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Die Gartenkunst — 1.1899

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DIE GARTENKUNST

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Schutz für Stammrosen. In der Proskauer Obstbau-
zeitung vom Januar 1896 empfiehlt Herr Professor Dr. Stoll,
die zu pflanzenden Rosenstämme vor dem Pflanzen mit Zeitungs-
papier derartig zu umhüllen, dafs der ganze Stamm mit doppelter
Lage Papier dicht überdeckt ist. Jo nach dem Papiermaterial
könnte das Überdecken in spiraligen Windungen oder mit der
ganzen Lange des Bogens geschehen, auch sei das Abfallen
des Papiers durch Bastbänder zu verhindern. Treten stark
austrocknende Winde in der ersten Zeit nach dem Pflanzen
ein, so wird in die stark zurückgeschnittene Krone feucht zu
haltendes Moos ein- und umgebunden.

Das vorbezeichnote Verfahren habe ich seit 2 Jahren an-
gewendet und dasselbe für sehr gut befunden. Besitzen die
Augen nur geringe Triebfähigkeit, so hat das Einschlagen der
Krone in Erde das Einhüllen in Moos noch übertroffen. Das
Zeitungspapier ersetzt völlig das sonst bei frisch gepflanzten
Bäumchen übliche Einhüllen mit Rohr. Gleich gute Erfolge
habe ich auch mit Rosen erzielt, welche ich, weil sehr schwach,
oder mit Wundstellen behaftet, mit einem dicken Breianstrich
bis in die Krone, bestehend aus Lehm, Wasser, Kuhdung und
Rufs, versehen habe. Bei beiden Methoden, die ich im Garten
meines Vaters — der Liebhaber ist — angewandt, habe ich
keinen Ausfall beim Anwachsen gehabt, insbesondere aber
starke Kronen bei dem letzteren Verfahren erzielt. Selbst-
verständlich hat häufiges Bespritzen durch sehr feine Strahlen
den Erfolg noch begünstigt.

Unter diesen Umständen kann dringend die Umhüllung
als vorzüglich zum Anwachsen und zur Kräftigung der Rosen
geeignet empfohlen werden. Sollten trotzdem wogen Zeit-
mangels diese Behandlungsweisen unterbleiben, so wird die
Beachtung derselben wenigstens in Liebhabergärten die Mühe
sehr lohnen und völlig befriedigen.

Die Versuche mit der Papierstreifeneinhüllung — deren
Befestigung mit Bast nur am Ende genügt — habe ich noch
weiter ausgedehnt.

Das im Spätherbste übliche Einschlagen nur der Rosen-
krone in Erde in den Gärten von Liebhabern anstatt auch des
Stammes — wie in den Baumschulen üblich — ist ohne die
sonst vielfach unvermeidliche Zerstörung von Rasen etc. in der
Umgebung leicht zu erreichen, wenn man den Stamm ebenfalls
gegen Frost durch verdoppeltes Zeitungspapier auf die zuvor
beschriebene Weise anstatt mit Stroh oder mit grobem Gewebe
einhüllt. Auch dieses Verfahren, welches ich seit 2 Jahren
erprobt habe, hat sich während beider Winter vortrefflich be-
währt. Aufserdem ist das Material wohl in jedem Haushalte
vorhanden, nicht aber auch stets Stroh etc.

Sollte eingewendet werden, dafs einschliefslich des gegen-
wärtigen Winters alle drei ziemlich milde gewesen sind, so
war doch während des ersten Winters hohe Kälte mehrfach
vorhanden, und hat auch in demselben diese Umhüllung selbst
bei empfindlicheren Stämmen genügt. Ängstlichen Besitzern
bleibt ja aber für den Fall des Auftretens sehr starten Frostes
überlassen, anstatt eines doppelten einen drei- oder vierfachen
Streifen Zeitungspapier als Umhüllung anzuwenden und so den
Schutz in sicherster Weise herzustellen.

Charlottenburg. Heinrich Diekmann.

In der Februarsitzung des botanischen Vereins für die
Provinz Brandenburg sprach, der „Voss. Ztg." zufolge, Prof.
Dr. Conwentz, der Direktor des westpreufsischen Provinzial-
Museums in Danzig, über die Mittel, durch die man sich
Kenntnis von dem Vorkommen und der Verbreitung gewisser
Holzgewächse in den deutschen Wäldern verschaffen kann.
Gute Erfolge hat Vortragender mit der Versendung von Frage-

bogen an die Revierverwalter königlicher Forsten erzielt; es
ist ihm dabei stets grol'ses Entgegenkommen bewiesen worden.
Handelt es sich um Privatwaldungen, so kann man auch die
Hilfe von Landräten und andern Organen in Anspruch nehmen.
Wertvolle Anhaltspunkte bieten die Namen von Geländon. Es
ist ja bekannt, dals Fluren oder Wälder häufig nach Bäumen
oder Sträuchern benannt sind, wie z. B. Eichwald. In der
Provinz Westpreufsen ist der Name Eich in Gegenden ver-
breitet, wo die Eiche heute garnicht mehr vorkommt, wo sich
aber das Vorkommen subfossiler oder vorgeschichtlicher
Eichenholzreste nachweisen läi'st. Auf ein eigentümliches,
bisher noch garnicht beachtetes Hilfsmittel zur Auffindung
von Standorten bestimmter Baumarten ist Prof. Conwentz erst
neuerdings aufmerksam geworden. Das sind die wöchentlich
oder halbwöchentlich erscheinenden Blätter, in denen die
öffentlichen Holzverkäufe angezeigt werden. In einer solchen
Zeitung, die in Hannover erscheint, fand Herr Conwentz Anfang
vorigen Monats die Angabe, dals im Forstrevier Palkenhagen,
Belauf Brieselang, die sonst nur noch von sieben Standorten
der Mark bekannte Eisbeere (Pirus torminalis) vorkomme.
Auf eine Anfrage seitens des Vortragenden ging die Antwort
ein, dals der Baum thatsächlich dort in vielen Exemplaren
vorkomme, die frisch und freudig gedeihen. Dennoch mufs
die Richtigkeit der Angabe vorläufig bezweifelt werden,
schon doshalb, weil wie Prof. Ascherson hervorhob, der Stand-
ort für das Gedeihen des Baumes nicht geeignet ist. Wie
wenig bekannt die Eisbeere selbst bei Forstmännern ist, zeigt
der von Herrn Conwentz mitgeteilte Fall, dafs ein Oberförster,
der sein Revier schon länger als 20 Jahre verwaltet hatte, die
Frage, ob Pirus torminalis dort vorkäme, zweimal entschieden
verneinte, während es nachher gelang, mehr als hundert
Bäume dieser Art in seinem Forste aufzufinden.

In der Märzsitzung desselben Vereins teilte Herr Kotzde
mit, dals er bei einem Besuche des erwähnten Standortes
sieben grofse und etwa Imndert kleinere Stämme des seltenen
Baumes festgestellt habe. Sie stehen auf feuchtem, humus-
reichen Waldboden. Da sich eine Anzahl junger Bäumchen
angesamt hat, so ist anzunehmen, dafs der Bestand noch
lange erhalten bleiben wird. Prof. Ascherson gab der Ver-
wunderung Ausdruck, dafs dieser Standort der Eisbeere in dem
so viel besuchten Brieselang den Berliner Botanikern hundert
Jahre lang vorborgen geblieben ist. Man hätte hier zwar
nicht den Wald vor Bäumen, aber die Bäume vor dem Wald
nicht gesehen.

Der schönen grünen Reineclauden werden immer weniger,
die Händler in Hamburg, Berlin, Frankfurt am Main klagen,
dafs das Angebot in Reineclauden bei weitem die Nachfrage
nicht deckt. Es hat das seinen Grund darin, dafs ein Reine-
elaudenbaum hohe Ansprüche an den Boden stellt: er will
tiefgründigen, warmen Boden, der nicht zu nafs, aber auch
nicht zu trocken sein darf, aufserdem verlangt er eine ge-
schützte Lage und richtige Ernährung. Bei dem Mangel an
Reineclauden ist hochinteressant ein Versuch, den der Apo-
theker Radomski in Schrimm gemacht hat und der bis jetzt
vortrefflich gelungen ist. Er hat auf alle Pflaumenbäume
Edelreiser von Reineclauden hinter die Rinde gepfropft und
hat im vorigen Jahre die ersten Reineclauden gepflückt, ebenso
hat er es mit gleichem Erfolge mit Aprikosen gemacht. In
der neuesten Nummer des praktischen Ratgebers im Obst- und
Gartenbau beschreibt Herr Radomski die Art des Umpfropfens,
die mit besonders grofser Sorgfalt zu geschehen hat. Die
Nummer mit dem Aufsatze wird auf Wunsch gern von dem
Geschäftsamt des praktischen Ratgebers in Frankfurt a. Oder
zugeschickt.
 
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