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Die Gartenkunst — 1.1899

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Glum, Friedrich: Zum Wettbewerb, betreffend die gartenkünstlerische Ausschmückung des Platzes Z. in Schöneberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0037

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DIE GARTENKUNST

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in genialer Weise zu einem stimmungsvoll ruhigen, in sich
geschlossenen Gesamtbild anzuordnen verstanden. Ein sehr
anschauliches Modell ist den Zeichnungen beigegeben.

Dem Projekt unter dem Motto „Rose II" (Verfasser
Herr Friedhofsverwalter Beitz-Köln, Preis 11) ist dieselbe
Wegführung zu Grunde gelegt. Der Autor ist mit Erfolg
bemüht gewesen, zahlreiche Einblicke und Durchsichten zu
schaffen, zum Unterschied vom Projekt „Ruhe".

Trotz der Ähnlichkeit mit den besprochenen Arbeiten
in der Wegführung hat die mit dem dritten Preise prämiierte
Arbeit des Herrn Architekt Krause-Berlin unter dem Motto
»Con amore" doch ihr ganz eigenartiges Gepräge für sich.
Wenn Xo. 1 schön durchgearbeitete Pläne aufwies, so ver-
raten die kernigen Striche in den Skizzen zu No. 3 eben-
falls den Meister, der die Technik beherrscht,

Zum Ankauf vorgeschlagen ist Motto „Stadtrecht",
Projekt der Herren Architekt Schulz und Landschaftsgärtner
Köhler (Haak Nchflgr ), Grunewald.

Da von den prämiierten und angekauften Arbeiten die
Abbildungen vorliegen, geht Verfasser nicht näher auf die
charakteristischen Merkmale ein. Die hübsche perspek-
tivische Ansicht würde noch mehr ansprechen, wenn unter
den Gehölzen weniger Pyramidenformen vorkämen, welche die
Gestalt des riesigen Obelisken im Centruni im kleinen
kopieren.

Die in zweiter Linie zum Ankauf empfohlene Arbeit
mit dem Motto „Excentrisch" hat die Herren Architekten
Jatzow und Schweitzer, Schöneberg, zu Autoren. Dies
Projekt legt in der Zuversicht, dafs die Ecken der Strafsen
73 und 19 als Eigentum der Gemeinde Schöneberg der-
maleinst ein öffentliches Gebäude (Theater oder dergl.)
zieren wird, einen erhöhten Platz mit reichem, architek-
tonischem Schmuck in dessen Mittelachse und behandelt
den Platz im übrigen unregelmäfsig. Ein meisterhaftes
Aquarell erläutert die eigenartige Idee recht anschaulich.

Die durch das Preisgericht als einzig richtig festge-
stellte Wegführung kehrt in 5 weiteren Entwürfen wieder:
„Empor", „Ellipse", „Für Eilige, Müde und Kinder",
»Simplex" und „Berlin". Von diesen Arbeiten zeichnet
sich „Empor" durch eine hübsche freie Sicht im Rahmen
von Gehölz in Richtung der Motz-Strafse aus. Die regel-
iniifsigen Pflanzungen nach dem berühmten Muster des
Dönhoff-Platzes sind gut angeordnet.

Ebenfalls Anklänge an die Handhabung des Pflanzen-
niaterials auf dem Dönhoff-Platz zeigt „Berlin". In den
Grundzügen schön, verliert dieser Plan durch den gänzlichen
Mangel an figürlichem Schmuck; auch die gärtnerische
Ausschmückung könnte reicher sein. „Simplex" teilt die
Durchführung der Winterfeldt-Strafse über den Platz durch
Parterres in zwei Stränge, und stellt damit eine hübsche
Perspektive durch die unregelmäfsig und doch sehr ruhig-
gehaltene Pflanzung mit einem Denkmal als point de vue her.
Die flotte Zeichenmanier dieser Arbeit fand grofsen Anklang.

Bei „Ellipse" ist das rings um den Platz führende
Dottoir, welches fast alle andern Projekte aufweisen, fort-
gefallen, und es sind die den Platz kreuzenden Wege,
sowie der Ruheplatz in der Mitte mit Bäumen bepflanzt.
' nter diesen Bäumen sollen Parterre-Anlagen ein sonnen-

loses Dasein fristen. So elegant und packend die Dar-
stellungsweise des Projektes ist, so unmöglich ist leider
seine Ausführung.

„Für Eilige, Müde und Kinder" basiert ebenfalls auf
der Durchführung aller Strafsenachsen und ist in tech-
nischer Hinsicht interessant durch seine der modernen
Plakatkunst entlehnte Darstellungsweise.

GrofseSchönheiten in seinen Einzelzügen zeigt „Omega".
Die Parterre-Anlagen in der Achse der Motz-Strafse sind
sehr geschickt durchgearbeitet. Nach der praktischen Seite
hin gefallen an dieser Arbeit die grofsen freien Plätze mit
Ruhebänken, deren Anordnung ungesucht und ungekünstelt
erscheint.

„Placet?" würde vielleicht den 4. Platz erobert haben,
wenn seine Bepflanzung massiger, mehr zusammengezogen
wäre. Die rein architektonische Gliederung des Platzes
ist trotz derKleinheit mancher Rasenstücke sehransprechend.
In den reichen Parterres liegt viel Musik.

„Montebello" ist a,uch eine derjenigen Arbeiten,
welche Chancen hatten, preisgekrönt zu werden. Die
Strafsenzüge sind alle durchgeführt, in den 2 Hauptver-
kehrsrichtungen sogar die Fahrdämme. Trotz dieser Durch-
schneidung macht das ganze Arrangement einen einheit-
lichen Eindruck. Die Mitte ist wie bei vielen andern durch
eine kolossale Säule betont. Die niiteingereichte perspek-
tivische Ansicht ist eine der flottesten Zeichnungen der
Ausstellung.

„Du ahnst es nicht" ist eine zeichnerisch vollendete
Darstellung einer Anlage im französischen Stil. Der Mittel-
partie kann eine gewisse Grofsartigkeit nicht abgesprochen
werden; leider täuscht die Vogelperspektive den Beschauer
über die Dimensionen des Platzes; man „ahnt" nach der
Abbildung nämlich nicht, wie klein der Platz in Wirklich-
keit ist, zu klein für dies Projekt,

„Tannhäuser" schafft eine wundervolle Perspektive
in der Achse der verlängerten Motz-Strafse: Parterre-An-
lagen mit einem Springbrunnen im Rahmen meist baum-
artiger Gehölze, einseitig flankiert von einem gewaltigen
ornamentalen Brunnen. Ein künstlerisch vollendetes Aquarell
illustriert aufs anschaulichste diesen originellen Einfall.
Auch eigenartig ist:

„0 Tanneboom!" Im Centrum steht ein Tempel, unter
dessen durchbrochener Kuppel sichj die beiden graden
Hauptwege kreuzen. Die parterreartig gehaltene Um-
gebung des Tempels wird von einem Tannendickicht streng-
geometrischen Grundrisses eingeschlossen. Diese Tannen-
wand giebt nach Jahren einen herrlichen Hintergrund für
die ausschliefslich durch Laubhölzer und Gartenarchitekturen
kleineren Umfangs bewirkte Dekoration der Aul'senpartien,
Die aparte Idee, welche in meisterhafter Ausführung zur
Anschauung gebracht ist, ist aus dem einfachen Grunde
schwer oder gar nicht ausführbar, weil die Tannen sich
nicht in den ihnen hier zugewiesenen Dimensionen zurück-
halten lassen.

Augenscheinlich denselben Autor hat die Arbeit unter
dem Motto: „Platz da!" Bei der regelmäfsigen Teilung
der Fläche ist zu Gunsten der Durchführung aller Strafsen-
züge, teilweise in Kurven, von der Symmetrie abgesehen

6*
 
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