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Die Gartenkunst — 1.1899

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Fritz, Carl: Lehrmittel für den Unterricht in der Dendrologie auf Gärtner-Lehranstalten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0085

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I, 4 DIB GARTENKUNST 75

in Abrede zu stellen, dafs man die wichtigsten Spezies
auch im Winter unterscheiden kann und dafs dieses Er-
kennungsvermögen für den Landschaftsgärtner deswegen
unbedingt erforderlich ist, weil er in der Zeit der Pflanz-
arbeiten die Gehölze meist im blattlosen Zustande vor sich
hat. Bei Herstellung gröfserer Parkanlagen kann man sich
nicht immer auf Ordnung im Einschlag verlassen oder auf
die Etikettierung, weil nicht selten die Etiketts fehlen, un-
leserlich werden oder verloren gehen, und weil oft die
einzelnen Gehölzspezies schon während dos Einschlagens
oder während der Pflanzarbeiten von unkundigen Leuten
durcheinander geworfen werden.

Mit dem Unterricht in der Dendrologie mufs daher
die Vorführung der Gehölze Hand in Hand gehen, und
hierfür wäre ja ein Arboretum das beste Lehrmittel. Da
aber die Gärtner-Lehranstalten meist nicht das nötige
Terrain und die für die Anlage eines umfassenden Arbore-
tums erforderlichen Mittel, haben, auch Exkursionen in
gröfsere Parkanlagen — abgesehen von der Zeitversäum-
nis — wegen der zerstreut stehenden Gehölze den Vergleich
in den Haupt - Unterscheidungsmerkmalen der einzelnen
Spezies nicht gestatten, so mufs durch Sammlungen das
Fehlende ersetzt, durch Veranschaulichung der Vortrag-
interessanter und lehrreicher gemacht und zweckmäfsig
ergänzt werden.

Diese Sammlungen müssen nun derartig zusammen-
gestellt sein, dafs von einer Gehölzart die wichtigsten
Spezies vergleichsweise nebeneinander vorgezeigt worden
können und zwar Blätter, Blüten, Früchte, Samen und
blattlose Zweige; bei den wichtigsten Nutzhölzern und
Forstbäumen wären Quer- und Längs-Schnitte des Holzes,
bei einigen aus Samen vermehrten Gehölzen ein- und zwei-
jährige Sämlinge, bei anderen wieder Herbstfärbungen und
einige Habitusbilder in Photographie, Zeichnung oder farbiger
Ausführung beizufügen.

Ein Herbarium eignet sich, wie der Name sagt, mehr
für krautartige Gewächse, woniger für Gehölze, selbst wenn
man von letzteren nur die noch krautartigen geprefsten
Triebe einlegt. Ein Gehölz-Herbarium kann wohl dem
Einzelnen von Nutzen sein, wenn er sich die Gehölze
dabei in natura vorstellen kann, und wenn die Herbarium-
bogen ein solches Format haben, wie die vielen grofs-
blättrigen Gehölze als Iuglans, Pterocarya, Gymnocladus,
Ailanthus, Äsculus, Paulownia, Catalpa u. a. m. erfordern.
Für den Schulgebrauch aber ist ein Gehölzherbarium nach
meiner Überzeugung unzweckmäfsig, nicht nur aus bereits
erwähnten Gründen, sondern auch, weil sich Gehölze mit
starken Trieben, grofsen Blättern oder dicken Nadelbüscheln
wie Pinus ponderosa, Jeffreyi, Laricio u. a. schwer zu-
sammenlegen lassen, durch gewaltsames Pressen, besonders
viele Coniferen oft die Form verlieren, das Herbarium selbst
durch das wiederholte Auf- und Zublättern und das Vor-
zeigen beim Unterricht schnell abgenutzt wird und in den
losen Papieren die einzelnen Teile leicht zerbrochen werden.

Ich erlaube mir daher, eine Art dendrologischer Lehr-
behelfe darzulegen, wie ich sie zum Zwecke des Anschauungs-
unterrichtes auf der höheren Obst- und Gartenbau schule
in Eisgrub bereits zum grofsen Teile hergestellt habe.

Ich habe ganz einfache und billige Kästen anfertigen lassen,
bestehend aus einem — je nach der Stärke der darin zu
befestigenden Zweige und Früchte — 2y2 bis 4 cm hohen,
50 cm breiten und 70 cm langen Holzrahmen, unter welchem
eine mittelstarke, hollgraue Pappe befestigt ist. Ist eine
helle Pappe nicht erhältlich, so überzieht man dieselbe mit
weifsem Papier, wovon sich die Farben besser abheben.
Die Holzrahmen sind aus trockenem Holze gleichmäfsig
gearbeitet und am besten mit Falzen versehen, um die
Kästen fest übereinanderlegen zu können und das Ein-
dringen des Staubes zu vorhüten. Ein gröfserer Satz von
Kästen könnte noch aufserdem durch einen Vorhang oder
in einem Schranke vor Staub geschützt werden. An der
nach aufsen gekehrten Breitseite des Rahmens sind die
Familien-, Gattungs- und Spezies-Namen der inliegenden
Gehölze angebracht. In diesen Kästen sind die einzelnen
Teile der Gehölze derart befestigt, dafs jeder Kasten auf-
recht gehalten oder auch aufgehängt werden kann.

Zunächst sind die einzelnen im Winter geschnittenen
Zweige der Laubgehölze und die teilweise mit Zapfen ver-
sehenen Coniferenzweige meist der Breite des Kastens ge-
mäfs, in 48 cm Länge oder in zwei zu einander gehörigen
Stücken ä 48 cm geschnitten, mit nicht zu starkem, durch
die Pappe gezogenem und rückwärts zusammengedrehtem
Draht im Kasten befestigt. Bei der Auswahl und dem
Zuschneiden der für solche Sammlungen bestimmten Zweige
wird darauf geachtet, dafs die bei einigen Gehölzen charak-
teristische Anordnung oder Form der Nebenzweige, sowie
die verschiedenartige Färbung der zwei- und mehrjährigen
Zweige zu sehen ist. Zu letzterem Zwecke sind auch
wichtige Gehölze, besonders grofse Coniferen der Länge
des Kastens nach eingelegt und demgemäfs auf 68 cm
Länge geschnitten. Sämtliche Laubholz- und Coniferen-
zweige werden, nachdem sie nur einige Tage abgetrocknet
sind, ohne dieselben zu pressen, in den Kästen befestigt.
Wenn auch nicht alle Zweige und Knospen ihre Farben,
welche dieselben im frisch geschnittenen Zustande zeigten,
später beibehalten, indem z. B. bei Tilia platyphyllos
corallina die jungen trockenen Zweige dunkelbraunrot sind,
so lassen sie sich dennoch von der in der Zweigfärbung
ähnlichen T. rubra DC, der griechischen Linde, nicht nur
durch die Zweige, sondern auch durch die Knospen unter-
scheiden. Ebenso deutlich treten die Unterscheidungs-
merkmale in den Zweigen und teilweise auch in den
Knospen hervor noch nach Jahren bei den wichtigsten
Spezies von Acer, Quercus, Populus, Fraxinus, bei welch
letzteren hauptsächlich die Knospenfärbung, noch mehr
aber, wie bei den Ulmen, die Früchte mafsgebend sind,
ferner von Salix, Robinia, Äsculus, Evonymus, Rhus, Cornus,
Ribos, Viburnum u. a. m., weniger von Philadelphus, Ligus-
trum, Prunus, Rhamnus, obschon R. Frangula von cathar-
tica sofort unterscheidbar, und einigen andern.

Neben den Zweigen sind die vorher geprefsten Blüten
aufgeklebt, sowie solche Früchte und Samen, welche sich
leicht durch Aufkleben befestigen lassen, z. B. solche mit
geflügeltem Samen wie Acer, Ptelea, Ulmus, Coniferon-
Samen etc. Gröfsere Samen und Früchte sind mit Nadeln
oder ebenfalls mit Draht auf der Pappe befestigt, ebenso
 
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