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Die Gartenkunst — 1.1899

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Lippel, Hermann: Die öffentlichen Parks und Gartenanlagen der Stadt Mannheim, [2], Die Anlagen auf dem Paradeplatz
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0136

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DIE GARTENKUNST

mit kompakteren Gruppen abwechselten, unter zweckmäfsiger
Verteilung von Rasen, Licht und Schatten, um dadurch den
Pflanzungen mehr den Stempel der Natürlichkeit und Grofs-
artigkeit aufzudrücken.

Ein besonders landschaftliches Gepräge erhielten die
Umgebung des Schlosses, die Gegend der Sternwarte mit
der Jesuitenkirche im Hintergrund, sowie das Ballhaus mit
seinen dichten Kastanienalleen. Auch aufserhalb an der
Grenze des Schlofsgartens, am herrlichen Rheinstrome ent-
lang, wurde die sogenannte Rheinpromenade mit vielem
Geschmack angelegt und mit reichem Baumwuchs aus-
gestattet.

Bei den Gruppierungen des Parkes, die sämtlich meister-
haft ausgeführt wurden, kamen im ganzen mehr als
500 000 Bäume und Sträucher zur Verwendung, wovon
etwa 3000 Bäume gleich als grofse, gut entwickelte Exem-
plare mit Erdballen gepflanzt worden sind, um von vorn-
herein einen günstigen Eindruck der Anlage hervorzurufen.

- Die erforderlichen Gehölzarten lieferten hauptsächlich
die Pflanzenschulen Schwetzingens und andere nahe-
gelegene Gärten.

Unter den verschiedenen Baumarten treten jetzt als
besonders starke Exemplare die weifse, rote und auch gelbe
Rofskastanie (Aesculus Hippocastanum, rubicunda und lutea)
auf, die sowohl in Einzelstellung, wie insbesondere zur
Gruppenpflanzung zahlreich verwendet worden sind. Ferner
die morgen- und abendländische Platane (Platanus orientalis
und occidentalis), welche beide Arten in wahrhaft muster-
gültigen Exemplaren im Garton vorkommen. In sehr grofsen
und schönen Bäumen präsentieren sich auch luglans nigra
und Carya alba, sowie Gleditschia triacanthos und die un-
bewaffnete, langhülsige Gleditschia inermis, deren Stämme
60 cm vom Boden 2,30—2,70 m Umfang haben. — Mit
aufsergewöhnlich starken und zahlreichen Zürgelbäumen
(Celtis occidentalis und C. australis) bis zu 2,30 m Stammes-
umfang konkuriert an Gröfse und Schönheit der Götter-
baum, Ailanthus glandulosa, der mehrfach als Einzelpflanze
auf dem Rasen angepflanzt ist und mit seinen horizontal
ausgebreiteten Ästen ein dichtes Schattendach bildet.
Überall streben Eschen, Ulmen, Ahorn, Buchen, Birken,
Riesenweiden in mächtigen Gruppen von idealem Wüchse
und von schönster Frische in die Luft empor. Weiter
sieht man in immenser Höhe und Breite die kanadische
und die Silberpappel, letztere hauptsächlich viel, in dem
angrenzenden, jetzt der Stadt gehörenden Teil des Schlofs-
gartens, am sogenannten Sporen und Altwasser des Rheins,
wo sie in Vermischung mit anderen grofsen Baumgruppen
durch ihre weifse Belaubung die Flufslandschaft belebt.

Im Garten zerstreut zeigen, sich noch prächtige Exem-
plare von Quercus Cerris, Fraxinus juglandifolia, Acer
Negundo bis zu 2,70 m Stammumfang, Sophora japonica,
Koelreuteria paniculata, Cercis canadensis, sowie in be-
sonders kräftiger Schönheit Catalpa syringifolia, von denen
einige Stämme einen Umfang von 1,50 und 1,70 m besitzen.

Die Gattung Prunus liefert dem Garten herrliche
Blütensträucher, ebenso die Gattung Syringa, Weifsdorn,
Spiraea, Deutzia, Cornus, Goldregen u. a. m.

Von Nadelhölzern hat der hiesige Schlofsgarten leider

nicht viel Bemerkenswertes aufzuweisen, die überhand
nehmenden Fabriken, namentlich auf dem gegenüber-
liegenden Rheinufer der Schwesterstadt Ludwigshafen und
die in der Nähe des Gartens vorbeifuhrenden Eisenbahnen
lassen ein freudiges Wachstum derselben nicht aufkommen.
Der sich niederschlagende feine Kohlenstaub verstopft ihre
Atmungsorgane und bewirkt, an ihnen ein kümmerliches
krankhaftes Aussehen. Wir sehen daher aufser einigen
gröfseren Wellingtonien von 1,70 m Stammumkreis, sowie
Abies cephalonica und Nordmanniana nur Rottannen, Wey-
mouthskiefern, Meerstrandskiefern, Thuja und Taxus,
welche gegen die schädlichen Raucheinwirkungen weniger
empfindlich zu sein scheinen.

Östlich der Stadt streift und durchzieht den Schlofs-
garten die sogenannte Lindenhofstrafsenüberf ührung, deren
langausgezogene Böschungen auf beiden Seiten mit inter-
essanten Anhöhen, Felspartien, Treppenaufgängen und
schönen, passenden Gewächsen ausgestattet worden sind;
insbesondere ist diese Bepflanzung auf der Seite gegen
die Stadt und bei der Milchkuranstelt mit vielem Geschmack
seitens der Stadtgärtnerei bewirkt worden.

Westlich vom Schlosse, seitlich der Sternwarte befindet
sich der Stadtpark, ein für sich abgeschlossenes, mit einem
Drahtgitter umzogenes Gebiet des Grofsh. Schlofsgartens
im Gesamtflächengehalt von beiläufig 5 ha 91 ar, das 1880
von der General-Intendanz der Grofsh. Civilliste nach Be-
endigung der Pfalzgauausstellung einer Aktiengesellschaft
zur Errichtung eines Vergnügungsetablissements grofsen
Stils pachtweise überlassen worden ist. Dieser Gartenteil
wurde 1882 durch den Gartendirektor Siefsmayer in Frank-
furt unter Schonung und Erhaltung des vorhandenen Baum-
bestandes neu hergestellt und bildet heute bei täglichen
Gartenkonzerten während der Sommermonate den Zu-
sammenkunftsort der feinen Gesellschaft. Durch Boden-
bewegung vertieft, mit Blumenbeeten, namentlich aber mit
einem prächtigen Teppichbeetparterre, das zweimal im
Jahre frisch bepflanzt wird, geschmückt, enthält er eben-
falls eine Anzahl hervorragender starker Bäume, insbesondere
Ulmen bis zu 4 m und weitausgreifende kanadische Pappeln
bis zu 5,30 m Stammesumfang. — Eine hübsche Einzel-
landschaft, welche dem Stadtparke einen besonderen Reiz
verleiht, bildet die Weiherpartie mit der idyllischen, von
grofsen Pyramidenpappeln umgebenen Insel, deren Vorder-
grund mit schmucken Schwan- und Entenhäuschen besetzt
ist. Die Hügelböschungen und die Wasserbeckenränder,
sowie den sogenannten Parkfelshügel, von welchem man
einen hübschen Rundblick über den Garten hat, zieren in
reicher Anpflanzung Cydonia japonica, Pirus floribunda,
Rhododendron und anderes buntes Strauchwerk, auch er-
blicken wir eine Reihe Coniferen, unter diesen in besonderer
Üppigkeit die langnadolige Pinus austriaca, Chamaecyparis
Lawsoniana u. a. mehr.
 
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