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Die Gartenkunst — 1.1899

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Hein, Heinrich: Rasengräser, Grassamen und Grassamenmischungen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0142

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128 DIE GARTENKUNST

Fig. 10.

Da das Raigras früh treibt und auch sehr frühzeitig durchaus vermieden werden, weil bei einer etwaigen Er-
seine Blütenstände entwickelt, auch nach dem Mähen schnell hitzung die Keimkraft der Samen sehr leidet,
nachwächst und wieder neue Halme hervorbringt, welche Das Reinigen der Samen geschieht, nachdem dieselben

noch reifen Samen zeitigen, so werden die ersten Blüten- völlig trocken sind, durch Samenreinigungsmaschinen bezw.
stände vielfach nicht als Samenträger, sondern zur Mahd durch Siebe. Bei diesem Geschäft stellt man in Schottland
verwendet, obwohl das englische Raigras für sich allein je nach dem Reinheitsgrade und der Schwere des Korns
angebaut, keine grofsen Erträge an Futtermenge bringt, da verschiedene Qualitäten her. Die schwerste reinste Ware ist
es immerhin nur ein 'Untergras ist. Der Nachwuchs ist natürlich die beste und wird von Schottland aus als über-
dann für die Samenernte. Der reife Same fällt leicht ab; haupt bestes Ernteprodukt unter der Bezeichnung Lolium
er darf auf der Pflanze nicht reif werden, sonst geht viel- perenne tenue in den Handel gebracht und als besonders

schönes Rasengras gepriesen, in der Regel auch zu nicht
unwesentlich höherem Preise verkauft. Man erhält, aber
unter dieser Bezeichnung nicht etwa die botanisch unter-
schiedene, feinblättrige Form des englischen Raigrases,
welche sich durch die 3—4 Wütigen Ährchen auszeichnet
und meist kleinere Früchte liefert, sondern man erwirbt
eben nur die beste Samenquahtät, aus der voraussichtlich
kräftige dauerhafte Pflanzen erwachsen werden, welche
selbstverständlich bei kräftigem Wuchs auch kräftig ent-
wickelte Blätter zeigen — also gerade das Gegenteil von
dem, wodurch sich die von Botanikern als Lolium tenue L.
bezeichnete Varietät auszeichnet.

Verfälschungen des englischen Raigrases kommen, da
die Samen sehr billig sind, meist nicht vor, wohl aber trifft
man bei minderwertigen Qualitäten verschiedene fremde
Lolium perenne, L. % Beimengungen, die mit dem Raigrassamen zusammen ein-

common Rye-Grass. geerntet worden sind. Die hauptsächlich vorkommenden

Engl. Raigras. fremden Grassamen sind Früchte von Holcus lanatus L..

a Frucht vom Rücken. 1 u^ivtai ,.tt-,

i, ., TOn der Bauchseite. J Vergr. e x i Bromus mollis L., Alopecurus agrestis L., Festuca pratensis

e „ von der Seite J Schreb., Huds. und Fes-

d Same von der Bauchseite. Vergv. 5 X 1. tllca SCiurokleS Roth.

(Festuca bromoides

Samen verloren. Die Samenstände sind schnittreif, wenn Auct.) Von diesen lassen
die Karyopsen eine lederartige Konsistenz und Biegsamkeit sich Holcus lanatus, Bro-
besitzen. Dieser Zeitpunkt ist genau zu beachten. Er tritt mus mollis und Festuca
etwa 4 Wochen nach der Blüte ein und kennzeichnet sich sciuroicles rein heraus-
dadurch, das die untersten Halmblätter anfangen gelb zu putzen, während Alope-
werden und absterben und die Fruchtähre sich gelblich curus agrestis und Fes-
färbt. Die Halme sind dann meist noch grün. Sie werden tucapratensisnichtleicht
mittels der Gestellsense geschnitten. Die Schwaden werden von dem Raigrassamen
zu losen Bündeln zusammengerafft, gebunden und zum zu trennen ist. Wenn
Trocknen aufrecht gegen einander gestellt, in ähnlicher auch Lolium perenne
Weise wie die Garben des Getreides. Nachdem die Samen allein zur Rasenanlage
in den Hocken gut nachgereift sind, wird an einem trockenen verwendet werden soll.
Tage eingefahren. Es werden dazu Wagen benutzt, welche so schadet eine so ge-
mit Planlaken belegt sind, damit von den jetzt sehr leicht ringe Beimengung von
ausfallenden Samen nichts verloren geht. Zu diesem Behufe Festuca pratensis nicht,

müssen auch die Garben sehr behutsam aufgehoben und da weder die schöne Festuca pratensis, Huds. %

° Meadow Fosoue-fcrrtww.

auf den Wagen gelegt werden. Zu Hause angelangt, werden grüne Farbe des Rasens wiesen-Schwingel,

die Garben auf untergelegte Planlaken ausgebreitet und dadurch alteriert wird, a Frucht von der Bauchseite,

dann die Samen mittels Knittel ausgeklopft oder ausge- noch die Blätter des b » vom Rü0gee"'
droschen, wobei darauf geachtet werden mufs, die Halme Wiesenschwingels d gal^e von der Bauchseite,

öfter zu wenden und rein auszuschütteln, damit alle Samen zwischen dem Raigras Vergr. 6 x 1.

rein herauskommen. Nachher werden die gewonnenen Samen unangenehm auffallen.

vor der Sonne ausgebreitet, damit sie vollkommen trocken Anders ist es, wenn Holcus lanatus und Bromus mollis

werden. Dabei ist zu beachten, dafs sie so zeitig wieder mit ausgesäet werden. Sie bringen, namentlich ersteres,

unter Dach gebracht werden, dafs nicht erst Tau dieselben im Rasen die unansehnlichen graugrünen Polster hervor

befällt. .Ein zu hohes Aufschichten des Ernteprodukts mufs und setzen ein Saatgut im Wert bedeutend herab. Festuca
 
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