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Die Gartenkunst — 1.1899

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Hein, Heinrich: Rasengräser, Grassamen und Grassamenmischungen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0119

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DIE GARTENKUNST

109

Wuchs: Bei hinreichend dichtem Stande bildet es die Feuchtigkeit oder hohe Aufschichtung (wodurch eine

für sich allein einen ebenen geschlossenen Rasen. Binzein- Erhitzung der Früchte stattfindet) auf die Früchte wirkt,
stehende Pflanzen bilden einen kurzen ebenen dichten Die jährliche Ernte deckt bei weitem nicht den Bedarf.

Horst. Die Blätter erscheinen im Frühling mittelfrüh. Infolgedessen ist der Preis des geernteten Saatgutes in

gleichzeitig mit verschiedenen anderen Gräsern, sehr zahl- der Regel recht hoch (pro kg 1,50 Mk.), und es liegt auf

reich und sind von saftig-grüner Farbe. Für Gartenrasen hat der Hand, dafs Verfälschungen durch minderwertige Gras-

dieses Gras ganz vorzügliche Eigenschaften. Es treibt nach samen im Handel nicht selten vorkommen. Zur Ver-

jedem Mähen schnell wieder hervor. Durchkurze intravaginale fälschungwerden vielfach die entklappten Früchte von Holcus

Triebe trägt es zur Befestigung der Narbe ungemein bei. lanatus und diejenigen des Pfeifen- oder Bentgrasesf(Molinia

Wo der Rasen einen Futterertrag liefern soll (Parkrasen), coerulea Mnch.) benutzt. Auch die Früchte von Festuca

sollte dieses Gras niemals zu knapp in der Mischung vor- ovina L., namentlich ausgesiebtes feines Korn und von

handen sein, da es ein vortreffliches Untergras ist, das den Formen F. tenuit'olia Sibth. und F. capillata Lam.

einen hohen Nährwert besitzt und Beschattung gut erträgt. werden zu diesem Zwecke häufig verwendet, da letztere

Blütezeit: Juni—Juli. Samenreife: 4 Wochen später. für den Grofshändler nur einen Einkaufspreis von höchstens

Gröfse der Frucht: 3—31/a mm, mit den Grannen 30 Pfennig für das Kilogramm bedingen. — Häufig finden sich

4 mm, Breite V« mm. auch zwischen den Früchten des Kammgrases solche von

Körnerzahl in einem Pfunde ca. 1200000. Dactylis glomerata L. und andere Festuca-Arten, so

Samengewinnung und fremde Beimengungen. besonders von Festuca rubra L., welches mit dem Kamm-

Der Same nähert sich der Reife, wenn sich die Früchte grase oft gemeinschaftlichen Standort hat. Solche Be-

ohne Schwierigkeit austreiben lassen, die Spelzen sich funde sind meist nicht als Fälschungen anzusehen. Eine

gelb färben und das Korn eine lederartige Konsistenz Vermengung der Kammgrasfrüchte mit Früchten solcher

erlangt hat. Alsdann werden die Blütenstände geschnitten Gräser, die nicht mit dem Kammgrase zusammen vor-

und zum Nachreifen an sonnige und luftige Orte gebracht. kommen, sind allemal als Fälschung anzusehen. Dahin

Das Ausbreiten auf grofsen Planlaken vor der Sonne ist gehört in erster Reihe Molinia coerulea (siehe später Fig. 18).
sehr zu empfehlen. Gegen Hinzutreten von Feuchtigkeit

mufs Vorkehrung getroffen werden. Nach dem Trocknen 5- Pestuca heterophylla Haenke. - Verschieden-
lassen sich die Früchte leicht ausdreschen. Hinsichtlich blättriger Schwingel.

der Form der ^' ^auax Thuill. — F. duriuscula L. syst, nat.)

Früchte ist die Engl.: Various - leaved Foscue-grass. —

Ausbildung Franz.: Fetuque heterophylle.

derselben oft Zur Benennung.

sehr ab- Die zwischen den Arten der Untergruppe der Ovinae
weichend. Die eingerissene Verwirrung führt zurück auf die von Linne
Mehrzahl der- für zwei verschiedene Arten gebrauchte Bezeichnung
selben gleicht „Festuca duriuscula", welche einmal dem verschieden-
der neben- blättrigen Schwingel (Systema naturae [1767] 12. Aufl.),
stehenden Ab- ein andermal der harten Form des Schafschwingels,
bildung, doch welche sich durch dicke, meist zurückgekrümmte gras-
finden sich grüne oder bläulichgrüne Blätter auszeichnet, beigelegt
& häufig auch wurde (Species plantarum 2. Aufl.). Letztere Grasart führt
Früchte,welche heute noch den Namen Festuca duriuscula zu Recht, und
entweder kür- wird, soweit man die Handelsware für echt anerkennen
zer und breiter kann, allein unter der Bezeichnung „Festuca duriuscula"
8- oderlänger und zu verstehen sein. — Weitere Verwirrungen in der Be-

Cynosurus cristatus, L. Jl ,. , . , 111.-1-, 1T-»i , ,

Creatod Dog's-taii-Grass nicht unbedeu- nennung, welche die Formen des Rot- und Schafschwingels

Kammgras. tend schmäler betreffen, sind durch andere Werke geschaffen, welche im

a Frucht vom Rücken. sind. Die Frucht Laufe der Jahre erschienen sind. Anstatt mehr Klarheit zu

b Fmcht von der Bauchseite.. fct oberhalb bringen, ist durch" sie die Konfusion nur noch mehr ge-

c Korn vom Rucken. ° 0

Vergr 12 x i durch kurze fördert. So ist auch das Zusammenwerfen des verschieden-

Borsten weifs blätterigen Schwingels mit dem kriechenden Rotschwingel
punktiert. Gut geerntete Früchte haben eine schöne bräunlich- unter dem Namen „Rotschwingel" eine unglückliche Idee,
goldgelbe oder, wenn zu früh eingeerntet, hellgoldgelbo Farbe- Die dem verschiedenblättrigen Schwingel als unter-
Letztere rührt von eigentümlich goldglänzenden Punkten scheidende Auszeichnung dann angehängte Bezeichnung
her, mit welchen beide Spelzen besäet sind. Durch Hinzu- „dichtrasigor Rotschwingel" vermag die damit geschaffene
treten von Feuchtigkeit beim Trocknen der Fruchtstände Verwirrung nicht zu beschönigen, und die weitere Unter-
oder durch zu hohes Aufschichten der noch nicht genügend scheidung des verschiedenblätterigen Schwingels in zwei
getrockneten Früchte werden dieselben grau und unansehn- verschieden zu benennende Arten (F. heterophylla Haenke
lieh und die Keimkraft geht in dem Mafse verloren, je länger und F. heterophylla Lam.) halte ich absolut unberechtigt.

Die Gartenkunst. 18
 
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