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Die Gartenkunst — 1.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0125

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DIE GARTENKUNST

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den Baumschulen aufgeworfen und bemerkt wurde, dafs es oft
sehr schwer halte, von den selteneren Arten eine gröfsere
Anzahl zu bekommen, wird der Gegenstand verlassen.

Herr Eohlfs legt hierauf eine gröfsere Kollektion blühen-
der Sträucher vor, die allgemeines Interesse erregten und sei
hier unter anderem nur auf Exochorda grandiflora hinge-
wiesen, einen überaus herrlichen Strauch, dessen Vermehrung
leider eine sehr schwierige sei. Herr Fintelmann macht dann
noch auf die niedrige, aufserordentllich reichblühende Staude
Phlox canadensis aufmerksam, die ihrer schönen blauen Blume
wegen zu Frühjahrsbepflanzung von Blumenbeeten sehr zu
empfehlen ist.

Zur Besprechung gelangt alsdann noch die im Landos-
Kunstausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof zu Berlin aus-
geführten Dekorationen. Das Ausstellungskomitee hatte in den
früheren Jahren die in den einzelnen Sälen aufgestellten
Pflanzendekorationen hiesigen Landschaftsgärtnern übertragen
und bezahlt. Vor einiger Zeit hatte nun das Komitee, um
diese Kosten zu sparen, beim Verein zur Beförderung des
Gartenbaues angefragt, ob sich nicht in Verbindung mit der
Kunstausstellung Dekorationen veranstalten liefsen, die auf
Rechnung der ausstellenden Gärtner erfolgen sollten und wo-
für den Ausstellenden gestattet werde, ihre Firma anzubringen.
In selten einmütiger Weise wurde dieser Antrag abgelehnt,
indem sehr zutreffend betont wurde, dafs wenn die Kunst-
ausstellung Dekorationen haben wolle, sie diese auch bezahlen
könne und der Gartenbauverein nicht berufen sei, einen Vor-
schlag zu empfehlen, der darauf hinausgehe, den Dekorations-
gärtnern den Erwerb zu entziehen. Nunmehr hat sich aber
die italienische Firma L. Winter in Bordighera, welche vor
einiger Zeit in Berlin eine Filiale eröffnete, hierzu bereit ge-
funden und grofse Dekorationspflanzen aufgestellt. Ist es
einerseits bedauerlich, dafs die Künstlerschaft dem heimischen
Gartenbau, welcher schon bei der freien Einfuhr der in
besseren klimatischen Lagen ohne Schwierigkeit heranzu-
ziehenden Gewächse, und Blumen um seine Existenz schwer
zu kämpfen hat, durch Heranziehung ausländischer Pflanzen
eine Schädigung bereitet, indem der Platz mit Palmen und
sonstigen Gewächsen förmlich überschüttet wird, so ist
andererseits noch tadelnd hervorzuheben, dafs dem die Aus-
stellung besuchenden Publikum nicht durchweg natürlich ent-
wickeltes Pflanzenmaterial geboten wird. Man sieht nämlich
in einen Kübel gesteckte Stämme, denen oben kleine Palmen
eingefügt werden, worauf man die Vereinigungsstellen, um
ihnen ein natürliches Aussehen zu verleihen, durch einzelne,
am Stamm mit Nägeln befestigte Wedel verdeckt. Es wurde
allseitig dem Bedauern Ausdruck gegeben, dafs in dem Landes-
ausstellungsgebäude einem solchen die Gartenkunst schädigen-
den Verfahren Vorschub geleistet werde und das Ersuchen
ausgesprochen, diesbezügliche Aufklärungen dem grofsen
Publikum in der Tagespresse zu geben.

Von der Firma Kifsling in Vegesack waren Porzellan-
etiquetten mit eingebrannter Schrift ausgelegt, die man all-
gemein als preiswert anerkannte und deren Dauerhaftigkeit
auf Grund gemachter Erfahrungen als vorzüglich geschildert
wurde.

Der erste Vorsitzende. Der erste Schriftführer.

Fintelmann. Weifs.

Strafsenbäume. Nachstehend veröffentliche ich im An-
schlufs an den ersten Artikel, der die Mafsverhältnisse für
Strafsenbäume angiebt (s. No. 2 der Gartenkunst 1899. S. 87),
eine Liste aller der Bäume, die ich zur Bepflanzung von
Strafsen für geeignet halte. Diese Liste soll nun zur Be-

sprechung in unseren Fachkreisen dienen, und nehme ich an,
dafs aus all den zu erwartenden Mitteilungen sich eine engere
Liste ergeben wird, die dann als Normal-Verzeichnis für den
Landschaftsgärtner dienen kann. Deshalb habe ich die jetzige
Liste möglichst vollzählig genommen, um über gröfseren Wert
oder Unwert ein allgemeines Urteil zu erhalten. So habe ich
auch Bäume aufgenommen, die ich persönlich lieber weggelassen
hätte, z. B. Acer Pseudoplatanus L., der als Strafsenbaum hier
ganz verworfen ist, wegen seiner stets pilzkranken Blätter.
Aber nicht in allen Gegenden Deutschlands hat dieser Ahorn
diese lästige Blattkrankheit. Hierher gehört auch Aesculus
Hippocastanum L., den wir des Steinwerfens wegen hier auf
Strafsen nicht mehr anpflanzen können, und Platanus, der
wegen der abfliegenden kleinen Haare der Blattunterseite für
den Menschen manchmal schädlich werden soll. Andere
Bäume aber, die doch nicht zur Anpflanzung kommen, trotz-
dem sie schön sind, habe ich gleich weggelassen, so Betula
alba atrosanguinea wegen zu schwacher Krone, Carpinus Betulus
wegen zu langsamen Wachstums, und alle die schönen Pirus-
oder Malus-Arten wegen des Strafsen-Unfugs, durch den die
Blüten und Früchte abgerissen worden.

Noch bemerke ich, dafs fast alle Bäume der I. Klasse nur
für Aufsenstrafsen, für Landstrafsen, oder auch für sehr
breite Strafsen und Plätze geeignet sind. Eigentliche Strafsen-
bäume sind es nicht. Ich bitte nun alle Fachleute, das Ver-
zeichnis der Strafsenbäume genau durchsehen und prüfen zu
wollen, und mir (Stadt-Gartondirektor Grube, Aachen, Martin-
strafse 23) unmittelbar ihre Ansichten, das Weglassen oder
Zufügen von Baum-Arten mitteilen zu wollen, damit ich die-
selben summarisch in unserer Zeitschrift veröffentlichen kann.
Jede Mitteilung ist dankenswert.

Zu oben angeführtem Artikel in No. 2 ist zu den Mindest-
mafsen noch nachzutragen: Entfernung von Aufsenkante des
Bordsteins 0,75 m; Entfernung von unterirdischen elektrischen
Kabeln 2,00 in. Die minimalen Centimeter-Abweichungen in
den Angaben des Ausschusses für Gartenkunst (Heft 3, S. 67)
bedingen keine Abweichungen unserer aufgestellten Mindest-
mafse S. 37. Anzuführen wäre noch, dafs für jedes Baumloch
in Strafsen mindestens 4 Kubikmeter gute Erde gehören.

Verzeichnis der empfehlenswerten Banmarten.

I. Klasse: Bäume von 20 bis 30 m Höhe.
Mindest-Abstand von den Häusern 8 m; von den Vorgärten
6 m. Roihenabstand 10 bis 20 m.

Aesculus Hippocastanum L. Gemeine Rofskastanie. Hippocasta-
naceae.*) Aus Kleinasien. Alter 160 — 200 Jahre. Laub
vom Mai bis September, im Herbst gelb. Kann geköpft
werden. Wegen Steinwerfen in Städten unbrauchbar.
Nutzholz. Früchte zur Wildnahrung.

Aescuhis Hippocastanum L. fl. pleno hört. Gefüllthlühonde Rofs-
kastanie. Schöner wie die Stammart. Trägt keine Früchte,
daher in Städten brauchbar.

Ailanthus glandulosa Desf. Drüsiger Götterbaum. Simarubaceae.
Aus Japan und China. Fiederblättrig. Laub von Mai bis
September. Warmer Standort.

Carya alba Nutt. Wahrer Hikorynufsbaum. Juglandaceae. Aus
östl. Nord-Amerika. Fiederblatt, von Mai bis September.
Nutzholz.

Carya porcina Nutt. Saunufsbaum. Aus mittlerem Nord-Amerika.
Fiederblatt, von Mai bis September. Nutzholz.

*) Die Angabe der Pflanzenfamilien erfolgt nach Prof. Dr. Englor:
Hyllabus der Pflanzenfamilien, 2. Ausgabe, Berlin, Vorlag von Gebr. Born-
traegor, 1898.
 
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