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Die Gartenkunst — 1.1899

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Rimann, Carl: Garten-Modelle oder Reliefpläne
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0140

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126

DIE GARTENKUNST

punkte, in dem man überall die Hölzchen durch das Papier
in die unterliegende Masse steckt. Danach wird der Plan
vorsichtig abgehoben, und nun beginnt man mit den
eigentlichen Markierungen der Höhen, was auf folgende
Art zu geschehen hat:

Hat man den Mafsstab 1 : 100 gewählt und zeigt der
tiefste Punkt des Terrains 0, so schneidet man ein Hölz-
chen genau 10 mm lang und steckt dasselbe senkrecht an
den markierten Punkt so tief, dafs es bis an der Blech-
oder Glasunterlage aufsteht. Zeigt der nächste Punkt -
wir nehmen hierbei nur ein leicht gewelltes Terrain an —
eine Erhöhung von 0,25 m, so schneiden wir das Holz
l21/2 mm und stecken es wieder an die bezeichnete Stelle
und so fort. Dadurch, dafs man den tiefsten Punkt des
Terrains zuerst nimmt, und denselben 10 nun hoch mar-
kiert, wird man selten in die Lage kommen, wenn man
später Ausmuldungen vornimmt, dafs man bis auf die
Unterlage kommt, denn man wird in seltensten Fällen den
tiefsten Punkt in Wirklichkeit noch 1 m ausmulden (im
Modell 10 mm). Nachdem man also alle markierten Höhen-
punkte in dieser Weise auf ihrem Normalstand eingerichtet
hat, beginnt man weitere Modelliermasse nachzutragen
und zwar zunächst an den bezeichneten Höhepunkten,
wobei man am besten die Stäbchen in der Masse läfst und
letztere bis zu deren oberem Ende auffüllt. Auf diese
Weise wird sich auch dann leicht der Ausgleich und die
Höhe zwischen den Stäbchen ergeben, und nachdem man
die Fläche geglättet hat, besitzt man das plastische Bild
des augenblicklichen Gartenterrains. - - Auf dieses legt
man nun eine Pause des Entwurfes für den zukünftigen
Garten, bezeichnet die Wege dadurch, dafs man sie mit
einem stumpfen Bleistift auf der Pause nachzieht, wobei
sie sich auf der Modelliermasse abdrücken, oder sticht sie
durch und markiert so alle Plätze, Woge, Lauben, Grotten,
Weiher etc., welche man auf dem Plane vorgesehen hat.
Schon bei dieser Arbeit wird manche Abänderung not-
wendig sein, jedoch wird man bei der jetzt folgenden
Arbeit erst ermessen können, was möglich und was un-
ausführbar ist, denn nun kommen zuerst die Erdarbeiten,
d. h. die Aufschüttung und Abtragung einzelner Teile,
welche dem Modelleur Gelegenheit geben, den Kubikinhalt
derselben genau nachmessen zu können, was ihm beim
Kostenanschlage sehr zu statten kommt; denn wo wir eine
Ausmuldung machen wollen, da müssen wir von der Masse
abheben, wir sammeln das Überflüssige, kneten es zu
einem Quadrat und kennen nach dessen Messung sofort
seinen Kubikinhalt. Tragen wir dann an anderer Stelle
auf, so benutzen wir die Abtragung, sehen, ob es aus-
reicht, und, wenn nicht, ist das weiter hinzukommende -
also die Erde, die später angefahren werden mufs — eben-
falls schon jetzt genau nach ihrem Kubikmafse festzu-
stellen. Bei einiger Sorgsamkeit sind Irrtümer vollständig
ausgeschlossen. Wir können dann genau, wenn das um-
gemodelte Terrain vor uns liegt, sehen, ob die Führung
der Wege, die Stellung der Lauben, die Anlage des
Weihers etc. eine richtige ist und werden abweichenden
Falles Abänderungen treffen, welche wir später in der
Wirklichkeit sogleich vorsehen. Schon ein so dargestelltes

Relief wirkt auf jeden Laien anschaulich, wird aber in
seiner Natürlichkeit noch erhöht, wenn wir auch die
plastischen Bauten, eine Laube, eine Grotte, den Baum-
bestand etc. anbringen. Anfangs wird das etwas schwierig
erscheinen und namentlich für den Baumschlag sind schon
recht viel Versuche gemacht worden, um denselben mög-
lichst natürlich zu gestalten, ohne ihm das Aussehen von
Spielerei zu geben. Wir raten, unbedingt alles Moos,
Schwamm etc., was hin und wieder zu Reliefbaumschlag
benutzt wird, fortzulassen, sondern sich der gleichen
Modelliermasse zu bedienen. Bei Gyps mufs man schnell
bei der Hand sein und denselben in weichem Zustande
bearbeiten. Bei Plastelin, das immer weich bleibt, ist das
Verfahren leichter, Man gruppiert also aus der Modellier-
masso zunächst eine Gehölzgruppe, indem man einzelne
Stücke in verschiedener Gröfse dicht nebeneinandersetzt.
Danach sticht man mit einem nicht allzuspitzen Hölzchen
vielfache Löcher in die Stücke. Schliefslich, um ihnen
ein feineres Aussehen zu geben, nimmt man mehrere
Nadeln und übersticht die ganze Gruppe, die dann einiger-
mafsen Ähnlichkeit mit einer Baumgruppe hat. Einzel-
stehende Bäume lasse man lieber ganz weg, als dafs man
versucht, die Masse auf Hölzchen hochzustellen. Es wird
kaum der Wirklichkeit nahekommen und nur spielerisch
aussehen. Auch die Grotten und Felspartien fertigt man
in ähnlicher Weise, nur wird man da die Verfeinerung
mit den Nadein unterlassen. Die Lauben und Häuschen
formt man roh aus der Masse, je nachdem sie vier-, sechs-
oder achteckig sein sollen. Eine genaue Ausführung der-
selben würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen und ist
nicht nötig, weil sie in Zeichnungen besser veranschau-
licht werden.

Wenn wir nun noch eine Modelliermasse empfehlen
wollen, so ist Plastelin oder Modellierkitt, welches in
Droguen- uud Malutensilienhandlungen zu haben ist, ent-
schieden das beste; das Plastelin ist weich, läfst sich gut
verarbeiten und hat den Vorteil, nicht so leicht zu springen,
wie dies bei Gyps, Thon, ("hamotte u. s. w. passiert.
Sodann ist es immer wieder von neuem zu gebrauchen,
falls es nicht angestrichen wurde.

Gyps ist seiner schnellen Erhärtung wegen schwie-
riger in der Bearbeitung, springt leicht und leidet sehr
beim Transport. Chamotte und Cement haben die gleichen
Eigenschaften von. Gyps, wenn auch nicht in so hohem
Mafse, gleichen ihm aber darin, dafs, wenn einmal ver-
wendet, sie zu einem zweiten Modell nicht benutzt werden
können. Der Thon ist freilich das billigste Material, er
kann auch wie Plastelin immer wieder benützt werden,
aber er springt schon in halbfeuchtem Zustande, was eine
grofse Unannehmlichkeit ist.

Wir müssen uns auch die Instrumente ansehen, welche
beim Modellieren benötigt werden und können wir bei
allen Modelliermassen die eisernen Spatel und Stichel em-
pfehlen, während man bei Plastelin und Thon auch solche
von Holz und in abgerundeter Form verwenden kann.
Uber den praktischen Gebrauch zu sprechen, dürfte wohl
nicht nötig sein. Zum Schlufs aber müssen wir auf die
Frage des Kolorierens zurückkommen. In einer Hinsicht
 
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