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Die Gartenkunst — 1.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0108

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DIE GARTENKUNST

geschäftlichen Abschliel'sungen nicht immer die vom Vereine
festgelegten Honorarforderungen zu Grunde gelegt werden,'
ist bedauerlicherweise eine nicht zu verkennende Thatsache
und teilweise eine natürliche Folge des Zwitterverhiiltnisses,
in welchem sich die Landschaftsgärtnerei befindet, die
von einigen als Kunst-, von anderen als Geschäftszweig
angesehen wird. Dem Verein Deutscher Gartenkiinstler und
insbesondere seinem früheren Vorstand gebührt das Vordienst,
durch Festsetzung der Forderungen dem Gartenkünstler hin-
sichtlich der Begleichung seiner Leistungen eine feste Ge-
währ und einen sicheren Halt geschaffen zu haben, und sollte
jeder ausführende Landschaftsgärtner einen Stolz in der
Innehaltung der Gebührensätze suchen. Sehr bedenklich
erscheint es aber, wenn in Preisverzeichnissen, Katalogen etc.
Preise für Anfertigung von Plänen aufgestellt werden, welche
sich weit unter den vom Verein festgelegten Bedingungen
bewegen und noch bedenklicher, wenn diese Preisverzeichnisse
dem Laienpublikum ins Haus geschickt werden. Redner
verliest dann den an anderer Stelle wiedergegebenen Artikel
des Herrn Stadtobergärtner Jung zu Köln a. Rh. und er-
wähnt bei dem Angebote betreffend die Anfertigung von
Konkurrenz- und Ausstellungsplänen, dafs es bei Aus-
schreibungen wiederholt vorgekommen sei, dafs Preise
Arbeiten zuerkannt worden sind, die nicht dem Geiste und
der Hand des Verfassers entsprossen waren. Abgesehen von
dem schlechten Geschäft, welches der wirkliche Verfasser
hierbei macht, indem er für geringen Verdienst seine
geistigen Fähigkeiten entwickelt, kommt aber auch das Urteil
des Publikums über den Wert der Gartenkunst in Betracht.
Wenn der Preis von einem erworben wird, der kein Land-
schaftsgärtner ist und kein Verständnis für die Gartenkunst,
besitzt und neben der klingenden Münze noch den Ruhm ein-
heimst, so mufs der Laie ein falsches Bild von den Leistungen
und dem Können des Gartenkünstlers bekommen, und nimmt
es unter solchen Umständen kein Wunder, wenn die Meinung
verbreitet ist, dass ein jeder einen Garten anlegen und einen
Plan machen kann, und wenn sich jemand, der ein wenig
Ahnung vom Gartenbau hat, als Gartenkünstler aufspielt.
Diesem Unwesen muss Einhalt geboten werden, und sollte
daher in Zukunft bei allen Wettbewerben eine Versicherung
gefordert werden, dafs der Verfasser auch der geistige und
eigentliche Schöpfer der Arbeit ist. In dem sich hieran an-
knüpfenden Meinungsaustausche wurde allseitig auf die
Schädigung hingewiesen, welche durch eine derartige Herab-
drückung der Preise dem ganzen Berufe zugefügt wird und
dabei bemerkt, dafs die Honorarforderungen den gerichtlichen
Sachverständigen als Unterlage dienten und in den weitaus
meisten Fällen vom Richter anerkannt worden seien.

Dem von Herrn Gartendirektor Kowallek eingebrachten
Antrage, „die Honorarsätze einer Revision zu unterziehen und
entsprechende Änderungen der Hauptversammlung vorzulegen,"
stimmte die Versammlung zu, indem die Preise für kleinere
Pläne als zu niedrig bemessen erachtet wurden. Bevor die
Umänderung vorgenommen werden dürfte, sei jedoch die
Hauptversammlung zu befragen, da diese die jetzt bestehenden
Sätze genehmigt hat.

Ein zweiter Antrag des Herrn Gartendirektor Kowallek
lautet: Der Verein wolle ein Preisausschreiben erlassen behufs
Erlangung von Skizzen für Anlagen parkartiger Friedhöfe.
Derselbe wird damit begründet, dafs sich auf diese Weise
eine Lösung der Grundprinzipien und Ideen für die land-
schaftliche Gestaltung eines parkartigen Friedhofes im allge-
meinen herbeiführen lasse. Da es sich in diesem Falle nicht
um gegebene Terrains, sondern um willkürlich angenommene

handelt, so dürfte Von derartigen Ausschreibungen kein Erfolg
zu erwarten sein, zumal erfahrungsmäl'sig auch nur durch hohe
Preise wirklich wertvolle und gediegene Arbeiten erzielt
würden.

Ferner hat Herr Gartendirektor Kowallek beantragt: Der
Verein wolle Vorrichtungen zur Bewässerung von Bäumen an
befestigten Strafsen eingehend prüfen und die empfehlens-
wertesten durch sein Organ veröffentlichen. Mit der vor-
schreitenden Technik für Befestigung der Strafsen wird es
ein unabweisbares Bedürfnis sein, den Bäumen an ihren
Wurzeln Wasser und dem durch das Pflaster hermetisch ab-
geschlossenen Erdreich Luft zuzuführen. Es ist daher von
allgemeinem Interesse, die bewährtesten Methoden kennen zu
lernen. Die Versammlung erkannte einstimmig die Zweck-
mäfsigkeit dieses Antrages an und empfahl dem Vorstande,
Herrn Kowallek mit den einleitenden Schritten zu betrauen.

Alsdann kam noch die Anregung zur Sprache, die Be-
ratungen auf der Hauptversammlung für '2 Tage vorzusehen.
Die bisher gemachten Erfahrungen in dieser Sache seien jedoch,
wie der Schriftführer mitteilte, nicht darnach, um diesem
Vorschlage zuzustimmen, da in den früheren Jahren immer
die Verhandlungen auf 2 Tage verteilt waren und am zweiten
Tage nur eine geringe Beteiligung stattgefunden hatte.

In Bezug auf die vom Verein zu veranstaltenden Aus-
flüge wurde vorgeschlagen, im Juni eine Besichtigung der
Heringschen Rosenschulen in Potsdam vorzunehmen. Im
August für die Zeitdauer eines ganzen Tages nach den Hof-
gärten zu Neu-Strelitz und im Oktober nach Dessau eine
Partie zu unternehmen.

Herr Stadtgärtner Schlegel-Schöneberg legte dann noch
eine Baumsäge vor, die sich in seinem Betriebe vorzüglich
bewährte, von Kohlmannslehner und Schwenke, Schönoberg
käuflich zu erhalten ist, während Herr Rohlfs auf dio von
Straufs-Köln in den Handel gebrachte Stichsäge aufmerksam
machte.

Der erste Vorsitzende Der erste Schriftführer

I. V. E. Klaeber. Weil's.

Wir machen hiermit unsere verehrlichen Mitglieder auf
die im Inseratenteil veröffentlichten Bekanntmachungen, be-
treffend „Baumpflanzungon in Strafsen und Bewässerungs-
einrichtungen in befestigten Strafsen" aufmerksam und bitten
um eingehende Berichterstattung.

Der Vorstand.

Der „Vorein deutscher Gartenkiinstler" unternahm am
28. März eine Exkursion nach Steglitz zu den Herrn
Gärtnereibesitzern Dietze und Kuntze in Firma J. C. Schmidt
Nachf. Die Beteiligung war in Anbetracht des scheinen
Frühlingswetters (da der Gärtner in dieser Zeit mehr an
anderes zu denken hat, als an Exkursionen), eine mäfsige zu
nennen. In erster Linie wurde der Dietzesche Kessel ge-
probt, und es kann das Resultat in Anbetracht der schnellen
Cirktilation und der schnellen Erwärmung des Wassers, als
ein sehr günstiges bezeichnet werden.*) Ferner wurde, die
Gärtnerei des Herrn Dietze in Augenschein genommen.

Dort zeichneten sich ganz besonders seine Marechal Niel-
Rosen aus; dieselben waren in einem Erdhause ausgepflanzt
und dicht unter Glas an Draht angebunden. Sie zeigten ein
sehr gesundes Aussehen und waren so voller Blüten und
Knospen (auf 75 qm Fläche 4—5000 Blumen), dafs jeder,
welcher mit vieler Mühe den unterirdischen Gang durch-
wanderte, ganz entzückt von der gröfsartigen Leistung' war.

*) Herr Dietze wird selbst einen eigenen Bericht mit Abbildungen bringen.
 
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