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Die Gartenkunst — 1.1899

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Sorauer, Paul: Die "Lohkrankheit" der Bäume, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0023

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i, 1 die gartenkunst 13

-Es sind dies die .,; • Algenzellen, Moosspo-
querdurchschnittenen rw?\\ij ren u' der£L dar> unu
Hartbastfasern, die r\ (fj fjO es ist daher erkliir-
in verschieden dicken, /'q yf M (]) A ■ Uch, dafs derartig an-
faserigen Strängen die J^^^^i^ /3 -''"S )/7 I In hilf) geflogene Elemente bei
Rinde der Länge nach Ä£.., n' $5) (ff ) fj) A Iii feuchter Witterung
durchziehen. Diese Zel- ,^^WiuWv^\ mflltfWW^ml \l Iii \ iL leicht keimen und zu
len sind dem Gärtner ^^^^^^^M^^^^-t-j^L^^^^^^^Mrß^JIrllij/Jlf] Flechtenkolonien sich
wohlbekannt; sie bilden ~"^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^S^^yjM//l ausbilden, denen später
den Bast, den wir von c --■^^^^^^^^^^WMfWW^^^di^J^/AllA s r> „Moospolster" folgen
einzelnen Bäumen zum ^SS^^^ können. An solchen
Binden benutzen und Lohstollen auf Wurzeln
den wir früher aus der (^^7C/~^> : / ^^CjCO-Jc^qJj siedeln sich, je nach
Rinde der Linde durch , den im Boden vorhan-
Maceration als alleini- Figurenerklämag: denen Mikroorganis-

■p.. , . . Aeulsere Rindenschicht einer lohkranken Apfelwurzel. Die linke Seite der Zeichnung , , , lf ...

ges Bindematerial er- zeigt noch den normalen Bau der Wurzelrinde. * Tafelkorklage, die bei der Erkrankung men, bald MVCelpÜZO,

hipltpn durch Einschiehen des abnormen Wuchergewebes (s) sohlieCslioh als Fetzen (/) abge- u~]A Rottpripn an unH

Hielten, sprengt wird, t normales Collenchym, das in der Lohstelle verschwindet und durch 1M1U Ddlvltiieil all, UHU

4m nhpnVrIicchor. Wuchergewebo (sp) ersetzt wird, p normales Rindenparenehym, /; Hartbastzellen; r erste „„ hii'nct wAeAntliph

Am ouenraisonen abnorme Streckung (s. Text). "s nan&i wesenuion
Stamm besser als an von den Feuchtigkeits-
der Wurzel erkennen wir auch die Vorrichtungen, die trotz Verhältnissen der Umgebung ab, ob die Mikroorganismen
des festen Korkschutzes dem grünen Rindengewebe die un- einen gröfseren Einflufs gewinnen und gröfsere Rinden-
umgänglich nötige Luftzufuhr ermöglichen. Welcher Gärtner komplexe zu töten imstande sind. Aber selbst, wenn
hätte nicht schon an den einjährigen Zweigen unserer Ge- dies nicht der Fall ist, vermögen unter Portdauer der
hölze die stumpfen, kreisrunden oder etwas quergestreckten Verhältnisse, welche zur Entstehung des ersten Loh-
Punkte auf der glatten Rindenoberfläche gesehen? Dies herdes Veranlassung gegeben haben, Rindenpartien bis
sind die sogenannten Rindenporen oder Lenticellen, die auf das Oambium abzusterben. Der Vorgang der Gewebe-
vermöge ihres eigentümlichen Baues es ermöglichen, dafs Wucherung kann sich nämlich in tieferen bisher ge-
die atmosphärische Luft in die kleinen Zwischenräume sunden Rindenlagen wiederholen, indem zwischen einzelnen
zwischen den grünen Rindenzellen eindringen und die Reihen des normalen RindenparenChyms sich gewisse
Atmung des Gewebes regeln kann. Zellen in der Richtung des Stammradius zu strecken be-

Unterhalb derartiger Rindenporen, in anderen Fällen ginnen, wie dies bei r angedeutet ist und allmählich zu
aber auch an beliebigen Stellen, sehen wir nun beiße- neuen Wucherpolsterri sich ausbilden, welche die früher
ginn der Lohkrankheit eine Veränderung auftreten. Ent- entstandenen, jetzt abgestorbenen, meist durch eine Korklage
weder blättern innerhalb des schützenden Korkgürtels die Vom frischen Gewebe abgeschnittenen, in die Höhe treiben
älteren Schichten von den jüngeren los und zwischen beiden nm\ abstofsen. So deuten auch in der vorliegenden Ab-
schiebt sich eine immer gewaltiger werdende Zellage (sk) bildung die mit a bezeichneten Reste an, dafs an der loh-
oin, oder aber es entstehen unterhalb des Korkgürtels neue ab- kranken Stelle bereits eine früher gebildete Lage von
norme Gewebezellen, die sich, oft in parallelen Reihen an- Wuchergewebe abgestofsen worden ist.
geordnet, in der Richtung des Radius strecken und sogar jn dieser Wiederholung der Bildung von Kork und ver-
schlauchförmig verlängern (sp). korkendem Parenchym liegt das gefährliche Moment, da

Es ist nun klar, dafs solche Gewebewucherungen schliefslich, auch wenn Fäulnis durch Bakterien und Mycel-
unter der ursprünglichen Korkhülle nicht Platz haben; sie pilze nicht eintritt, das Absterben grofser Rindenflächen ein-
müssen dieselbe entzweisprengen und fetzenartig in die geleitet wird. Es ist deshalb von Wichtigkeit, diese Zu-
Höhe heben (f) und können nun, endlich von dem Druck stände womöglich schon in ihren Anfangsstadien zu be-
befreit, lang - schlauchförmig, bisweilen in fadenartigen seitigen.

Reihen, auswachsen. Da man die Wurzeln nicht zu beobachten pflegt, so
Es ist aber ebenso klar, dafs diese dünnwandigen, lange der Baum noch ein gesundes Aussehen hat, kommt
wuchernden Gewebe an der Luft oder im Erdboden, nicht es darauf an, die ersten Symptome der Krankheit an
bestehen können, obgleich sie in der Beschaffenheit ihrer Stamm und Zweigen kennen zu lernen. Diese stellen sich
Wandungen den Korkcharakter zeigen; sie färben sich nun in der Form kleiner Erhebungen der äufseren Rinden-
braun und sterben ab. Bei dem nur noch lockeren Zu- lagen dar. Bei alten Stämmen, die durch reiche Plechten-
sammenhange der Gewebselemente lösen sich die äufseren Vegetation anzeigen, dafs ihnen der Standort nicht ganz
Zellen an den oberirdischen Lohstellen, die nach demselben zusagt, bemerkt man nach Entfernung der alten Borken-
Prinzip entstehen, bei trockener Luft ab und bilden dann das schuppen auf dem noch saftigen Teile der Rinde mehr
rostgelbe Pulver, das hier und da als „Rost" angesprochen oder weniger ausgebreitete, abgeflachte Auftreibungen
worden ist, aber mit'Rostpilzen natürlich nichts zu thun hat. wuchernder Korkbildungen. Diese Korkpolster sind es,
Die schlauchartig wuchernden Elemente der Lohstelle welche durch die auf den alten Borkenschuppen von den
stellen einen vorzüglichen Fangapparat für Pilzsporen, vorhandenen Flechten- und Mooskolonien zurückgehaltene
 
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