der Zufall aber
wollte, daß er ſeines Oberſten Freund und naͤchſter
Verwandter war z daher empfahl er ihm den jungen

Mann, und durch ſeine gute Ar ffuͤhrung ſtieg er in
Sein erſter Urlaub
fuͤhrte ihn nachChanteloup zuruͤck, dort ſah er ſeine
theure Aline. wieder und ein artiger Brautſchatz, den
ſie von des Chevaliers Guͤte erhalten hatte, bewog
den alten Schloßverwalter die Liebenden zu verbinden;
tauſend Segenswuͤnſche folgten hnremn lenaatweten
Wohlthaͤter.
„Zwanzig Jahre entflohen, und hatten Frankreich in
allen nur. moͤglichen Ungluͤcksfaͤllen, dle politiſche Un-
einigkeiten, und alle Verheerungen einer Staatsum-
waͤlzung uͤber daſſelbe brachten, geſehen⸗ Boufflers,
obgleich von Natur Freund einer weiſen Freiheit, ſah
ſich, nach dem ewig, beklagenswerthen Tag vom
10. Auguſt 1792, genoͤthigt, Frankreich zu verlaſſen,
und nach. Berlin zu fluͤchten. Der Prinz Heinrich und
bald⸗darauf auch der Koͤnig von Preußen nahmen ihn
gnaͤdig auf, und. ſchenkten ihm Beſi itzungen in Polen,
wo er, als wahrer franzoͤſiſcher Ritter⸗ zu Gunſten
der zahlreichen franzöſiſchen Emigrirten, die dle Schre-
ckenszeit. aus ihrem unglücklichen Vaterlande vertrie-
ben hatte, eine Kolonie fuͤr ſie errichtete. Doch un-
geachtet aller Vorthelle, ungeachtet aller freundlichen
Aufnahme in der Fremde, konute Boufflers ſein liebes
Paris nicht vergeſſen, wo die Haͤlfte ſeines Lebens-
im Schaos der Freuden und jenes nirgends ſo zutrau-
lich gefundenen Umgangs, hingefloffen war. Seine
Familie, ſeine Freunde, ſeine theuren Gewohnheuen,
 
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